// aufgelesen vol. (3)02 – „auf erden sind wir kurz grandios“

passend zu weihnachten mit neuen Lesetipps von Ocean Vuong, Aura Xilonen und John Burnside. // Ocean Vuong ist 1988 in Saigon zur Welt gekommen und ist inzwischen schon mehrfach ausgezeichnet worden für seine lyrischen Fähigkeiten. Nun legt er mit „Auf Erden sind wir kurz grandios“ seinen ersten Roman vor und der hat es in sich. […]

passend zu weihnachten mit neuen Lesetipps von Ocean Vuong, Aura Xilonen und John Burnside.

// Ocean Vuong ist 1988 in Saigon zur Welt gekommen und ist inzwischen schon mehrfach ausgezeichnet worden für seine lyrischen Fähigkeiten. Nun legt er mit „Auf Erden sind wir kurz grandios“ seinen ersten Roman vor und der hat es in sich. Er schreibt darin nämlich aus der Sicht eines Sohnes an seine vietnamesische Mutter. Sie wiederum wird ihn nie lesen können. Denn sie ist Analphabetin und spricht nur gebrochenes Englisch. Die Tochter eines amerikanischen Soldaten arbeitet in einem Nagelstudio in Connecticut. Den Krieg aber konnte sie nie ganz hinter sich lassen. Ihr Sohn nun erzählt uns die Geschichte der Familie. Von der Großmutter, die schizophren ist und von seiner Liebe zu einem Mann aus Amerika. Dabei findet der Autor eine ganz eigene Sprache, die einem im wahrsten Sinne des Wortes den Atem raubt. Und so bleibt nur zu hoffen, dass dieser Roman in der Übersetzung von Anne-Kristin Mittag nun auch hierzulande ein begeistertes Publikum findet.

// Wer Lust hat sich auf mexikanische Literatur der Extraklasse einzulassen, der darf sich über die Veröffentlichung von „Gringo Champ“ freuen. Das Werk dreht sich um Liborio, der kein Blatt vor den Mund nimmt. Er fungiert als Buchhändler und macht nicht immer ganz legale Geschäfte. Aber er ist nebenbei auch noch als Tagelöhner und Sparring-Boxer aktiv. Man muss sich ja schließlich irgendwie über Wasser halten und so entscheidet er sich eines Tages Mexiko zu verlassen und ins „Gelobte Land“ auszuwandern. „Gringo Champ“ ist also im wahrsten Sinne des Wortes ein Roman, der tatsächlich Mauern niederreißt und wir können allen unseren Lesern nur empfehlen, sich dieses wunderbare Werk von der 1995 in Mexiko-Stadt geborenen Schriftstellerin Aura Xilonen zu Gemüte zu führen. Es lohnt sich. Schon allein wegen der sprachlichen Raffinesse, die von Susanne Lange sehr gekonnt ins deutsche transferiert wurde.

// Zu guter Letzt noch der Hinweis auf das neue Werk von John Burnside. Sein neuer Roman „Über Liebe und Magie – I Put A Spell On You“ ist autobiografisch angehaucht und dreht sich vor allem um eines: die Liebe. Ob es dabei die Liebe einer Mutter zu ihrem Kind ist oder der Rausch der ersten großen Liebe. Immer wieder tun sich auch Schattenseiten auf und man merkt, dass man, je höher man hinaufsteigt, umso tiefer in einen Abgrund zu blicken scheint, der sich da unter einem offenbart. John Burnside erzählt uns also auch von den destruktiven Aspekten der Liebe und man hat tatsächlich das Gefühl hier einem Menschen tief in die Seele zu blicken. Wenn du also mehr wissen möchtest, über die Dinge, die wir eigentlich mit uns selbst ausmachen, dann lass dich ein auf dieses bewegende und tiefsinnige Werk. Es eröffnet einem Schlicht einen neuen Blick auf die Welt. Und damit Schluss für heute. Bis zur nächsten Leserunde.