// aufgelesen vol. (2)70 – „das volk der bäume“

mit neuen Werken von Hank Green, Hanya Yanagihara und Fatima Farheen Mirza. // Wer sich gerne in literarischer Hinsicht mit den modernen Medien auseinander setzt, der kommt am aktuellen Roman von Youtube-Star Hank Green nicht vorbei. In seiner Geschichte namens „Ein wirklich erstaunliches Ding“ konfrontiert er uns mit der 23-jährigen April May, die das Video […]

mit neuen Werken von Hank Green, Hanya Yanagihara und Fatima Farheen Mirza.

// Wer sich gerne in literarischer Hinsicht mit den modernen Medien auseinander setzt, der kommt am aktuellen Roman von Youtube-Star Hank Green nicht vorbei. In seiner Geschichte namens „Ein wirklich erstaunliches Ding“ konfrontiert er uns mit der 23-jährigen April May, die das Video einer selbst-kreierten Roboter-Skulptur ins Internet stellt. Sie nennt sie Carl und denkt sich nichts groß bei ihrer Aktion, aber dennoch verändert sich ihr Leben anschließend auf radikale Art und Weise. Schon nach kurzer Zeit nämlich tauchen überall im Netz und rund um den Erdball weitere Carls auf von denen niemand weiß, wo sie herkommen. Auf diese Weise wird April kurzerhand zur Carl-Expertin ernannt und die Medien wollen alle ein Stück von ihrem Leben abhaben. Ihre Videos werden fortan Millionen Male geklickt, doch es sind nur Lobpreisungen, die dort auf sie warten. Schnell offenbart sich für die Protagonistin auch die Kehrseite des schönen Scheins und der Aufmerksamkeit und schon bald stellt sich die Frage, wie diese Lawine eigentlich noch zu stoppen ist. Wenn du also mal wieder ein spannendes Werk über Social Media und die Folgen lesen möchtest, dann lass dir dieses packende Buch nicht durch die Lappen gehen.

// Ein wirklich bemerkenswertes Buch hat auch Hanya Yanagihara aus dem Ärmel geschüttelt. „Das Volk der Bäume“ nennt sich ihr im „Hanser“-Verlag veröffentlichtes Werk, das eine spannende Reportage mit einem Kriminalroman kreuzt. Das wiederum funktioniert so hervorragend, dass man sich bisweilen einbildet selbst Teil der Handlung zu sein. Die sprachlichen Mittel der Autorin sind bemerkenswert und die Geschichte eine echte literarische Herausforderung. Trotzdem oder genau deswegen passt am Ende tatsächlich alles zusammen und wir begeben uns auf eine spannende Expedition in eine unbekannte Welt im Dschungel Mikronesiens. Die unberührte Natur und wie sie von Yanagihara beschrieben wird, ist ganz große Handwerkskunst und so schleicht sich mit jeder weiteren Seite so langsam ein Gefühl der Verunsicherung beim Leser ein. Je weiter wir uns nämlich vorwagen in diese faszinierende Welt, umso mehr laufen wir Gefahr, dass unsere Träume irgendwann von der Gier zerfressen werden. Und so ist „Das Volk der Bäume“ vor allem eines, nämlich ein faszinierendes Portrait über uns als Menschen.

// Mit Eifersucht unter Geschwistern, kenn sich wahrscheinlich jeder aus, der selbst einen Bruder oder eine Schwester hat. Fatima Farheen Mirza, eine Wahl-New Yorkerin, welche in Kalifornien aufwuchs, schafft es uns mit einer Geschichte über das Wesen einer Familie zu berühren, wie kaum ein anderes Buch in diesen Tagen. Dabei treffen wir auf Amar, der als einziger Sohn in seiner Familie aufwächst. Er rebelliert gegen seine muslimischen Eltern und wird dabei immer wieder von seiner älteren Schwester Hadia in Schutz genommen. Als ein Streit zwischen ihm und seinem Vater allerdings eskaliert, läuft der junge Mann von zu Hause wird und sein Platz in der Familie wird nach und nach von Hadia beansprucht. Als Selbiger allerdings nach vielen Jahren zurückkehrt, droht plötzlich das fragile Gleichgewicht ins Wanken zu geraten und schon bald liegt kein Stein mehr auf dem anderen. Wenn du also auf vielschichtige Familienportraits stehst, dann lass dir dieses Werk nicht entgehen. Und damit Schluss für heute. Bis zur nächsten Leserunde.