mit neuen Büchern von Thomas Melle, Hanney Eyber / Rio Reiser, Jeff Lenburg, Jon Ronson und Nele Pollatschek.
// Eines der mutigsten Werke in diesen Tagen stammt aus der Feder des Schriftstellers Thomas Melle. In seinem Buch „Die Welt im Rücken“ schreibt er über den Umgang mit einer manisch-depressiven Erkrankung. Nach seinem atemlos-machenden Debütroman „Sickster“ und dem Nachfolger „3000 Euro“, hat er den Blick diesmal nach innen gerichtet. Er ist selbst seit vielen Jahren bipolar und so ist dieses Werk auch eine Chronik seiner bisherigen Erfahrungen. In intensiven Passagen erzählt er davon, wie das Leben langsam seine Kontinuität verliert. Es ist nicht einfach dieses Werk zu lesen, weil es an den Grundlagen unseres Daseins rüttelt. Gerade deshalb aber ist es eines der wichtigsten Werke der Gegenwart und steht völlig zu Recht auf der Longlist der Frankfurter Buchmesse. Wenn du also mal wieder ein ebenso packendes wie berührendes Buch lesen möchtest, dann lass dir diesen literarischen Befreiungsschlag nicht entgehen.
// Wer auf Biografien steht, der kommt derweil bei Hannes Eyber auf seine Kosten. Der erzählt nämlich zusammen mit Rio Reiser selbst (das Original stammt aus dem Jahre 1994) die Geschichte seines Lebens und das allein schon macht „Rio Reiser – König von Deutschland“ zu einer unverzichtbaren Lektüre für jeden „Ton Steine Scherben“-Anhänger. Die Neuauflage ist dabei nicht nur mit einem packenden Vorwort von Rocko Schamoni versehen, sie widmet sich auch den wilden Tagen in Reisers Geschichte. Ob als Musiker oder Privatmensch. Man hat das Gefühl hier ganz tief in die Gedankenwelt des Protagonisten einzutauchen und bekommt noch dazu ein paar imposante Hintergrundinformationen zur vielschichtigen Musik des Künstlers präsentiert. Wenn du also auch in „Erinnerungen an TON STEINE SCHERBEN und mehr“ schwelgen willst, dann lass dir dieses literarische Update nicht durch die Lappen gehen.
// Fans der Simpsons kommen derweil beim aktuellen Werk von Jeff Lenburg auf ihre Kosten. Der hat sich nämlich daran gemacht, das Leben des legendären Schöpfers Matt Groening mal etwas genauer unter die Lupe zu nehmen und trifft auf einen Menschen, der keinen großen Wert aufs Rampenlicht legt. Schon immer ist Matt Groening ein Außenseiter gewesen und wahrscheinlich gelingt es ihm auch deshalb seine satirischen Seitenhiebe auf die Gesellschaft so formvollendet in eine Zeichentrickserie zu transferieren, die sowohl für Kids wie auch für Erwachsene funktioniert. „Matt Groening – Der Gott der Simpsons“ liefert dabei interessante Einblicke hinter die Kulissen und versucht sich dem Menschen hinter den witzigen Figuren zu nähern. Wenn du also auf locker-getextete, biografische Werke stehst, dann schnapp dir dieses Buch.
// Jon Ronson wiederum klagt in seinem neuen Werk erst einmal die heutige Gesellschaft an. Durch die sozialen Medien, so der Autor, kann praktisch jeder zum Opfer von Schmähungen werden und so wird immer wieder darauf verwiesen, dass schon die banalsten Kleinigkeiten zu einem riesigen Orkan anschwellen können. „In Shitgewittern“ zeichnet dabei nicht nur ein vielschichtiges Bild unserer Zeit, der Autor von „Männer, die auf Ziegen starren“ schafft es auch sich in die Rolle der Opfer hinein zu versetzen. Mit seinem Werk gelingt es ihm dabei einerseits ein sehr ernstes Thema aufzugreifen, selbiges allerdings überaus schlagfertig darzureichen, was dieses Werk zu einem der spannendsten Sachbücher des Herbstes werden lässt. Wenn du also auch einer derjenigen bist, die gerne Vorteile und Nachteile der sozialen Medien gegeneinander abwägt, dann bist du hier genau an der richtigen Adresse. Denn Vorsicht: hier drin wird mehr als deutliche „wie wir uns das Leben zur Hölle machen“. Also einfach mal reinschnuppern. Es lohnt sich.
// Um „Das Unglück anderer Leute“ wiederum dreht sich das Debüt von Nele Pollatschek. Die in Ost-Berlin geborene Dozentin und Studentin der Englischen Literatur und Philosophie stellt in ihrem Werk die 25jährige Thene in den Mittelpunkt des Geschehens. Dass sich deren Dasein als Studentin in Oxford mit Zweitwohnsitz in Heidelberg in verblüffender Weise mit ihrem eigenen Lebenslauf zu decken scheint, ist dabei mit Sicherheit keinem Zufall geschuldet. Als Sprössling einer Patchwork-Familie herrscht in ihrem Leben ziemliches Chaos. Ihre Mutter Astrid möchte am liebsten die Welt retten, hat aber kein allzu großes Interesse an ihrer Tochter und ihr Vater ist mal eben für fünf Jahre abgehauen, als Thene das zehnte Lebensjahr erreicht hatte. Dazu gesellen sich ein paar weitere, spannende Charaktere, die einen engen Bezug zu Thenes Leben haben. Zur Mastverleihung in Oxford reist die komplette Familienbande dann auf einmal auch noch wie aus dem nichts an und das Chaos ist perfekt. Wenn du also mal wieder eine richtig schön-tragikomische Geschichte lesen möchtest, dann lass dich von diesem Buch hier verzaubern.
UND WAS NUN?