mit neuen Werken von Roberto Saviano, Rob Hart und Katja Oskamp.
// Roberto Saviano führt uns in diesen Tagen wieder in Richtung Unterwelt hinab. Es geht um die Vorherrschaft in der Stadt Neapel. Die Morde überbieten sich an Brutalität, denn jeder will das Zepter an sich reißen. Wie im Vorgänger „Der Clan der Kinder“ dreht sich auch sein neues Buch namens „Die Lebenshungrigen“ um die Stadt, in der die Camorra allgegenwärtig ist. Dabei führt er einem immer wieder vor Augen wie schon kleine Kinder zu Mördern werden. Wie sie Opfer und Täter gleichermaßen sind. Wie sie zerrieben werden zwischen unterschiedlichen Akzenten, die von den einzelnen Seiten gesetzt werden und sich irgendwann entscheiden müssen, auf welcher Seite sie sich positionieren. Im Mittelpunkt stehen dabei Maraja, Tucano, Drone und Dragò. Nachdem der Bruder Erstgenannten ermordet wird, schwört er Rache. Gleichzeitig allerdings muss das Geschäft mit den Drogen unter Kontrolle behalten werden. Und so müssen neue Allianzen her. Auch deshalb, weil in den eigenen Reihen ein Verräter sitzt. Lass dich also ein auf dieses nachdenklich-stimmende Werk, dessen Vorgänger schon in der verfilmten Version den „Silbernen Bären 2019“ bei der Berlinale abräumen konnte. Es lohnt sich.
// Wer schon am „Circle“ oder dem allseits beliebten „1984“ seine helle Freude hatte, der kommt auch im neuen Roman von Rob Hart auf seine Kosten. „Der Store“ nennt sich das Buch, welches aus drei Blickwinkeln gleichzeitig erzählt wird. Im Mittelpunkt steht ein Online-Unternehmen, das Einem Glückseligkeit verspricht, das aber gleichzeitig eine Schattenseite hat. So lernen sich auch Paxton und Zinnia eines Tages bei Cloud kennen und erzählen uns jeweils ihre Sicht der Dinge. Paxton ist beim Sicherheitsdienst des Unternehmens angestellt. Zinnia ist eine Lagerarbeiterin. Und schon bald klappt es auch auf der Gefühlsebene miteinander. Dann aber finden sie heraus, worum es dem großen Unternehmen wirklich geht. Und schon bald liegt kein Stein mehr auf dem anderen. Dabei bekommen wir übrigens auch den Blickwinkel des Schöpfers der Online-Plattform mitgeliefert. Und so setzt sich dieses literarische Meisterstück wie ein Mosaik zusammen und man wird regelrecht in einen Sog der Emotionen gerissen. Ob am Ende alles gut ausgeht? Es darf durchaus bezweifelt werden. Aber ihr solltet euch „Der Store“ dennoch auf keinen Fall durch die Lappen gehen lassen.
// Zu guter Letzt außerdem noch ein paar Geschichten aus dem echten Leben. Katja Oskamp ist gerade Mitte Vierzig geworden und ihr Leben ist alles andere als aufregend. Ihre Ambitionen als Schriftstellerin hat sie an den Nagel gehängt und nachdem auch noch das Kind aus dem Haus ist und ihr Mann krank wird, entschließt sie sich fortan als Fußpflegerin tätig zu werden. Selbiges wiederum erweist sich als Glücksfall, denn im Rahmen ihres Jobs schnappt sie allerhand Geschichten auf und so tauchen wir tief ein in die Welt von berlin-Marzahn und dem Alltag der Menschen, die dort leben. Dabei treffen wir Herrn Pietsch, einen ehemaligen Funktionär und Herrn Paulke, einem der ersten Bewohner in dem örtlichen Plattenbaugebiet. Sie alle haben etwas zu erzählen und die Autorin hört ihnen zu, dokumentiert und bastelt daraus ein Mosaik unserer Zeit. Lass dir „Marzahn Mon Amour – Geschichten einer Fusspfelgerin“ also nicht entgehen. Es lohnt sich. Und damit Schluss für heute. Bis zur nächsten Leserunde.
UND WAS NUN?