// aufgelesen vol. (1)88 – „longlist“

mit unserem Buchpreis-Special und den Longlist-Werken von Sven Regener, Kerstin Preiwuß, Birgit Müller-Wieland, Jonas Lüscher und Robert Prosser. // Über Sven Regener selbst brauchen wir eigentlich keine großen Worte mehr verlieren. Der renommierte Autor beschert uns in diesen Tagen einen solch herzerwärmenden Roman, dass es einem immer wieder die Mundwinkel nach oben zerrt. „Wiener Strasse“ […]

mit unserem Buchpreis-Special und den Longlist-Werken von Sven Regener, Kerstin Preiwuß, Birgit Müller-Wieland, Jonas Lüscher und Robert Prosser.

// Über Sven Regener selbst brauchen wir eigentlich keine großen Worte mehr verlieren. Der renommierte Autor beschert uns in diesen Tagen einen solch herzerwärmenden Roman, dass es einem immer wieder die Mundwinkel nach oben zerrt. „Wiener Strasse“ versetzt uns dabei zurück ins Westberlin der 80er Jahre. Frank Lehmann findet sich auf einmal zusammen mit seiner „Nichte“ Chrissie und den beiden Künstlern Karl Schmidt und H.R. Ledigt in einer Behausung nahe des „Cafe Einfall“ wieder, weil Erwin Kächele endlich seine Familienplanung vorantreiben möchte. Das Chaos ist also von der ersten Zeile an vorprogrammiert und dann auch noch ein Kontaktbereichsbeamter und ein österreichischer Aktionskünstler auf der Mattscheibe auf. Was das Ganze mit einem Intimfriseurladen zu tun hat. Nach seinem großen Erfolg mit „Herr Lehmann“ und den nachfolgenden Romanen „Neue Vahr Süd“ und „Der kleine Bruder“ versetzt uns der Auto rabermals über 30 Jahre zurück in der Zeit und schafft es dabei sogar dem jungen Lehmann noch ein paar charmante neue Facetten abzuringen. Wenn du also auf Geschichten im Milieu der Hausbesetzer und Performancekünstler stehst, dann lass dir dieses Werk nicht entgehen.

// Birgit Müller-Wieland wiederum beschert uns im „Otto Müller Verlag“ nach ihrem Gedichtband namens „Reisen Vergehen“ aus dem vergangenen Jahr nun wieder einen Roman namens „Flugschnee“, den ihr euch ebenfalls nicht entgehen lassen solltet. Sie wirft darin die Frage auf, was eigentlich eine glückliche Familie ausmacht? Nachdem ihr Bruder Simon eines Tages verschwindet und so gräbt die Protagonistin in ihren eigenen Erinnerungen um einen Grund dafür zu finden. Sie spannt dabei ein weites Netz, das sich schnell über ganz Europa ausbreitet und man merkt schnell, dass hier viel Unausgesprochenes im Raum steht. Was das Ganze mit einem Wintertag im Hause ihrer Großeltern zu tun? Am besten du findest es selbst heraus und lässt dich ein auf diese spannende Geschichte, die aufzeigt, wozu Familiengeheimnisse am Ende führen können. Jonas Lüscher wiederum schaffte es bereits 2013 auf die Longlist mit seinem Werk „Frühling der Barbaren“ und ist nun abermals mit seinem Roman „Kraft nominiert. Das Werk, welches beim Verlag „C.H.Beck“ erscheint widmet sich dabei einem Rhetorikprofessor aus Tübingen, der unglücklich mit seiner Ehe ist und noch dazu auch in finanzieller Hinsicht überaus abgebrannt ist. Als ihn eines Tages ein alter Weggefährte namens István dazu einlädt, an einer Preisrunde an der Stanford Universität teilzunehmen, entscheidet er sich spontan mitzumachen und muss nun einen 18-minütigen Vortrag darüber halten, warum alles auf der Welt von Grund auf gut ist. Für die beste Antwort wird es eine Million Dollar geben und damit könnte er ein neues Leben beginnen und sich noch dazu von seiner Frau lösen. Wenn du also auf Geschichten über gescheiterte Existenzen stehst, dann lass dir dieses Werk nicht entgehen. Es bewegt sich abseits gängiger Klischees und hält einen bis zur letzten Seite bei der Stange. Der Roman „Phantome“ wiederum wendet sich einem jungen und verliebten Pärchen zu. Anisa und Jovan allerdings sehen sich mit dem Schrecken des Balkankriegs konfrontiert und so entscheidet sie sich nach Wien zu fliehen, während er zum Militär muss. Dabei stellt der in Wien lebende und in Tirol geborene Autor Robert Prosser immer wieder die Frage nach der eigenen Zugehörigkeit und verweist dabei immer wieder auf die bewegte Geschichte unseres europäischen Kontinents. Sein Werk namens „Phantome“, welches bei „Ullstein“ erscheint, dreht sich um Krieg, Flucht und die Suche nach dem Sinn und ist damit hochaktueller denn je.

// Abschließend wenden wir uns noch dem neuen Werk von Kerstin Preiwuß zu. Die erzählt in ihrem neuen Roman eine Geschichte aus der Provinz, der allerdings so gar nichts Provinzielles anhaftet. Ganz im Gegenteil: die Story rund um Matuschek, einem Wetterbeobachter, Taubenkenner und ewigen Junggesellen, macht einem noch einmal deutlich, das sich das Glück oft in den kleinen Dingen des Lebens finden lässt. Wenn du also auch die Antworten auf die großen Fragen im Leben suchst, dann musst du vielleicht einfach nur ein bisschen genauer hingucken und den Blick auf die Details richten. Wer weiß, was sich dort versteckt und was das Leben sonst noch so alles zu bieten hat. Preiwuß gelingt mit „Nach Onkalo“ ein echter Hingucker und wir hoffen, dass ihr genauso begeistert seid wie wir von den vielen spannenden Werken, mit denen ihr euch ganz problemlos die Zeit bis zur diesjährigen Buchmesse vertreiben könnt.