mit neuer Musik von Arcade Fire, Dobré, Anna Calvi, Cass McCombs, Rainbirds, Aloe Blacc, AFI und Korn.
// Das Alben heute nicht mehr einfach nur veröffentlicht werden, sondern alles zum Event stilisiert werden muss, kann man finden, wie man will. Am Ende allerdings setzt sich dann doch meistens die Qualität durch, wenn es darum geht, den Silberling auch wirklich auf dem eigenen Soundsystem laufen zu lassen (oder sich via Streaming-Plattform zu Gemüte zu führen). Arcade Fire haben um ihre neue Platte ein großes Tohuwabohu veranstaltet. Und nun… wo man das Teil wirklich in den Händen hält, wirkt das Ganze auch erstmal ein bisschen unwirklich. Darauf haben wir also die ganze Zeit gewartet? Ein ausuferndes Doppelalbum mit 13 Songs, das auch auf einem Silberling Platz gefunden hätte – welches in dieser Form allerdings den einzelnen Songs (oder nennen wir sie besser Epen), mehr Raum zur Entfaltung einräumt. Auf einer Cd – so viel ist sicher, hätte einen dieses Album erst einmal erschlagen. So aber beginnt man das schimmernde „Reflektor“ zu entschlüsseln und fragt sich in diesem Zusammenhang nicht einmal, ob man die Musik eigentlich gut findet. Arcade Fire bringen es fertig, dass sich die Hörer reinwühlen in ihre Songs. Zusammen mit James Murphy als Produzenten haben sie ein komplexes Album aufgenommen, das bezaubernde Pop-Momente der Marke „You Already Know“ beinhaltet, aber ansonsten lediglich die Grenzen von Disco und Indie-Pop auslotet. Soll heißen: „Reflektor“ ist ein verspultes Erlebnis, auf das man sich einlassen muss. Wer das tut, wird mit einem langlebigen Disco-Pop-Werk beschenkt, das sich auch ideal dazu eignet, auf der nächsten „80s Disco“-Party als Rausschmeisser zu fungieren. Allein das ist schon bemerkenswert, genauso wie diese Band.
// Nachdem ihr süßlicher Mini-Pop-Hit „Going Under“ bereits auf diversenen Radiosendern rauf und runter gespielt wird, wollen wir heute die Gelegenheit nutzen, euch auf das aktuelle Album der Gruppe Dobré aufmerksam zu machen. „United“ ist nach „Do The Dobré“ bereits das zweite Werk der Band und besticht durch hintersinnige Texte und einer gehörigen Portion an 60er Jahre-Nostalgie. Es dauert nicht lange, dann lässt einen die Musik nicht mehr los. Diese Leichtigkeit. Dieses Gespür für Melodien. Diese zauberhaften Chöre. Hier passt einfach alles zusammen. In Sachen Qualität stehen die neuen Songs den alten Sachen in nichts nach und so freuen wir uns, euch diese Band um Martin Pöner, Ludwig Kettenberger, Pete Brass und Michael Schröcker ganz innig ans Herz zu legen. Fazit: Dobré sind der best gehütetste Indie-Pop-Geheimtipp des Herbstes.
// In sich gekehrt präsentiert sich die Musikerin Anna Calvi auf ihrem aktuellen Album. „One Breath“ erinnert in diesem Zusammenhang ein wenig an das letzte Album von PJ Harvey und gehört mit zum Besten, was die Künstlerin bis dato veröffentlicht hat. Zu dieser Klängen werden alle Fans von Bat For Lashes und Konsorten mit der Zunge schnalzen. Die Stücke, die unter der Regie von John Congleton entstanden sind, der schon mit so renommierten Acts wie Bill Callahan, Erykah Baduh und Modest Mouse zusammen im Studio saß, strahlen einen romantisch-düsteren Charme aus, der einen immer wieder einen kalten Schauer über den Rücken jagt. Wenn du also auf dunkle Pop-Poesie abseits der gängigen Schubladen stehst, schnupper mal rein. Das neue Album von Anna Calvi könnte dir in diesem Herbst noch ganz tief ans Herz wachsen.
// Gleich zwei Silberlinge knallt uns in der Zwischenzeit der Songwriter Cass McCombs vor den Latz und unterläuft damit alle Erwartungen. Die 22 Stücke entpuppen sich nämlich als charmanter Experimentierkasten, welcher die Grenzen dessen auslotet, was unter dem Banner der Liedermachermusik heutzutage so möglich ist. Da mag man sich noch nicht einmal sonderlich darüber aufregen, das hin und wieder sogar in countryeske Gefilde abgedriftet wird, weil „Big Wheel And Others“ abseits davon noch einiges mehr zu bieten hat. Der Musiker wagt sich nicht nur an ambitionierte Jazz-Klänge heran, sondern lässt zwischenzeitlich auch mal dem Rock´n´Roller in sich freien Lauf, bevor er dann mit „Brighter!“ zum großen Rundumschlag auf die Pop-Charts im Radio ausholt. Dass all das so perfekt miteinander harmoniert, ist vor allem den musikalischen Ambitionen des Musikers geschuldert, der alle Klischeefallen problemlos umschifft. Wenn du also mal wieder ein richtig abwechslungsreiches Liedermacher-Werk hören möchtest, schnupper mal rein.
// In diesen Tagen kommen wir außerdem in den Genuss einer Special Edition des altehrwürdigen Erstlings aus dem Hause Rainbirds. Von Starproduzent Udo Arndt in Szene gesetzt, umschwebt das Album ein Hauch von Nostalgie, der viele auch beim Wieder-Hören des Mega-Hits „Blueprint“ einholen dürfte. Die Gruppe um Katharina Franck und Rod Gonzales gehörte damals zu den größten Rock-Acts des Landes und ihre Musik hat auch heute nichts von ihrem Charme verloren. Neben den Originalaufnahmen finden sich auf der zweiten CD außerdem eine ganze Reihe an unveröffentlichten Demos und Live-Aufnahmen aus Berlin, Baunatal und Bocholt. Zu guter Letzt kommen alle Fans außerdem in den Genuss einer Bonus-DVD, die einen Live-Auftritt der Band beim „International Rock Concert Against Apartheid“ in Ostberlin (Weißensee) im Jahre 1988 umfasst. Wenn du also mal wieder so richtig schön in Erinnerungen schwelgen möchtest, schnupper mal rein.
// Nach seinem Megahit „I Need A Dollar“ legt Aloe Blacc nun ein weiteres Album vor, das gleich mal standesgemäß mit der Acoustic-Version des Avicii-Knallers „Wake Me Up“ loslegt. Was anschließend folgt, ist ein bunter Strauß unterschiedlichster Pop-Hymen, die allesamt auf einem Soul-Fundament fußen. So ist es vor allem die ausgezeichnete Stimme des Sängers, die dieses Album zusammenhält, welches unter anderem von DJ Khalid (Kanye West & Eminem) und Harold Lilly (Beyonce & Alicia Keys) produziert wurde. „Lift Your Spirit“ ist in diesem Zusammenhang ein würdiger Nachfolger zum gefeierten „Good Things“, der keineswegs mit den typischen Problemen eines Megahit-Nachfolgewerks zu kämpfen hat. Aloe Blacc besinnt sich einfach auf seine Stärken und macht sein Ding. Und das ist auch verdammt nochmal gut so.
// Ziemlich düster geht’s auf dem aktuellen Album der altehrwüdigen Emo-Rocker von AFI zu. „Burials“ absolviert einen imposanten Drahtseilakt zwischen Type O Negative und Billy Talent. Funktioniert aber über die volle Distanz von 13 Songs außerordentlich gut. Mit ihrer Single „17 Crimes“ dürften sie deshalb auch schon in Kürze in jeder angesagten Indie-Rock-Disco auf Dauerrotation laufen. Schmissigeres jedenfalls hat man von der Platin-Rockern bisher nur selten vor den Latz geknallt bekommen. Das Kontrastprogramm dazu liefern einige brettharte Songs, die mit einem santen Hauch Glam-Rock garniert wurden. Soll heißen: auch 18 Jahre nach ihrem Debütalbum hat die Musik von AFI nichts von ihrer Anziehungskraft verloren und Sänger Davey Havok gehört mit seiner wandlungsfähigen Stimme immer noch zu den Vorreitern des Genres.
// Zu guter Letzt noch ein Hinweis auf das neue Album der altehrwürdigen NuMetal-Recken von Korn, die sich zu Ehren ihres aktuellen Longplayers mal eben als Band wiedervereinigt haben. Brian Phillip „Head“ Welch ist nämlich wieder mit an Bord und zusammen mit seinen Kollegen Jonathan Davis, James `Munky‘ Shaffer, Reginald `Fieldy‘ Arvizu und Ray Luzies macht er auch wieder ordentlich Rabatz. „The Paradigm Shift“ wendet sich in diesem Zusammenhang wieder dem Krawall-Rock von früher zu. Schon der Opener fungiert als eine Art verlängerter Arm des großen Hits „Freak On A Leash“ und auch die restlichen Stücken können durchaus Hit-Potenzial vorweisen. Experimentiert haben die Mitglieder ja in den vergangenen Jahren schon genug, weshalb wir uns jetzt einfach mal über dieses gelungene „Comeback“-Album freuen. Also weiter so. Und wir sagen tschüß für heute. Bis zum nächsten Zuckerbeat.
UND WAS NUN?