// aufgelesen vol. (1)58 – „der fuchs“

mit neuen Büchern von Nis-Momme Stockmann, Antonia Baum und Schorsch Kamerun. // Wenn Vorstellungen auf die Realität treffen, ist man trotzdem immer noch ein Stück weit erschüttert. Vor allem dann, wenn es sich dabei um das Schicksal eines geliebten Menschen dreht. Antonia Baum, die uns bisher schon mit ihrer frechen Sprache zu beglücken wusste, widmet […]

mit neuen Büchern von Nis-Momme Stockmann, Antonia Baum und Schorsch Kamerun.

tony-soprano// Wenn Vorstellungen auf die Realität treffen, ist man trotzdem immer noch ein Stück weit erschüttert. Vor allem dann, wenn es sich dabei um das Schicksal eines geliebten Menschen dreht. Antonia Baum, die uns bisher schon mit ihrer frechen Sprache zu beglücken wusste, widmet sich diesmal einem wirklich dunklen Abschnitt aus ihrem Leben. Ihr Vater nämlich liegt auf der Intensivstation und irgendwie passt da etwas nicht zusammen. Ihr Vater war doch immer ein starker Mensch gewesen, so etwas wie ein Fixpunkt in ihrem Leben und jetzt liegt er auf einmal ohnmächtig vor ihr. Und so erinnert sie sich an ihre Lieblingsserie, das Gangster-Epos „The Sopranos“, das wir all jenen, die es noch nicht kennen, an dieser Stelle nochmal innig ans Herz legen möchten und findet plötzlich Parallelen zwischen Szenen der Serie und ihrem echten Leben. Ob am Ende alles gut ausgeht? „Tony Soprano stirbt nicht“ geht einem ans Herz und zwar nicht auf diese klischeehafte Weise. Antonia Baum hat ein Buch geschrieben, das bewegt und so können wir es all unseren Lesern auch nur innig ans Herz legen.

fuchs// Auf der Suche nach den kleinen Dingen, das ist Nis-Momme Stockmann in seinem neuen Roman. Ausgehend von einer Flutkatastrophe nimmt uns der Autor mit auf einen waghalsigen Trip, der allen Fans von David Foster Wallace ein breites Grinsen aufs Gesicht zaubern dürfte. In „Der Fuchs“ steht dabei ein gewisser Finn Schliemann im MIttelpunkt, der im Angesicht einer Tragödie nochmal sein Leben Revue passieren lässt und dabei allerhand verrückte Geschehnisse ans Tageslicht zerrt. So treffen wir in Folge dessen nicht nur auf einen dicken Jungen namens Dieogo, sondern auch auf eine gewisse Katja, die sich als überaus phantasievoll entpuppt. Zusammen denken sie sich fortan Geschichten aus, die sie allesamt in ein Buch eintragen. Zunehmend allerdings ergreift die Magie, die dabei in der Luft liegt, immer mehr Besitz von ihnen und die Grenze zwischen Realität und Fiktion droht zu verschwimmen. Katja wiederum bringt das in die Psychatrie, doch wie bitteschön konnte sie damals diese Flutwelle vorausahnen, die sich gerade unter seinen Füßen bahnbricht. Eine spannende Reise in die Vergangenheit und die Zukunft beginnt, die man sich als Fan von herausfordernden Stoffen auf keinen Fall durch die Lappen gehen lassen sollte.

schorsch// Schorsch Kamerun ist nicht nur Sänger der renommierten Band „Die Goldenen Zitronen“, sondern auch als Theaterregisseur und Hörspielkünstler aktiv. Zusammen mit seinem alten Kumpel Rocko Schamoni gründete er außerdem den „Golden Pudel Club“ und hat nun auch als Literat ein heißes Pferd im Stall. in sein Buch  „Die Jugend ist die schönste Zeit des Lebens“ fließt nicht nur seine eigene Biografie mit ein, er schafft es auch eine überaus spannende Geschichte aus dem Ärmel zu schütteln, die man nahezu in einem Rutsch durchlesen möchte. Im Mittelpunkt steht dabei  ein Typ namens Horsti, der sich als Person des Widerstands begreift. Der anarchistische Ansatz des Protagonisten bringt ihn dazu, immer wieder zahlreiche Autoritätspersonen zu überlisten und als Teil des Systems ganz schön für Furore unter allen Beteiligten zu sorgen. Trotzdem lebt er irgendwie einen inneren Widerspruch, der ihm auch durchaus bewusst ist. Gerade daraus allerding zieht diese Geschichte auch ihre Kraft und so können wir sie all unseren Lesern auch nur innig ans Herz pressen.