// zuckerbeat vol. (4)76 – „tempo“

mit neuer Musik von Lana del Rey, Kosmonovski, Faber, Broken Social Scene, The Tidal Sleep und Oh Wonder. // Wir hatten sie gerade schon wieder ein wenig vermisst, da biegt Lana del Rey auch schon mit einem neuen Album um die Ecke. Nach dem spannenden Vorgänger, der so schön verstrahlt die Welt in Retrofarben tauchte, […]

mit neuer Musik von Lana del Rey, Kosmonovski, Faber, Broken Social Scene, The Tidal Sleep und Oh Wonder.

// Wir hatten sie gerade schon wieder ein wenig vermisst, da biegt Lana del Rey auch schon mit einem neuen Album um die Ecke. Nach dem spannenden Vorgänger, der so schön verstrahlt die Welt in Retrofarben tauchte, erstrahlt auch die neue Platte wieder in diesem charmanten Vintage-Look, welcher ihre Musik seit jeher zu prägen scheint. „Lust For Life“ ist in diesem Zusammenhang allerdings auch gleichzeitig das abwechslungsreichste Album der 32-jährigen Künstlerin und macht gerade deshalb so verdammt viel Spaß. Für einige Überraschungsmomente sorgen in diesem Zusammenhang vor allem die vielen Gaststars, die del Rey diesmal um sich geschart hat. Ob dabei nun The Weeknd den Titeltrack veredelt oder A$ap Rocky und Playboi Carti in „Summer Bummer“ um die Ecke biegen. Alle Songs strahlen dennoch die gleiche Retro-Atmosphäre aus, wie schon die Alben zuvor. Besonders schön gefallen uns in diesem Zusammenhang übrigens die Sidekicks von Stevie Nicks und dem hoffentlich bald mal wieder ein Album veröffentlichenden John Lennon-Sprössling Sean Ono Lennon, der uns das bezaubernde „Tomorrow Never Came“ ins Ohr säuselt. Wenn du also auf Musik stehst, die die Welt um dich herum auf Zeitlupe schaltet, dann bist du bei „Lust For Life“ genau an der richtigen Adresse.

// Wer die Jungs von Muff Potter vermisst, der sollte jetzt mal die Lauscher ganz weit aufsperren. Kosmonovski sind nämlich genau die eine Band, die einen mit ihrem Mix aus poppigen Melodien und punkigen Riffs ein breites Grinsen aufs Gesicht zaubert. Ihr Debütalbum, welches in diesen Tagen via „This Charming Man“ auf CD und Langspielplatte erscheint, beinhaltet neun Songs die auf famose Weise zornige Passagen mit hymnischen Melodien kontert. Schon beim zweiten Durchlauf ist man wie gefesselt von dieser Platte, die mit ihren neun Stücken so dringlich daher kommt, dass man sie sofort wieder von vorne hören möchte. Nach mehreren Durchläufen wird außerdem deutlich, dass sich die Jungs um Holger Denninger (Ex The A.M. Thawn) ihre größten Hits für die B-Seite aufgehoben haben. Neben dem famosen Rausschmeißer „Kasino“ und dem power-geladenen „Tempo“ findet sich auf Hälfte zwei auch der Über-Song „Nie mehr“, der jetzt schon ein heißer Anwärter auf die persönlichen Jahrescharts sein dürfte. Worauf also wartest du noch? Schnapp dir das Album.

// Regelrecht durch die Decke geht ja derzeit der Liedermacher Faber. Mit seinen expliziten und vor allem authentischen Stücken trifft er einen Nerv, ähnlich wie es einst Wanda mit ihrem Debütalbum gelungen ist. Nach zahlreichen Vorabsingles steht nun das erste Album des Künstlers in den regalen und das hat es in sich. Neben bereits bekannten Stücken wie dem vorzüglichen „In Paris brennen Autos“ oder dem hymnischen „So soll es sein“ schafft es der Musiker auch mit den neuen Songs einen sofort in eine Art Paralleluniversum zu transfereiern. Heraus kommen glaubwürdige Songs übers „ficken“ und „im Stehen pissen“ und man spürt in jedem Moment, mit welcher Hingabe der 23-Jährige hier seine Zeilen ins Mikrofon pfeffert. Wenn du also auf deutschsprachigen Liedermacher-Pop mit Ecken und Kanten stehst, dann lass dir dieses lässige Werk nicht entgehen. „Sei ein Faber im Wind“ macht nämlich einfach nur verdammt viel Spaß.

// Auch wenn wir aufgrund akuter Reizüberflutung auf dem Veröffentlichungsmarkt gar nicht so recht mitbekommen haben, dass die Broken Social Scene für geraume Zeit von der Bildfläche verschwand, müssen wir doch feststellen, dass wir sie ganz schön vermisst haben. Ihr neues Album nämlich versetzt uns nämlich noch einmal ein paar Jahre zurück in der Zeit und sorgt dafür, dass man sich sofort im Batik-Shirt zum nächsten Hippie-Festival begeben möchte. Ja, dieses Kollektiv hier nimmt sich doch tatsächlich noch die Zeit einen Song zu entwickeln und ihn dann nicht die Ecken und Kanten abzuwetzen. Ganz im Gegenteil: die ausufernden Stücke der Band um Kevin Drew und Brendan Canning reißen einen in einen regelrechten Sog der Emotionen und so kommt man einfach nicht mehr los von diesem Album, wenn man ihm mal ein paar Durchläufe geschenkt hat. Ob uns die neue Scheibe von Arcade Fire da genauso viel Spaß machen wird? Wir sind gespannt und freuen uns über die vielen neuen Stücke von Amy Millan (Stars), Feist und Emily Haines. Schlicht bezaubernd, dieses Werk.

// The Tidal Sleep veröffentlich inzwischen auch schon ihr drittes Album und das hat es in sich. Im Rama Tonstudio in Mannheim in Szene gesetzt beschert uns die Band ein spannendes Posthardcore-Werk, dem man die Erfahrung der Band anhört. Auf „Be Water“ bündeln die Kollegen um Sänger Nic ihre Stärken und bescheren uns ein Werk im Grenzgebiet von Piano Become The Teeth und Thrice. Mit ihren knappen 38 Minuten ist die Scheibe außerdem noch herrlich knackig geraten, so das bis zum Ende auch keinerlei Langeweile aufkommt. Mit „Be Water“ haben sich The Tidal Sleep zudem endgültig von allen Erwartungshaltungen befreit. Sie klingen aufgrund ihrer dynamischen und emotionalen Passagen schlicht wie sie selbst und doch merkt man, dass ihre Wurzeln im Emo und Hardcore-Bereich der 90er Jahre zu finden sind. Wenn du also auch heute noch auf große Emotionen stehst, dann lass dir dieses Werk nicht entgehen.

// Zu guter Letzt noch der Hinweis auf das Album eines spannendes Duos, das man sich als Fan von zeitgenössischer Pop-Musik nicht entgehen lassen sollte. Die beiden klassischen Musiker Josephine Vander Gucht und Anthony West haben in einem schnuckeligen Studio in London nämlich unter dem Banner Oh Wonder genau die Art von Musik entworfen, mit der uns einst auch The XX so bezauberten. Die Songs, die dabei entstehen, entwickeln sich schnell zum Internet-Hype und bescheren der Band über 300 Millionen Streams. Nun steht mit „Ultralife“ das neue Album in den Regalen und das deckt eine irrwitzige Spannbreite ab. Ob HipHop-Anleihen, Balladen oder Feel-Good-Hymnen. Oh Wonder verstehen es sehr gekonnt Pop und Electronica miteinander zu vermengen und setzen sich damit immer wieder zwischen die Stühle. Wenn du also auf Popmusik stehst, die gerne mal grenzen auslotet, dann lass dir dieses Werk nicht entgehen. Un damit Schluss für heute. Bis zum nächsten Zuckerbeat.