// zuckerbeat vol. (3)46 – „wittgensteins monster“

mit neuer Musik von Captain Capa, der Compilation „Ten Years From Now“, Texta, Fettes Brot, Moop Mama, Pins, Morcheeba und Erdmöbel. // Nach 10 Jahren des Bestehens muss auch mal so richtig die Sau rausgelassen werden. Das sympathische Indie-Label „Audiolith“ aus Hamburg hat passend dazu einen schmissigen Juliläums-Sampler namens „Ten Years From Now“ auf den […]

mit neuer Musik von Captain Capa, der Compilation „Ten Years From Now“, Texta, Fettes Brot, Moop Mama, Pins, Morcheeba und Erdmöbel.

captain-capa// Nach 10 Jahren des Bestehens muss auch mal so richtig die Sau rausgelassen werden. Das sympathische Indie-Label „Audiolith“ aus Hamburg hat passend dazu einen schmissigen Juliläums-Sampler namens „Ten Years From Now“ auf den Markt geworfen, der mit allerhand unveröffentlichtem Material um die Ecke biegt. Neben Songs von Supershirt und Egotronic ist vor allem der rockige Bratze-Track „Fischsterben in Wilhelmsburg“ zu empfehlen. Ansonsten dürfen natürlich auch die Label-Mates von Tubbe, Captain Capa und Feine Sahne Fischfilet nicht fehlen. Wem das noch nicht reicht, der bekommt auf Silberling Nummer Zwei auch noch einen Stiff Little Spinners-Megamix von Kalipo präsentiert.

Da wird einem wirklich warm ums Herz und wir gratulieren natürlich auch noch einmal von ganzem Herzen. Ohne „Audiolith“ hätte uns in den vergangenen Jahren wirklich was gefehlt. Also herzlichen Glückwunsch und schöne Grüße: auf die nächsten zehn, die uns hoffentlich wieder jede Menge Acts bescheren, die wir ganz innig ins Herz schließen werden. Und wo wir gerade beim Thema „Audiolith“ sind. audiolith10In diesen Tagen erscheint auch noch das neue Album der vorab bereits erwähnten Label-Darlings von Captain Capa. Mit ihrem Elektro-Pop verzücken sie die Massen (und das nicht nur hieruzulande). Auf Scheibe Nummer Drei machen sich Hannes Naumann und Maik Biermann nun daran, die hohen Erwartungen zu bestätigen, welche viele Fans an sie haben. Kommt ja schließlich nicht alle Tage vor das eine Band von hier zu der renommierten „Vans Warped Tour“ eingeladen wird. „Foxes“ jedenfalls beginnt ziemlich gemäßigt, geht dann aber nach ein paar Minuten doch noch in die Vollen und wirft mit „Ikari“ auch einen echten Killer-Track für die Tanzfläche ab. Darüber hinaus wachsen die restlichen Tracks von Durchgang zu Durchgang und geben (vor allem über Headphones) immer wieder neue Nuancen Preis. So ist „Foxes“ das mit Sicherheit langlebigste Album der Band, die in den kommenden Monaten sicherlich auch hierzulande für zahlreiche Euphorieschübe bei den Clubgängern sorgen wird. Also feiert den Scheiß.

texta// Ebenfalls bemerkenswert ist, dass die renommierten Rap-Kollegen Texta aus Österreich inzwischen auch schon zwanzig Jahre auf dem Buckel haben. Nun erscheint unter dem Titel „XX – 20 Tracks aus 20 Jahren“ ein edler Sampler im schlichten Weiß, den man sich auf keinen Fall entgehen lassen sollte. Die Scheibe beleuchtet alle Schaffensphasen der Rap-Formation von Mitte der 90er („3 Uhr 10“) bis heute (Drahtseilakt“). Dazwischen finden sich zahlreiche Klassiker wie „Sprachbarrieren“ und „Neinsager“ vom gefeierten Album „Gegenüber“, sowie einige hübsche Feature-Parts von Blumentopf und Attwenger (in „Alt“ und „Schaun“). Texta haben in diesem Zusammenhang immer darauf verzichtet irgendwelchen Trends nachzulaufen, sondern sind sich bis heute treu geblieben. Lasst es euch also nicht entgehen, wenn die Jungs auf ihr zwanzigstes Jubiläum anstoßen. Noch dazu weil sich auf der Bonus-Disc ein bezauberndes DJ Dan „4020“ Mix befindet, das mit zahllosen B-Seiten, Raritäten und bislang noch unveröffentlichten Tracks gespickt ist.

Unbenannt-9// Ebenfalls zurück melden sich die werten Kollegen von „Klaus und Klaus und Klaus“ alias Fettes Brot und liefern nach einer zwischenzeitlichen Auszeit endlich mal wieder eine fette Ladung neues Material am Hafen der Popmusik ab. „3 is ne Party“ ist in diesem Zusammenhang ein waschechtes Raop-Album geworden, das mit „Echo“ schonmal einen veritablen Chart-Hit im Gepäck hat. Neben dem ebenfalls schon bekannten Rap-Monster „KussKussKuss“ wird diesmal aber auch reichlich Elektro-Pop zwischen gemischt und mit einer Arschbacke in der Disco hängen geblieben. Zu einer „wackeligen Angelegenheit“ wird die Scheibe aber dennoch nicht. Dafür sind die drei Jungs von der Küste einfach zu gewieft und versehen jeden noch so großen Pop-Thron-Anwärter mit einem hintersinnigen Twist oder Deichkind-Sidekick. Also feier den Scheiß. Ist ja ne Party und keine „Toten Manns Disco“, wie uns der Titel des größten Hits der Scheibe weiszumachen versucht.

moop-mama// Nachdem sie bereits mit ihrem Debüt für Furore auf den hiesigen Tanzflächen sorgten, machen sich Moop Mama nun daran, die Menschheit mit einer weiteren Portion Urban Brass in Verzückung zu versetzen. „Das rote Album“ besteht aus zwölf packenden Tracks, die all jenen gefallen dürften, die sich schon immer mal gefragt haben, wie es wohl klingen könnte, wenn Blumentopf zusammen mit den Bläsern von LaBrassBanda ins Studio schlendern. Die entspannten Passagen des Vorgängers sind in diesem Zusammenhang einer gewissen Dringlichkeit gewichen, die dafür sorgt, dass man schon nach wenigen Minuten in Richtung Tanzfläche abbiegen möchte. Songs wie „Krankes Wesen“ und „Roboter“ klingen dermaßen kratzbürstig, dass man sich immer wieder die Augen reibt und sorgen für das bisschen Mehr an Abwechslung, das es braucht, wenn man als Band langfristig interessant bleiben möchte. Soll heißen: Moop Mama haben auch auf ihrem zweiten Album alles richtig gemacht.

pins// Alle Fans von Sleater-Kinney und Le Tigre, kommen beim aktuellen Album der Girl-Gang Pins auf ihre Kosten. Die vierköpfige Gruppe aus Manchester geht auf ihrem Debütalbum „Girls Like Us“ äußerst kompromisslos in die Vollen. Die Gitarren schrammeln schön schräg und die Melodien kleben einem noch Stunden später im Ohr. Dabei vermengt das Quartett um Sängerin Faith Holgate die schönsten Momente von Garagenrock bis Noise-Pop und vernebelt einem damit ganz gehörig die Sinne. Mit „Mad For You“ und dem Titeltrack hat das Kollektiv außerdem zwei passable Hits für den Tanzboden am Start, die man sich am Liebsten in einer nebeldurchfluteten Indie-Disco zu Gemüte führen möchte. Soll heißen: was hier in den den „Liverpool’s Parr Street Studios“ aus dem Ärmel geschüttelt wurde, hebt sich gekonnt von der gegenwärtige Masse an Veröffentlichung ab und dürfte auch abseits des großen Hypes für Furore sorgen.

morcheeba// Die Trip-Hop Formation Morcheeba macht sich in diesen Tagen ebenfalls daran, ihrem achtzehn Jahre alten, wahrlich meisterhaften Debüt und den darauf folgenden Werken ein paar neue Episoden in Form von zurückgelehnten Songs hinzuzufügen. „Head Up High“ punktet mit einer homgenen Mixtur, bestehend aus entspannten Tracks und zielgerichteten Features aus dem Hause Rizzle Kicks und Chali 2NA. Dazu gibt’s ein paar bluesige Passagen und hübsche Gitarrenparts, die für eine gehörige Portion an Abwechslung sorgen und dazu beitragen, dass die Scheibe bis zum Ende hin spannend bleibt. Auf diese Weise dürfte die Band nicht nur ihre alten Fans bei der Stange halten, sondern auch eine neue Generation an Chill Out-Anhängern von sich überzeugen, die sich nach entspannten Melodien für die kalten Wintermonate sehnen. Hach, macht irgenwie nostalgisch, dieses Werk – aber im positiven Sinne.

erdmobel// Erdmöbel beglücken uns nach ihrem Album „Krokus“ in diesen Tagen auch mal wieder mit einer neuen Platte. „Kung Fu Fighting“ pendelt auf dem schmalen Grad zwischen Sixties-Pop und Meters-Funk. Die Scheibe ist in diesem Zusammenhang auch mit einer Portion mehr Dringlichkeit ausgestattet, als der Vorgänger. Die Vorgabe lautet: die Menschen sollen ins Staunen geraten und das gelingt der Gruppe auch außerordentlich gut. Ob im Titeltrack oder in dem bezaubernden „Cardiff“. Erdmöbel wissen um ihre Fähigkeiten und spielen ihre Trümpfe zielsicher aus. Darüber hinaus verpacken sie aber auch schon mal unschöne Wahrheiten in treffsichere Pop-Songs, wie dem „Club der senkrecht Begrabenen“. Wenn du auf das letzte Album von Kettcar stehst und noch immer auf eine Reunion von Tele hoffst, solltest du mal reinschnuppern. Und damit Schluss für heute. Bis zum nächsten Zuckerbeat.