// aufgelesen vol. (3)08 – „serpentinen“

mit neuen Büchern von Bov Bjerg, Julia Voss und Christian Baron. // Bov Bjerg wiederum nimmt uns mit einem Vater-Sohn-Gespann mit auf eine große Reise. Sie langen im Hügelland und damit an den Schauplätzen der Kindheit des Vaters. Alles scheint noch beim alten zu sein, der Friedhof, die Hochzeitskirche und das Geburtshaus stehen da wie […]

mit neuen Büchern von Bov Bjerg, Julia Voss und Christian Baron.

// Bov Bjerg wiederum nimmt uns mit einem Vater-Sohn-Gespann mit auf eine große Reise. Sie langen im Hügelland und damit an den Schauplätzen der Kindheit des Vaters. Alles scheint noch beim alten zu sein, der Friedhof, die Hochzeitskirche und das Geburtshaus stehen da wie eh und je. Wobei ein dunkler Schatten über diesem Ort liegt. Denn alle männlichen Vorfahren waren des Lebens überdrüssig und haben sich umgebracht. Stellt sich nur die Frage? Warum konfrontiert er ausgerechnet seinen Jungen mit diesen Geschehnissen und werden die beiden ihrem Schicksal dadurch entrinnen können? „Serpentinen“ ist ein Buch, das einem dabei wirklich zu Herzen geht. Die Geschichte, welche in der Schwäbischen Alb spielt, macht deutlich, wie sich der Alltag in Zusammenhang mit einer Depression verhält und warum es für die Beteiligten scheinbar kein Entrinnen zu geben scheint. Immer wieder kontert der Autor diese düstere Geschichte aber auch mit grotesken, bisweilen sogar komischen Momenten, die einem so schnell nicht mehr aus dem Kopf gehen. Also unbedingt mal reinschnuppern. Es lohnt sich.

// Intensiv mit Hilma af Klint setzt sich das neue Werk von Julia Voss auseinander. Die ehemalige leitende Redakteurin der „FAZ“ hat im Jahre 2008 zum ersten Mal eines ihrer Bilder in Stockholm gesehen und sich anschließend nicht nur dazu entschlossen schwedisch zu lernen, sondern auch intensive Forschung hinsichtlich des Schaffens der Künstlerin betrieben. Hilma af Klimt lebte von 1862 bis 1944 und gilt heute als Pionierin der abstrakten Malerei. Im New Yorker Guggenheim Museum war ihre Ausstellung eine der meistbesuchten aller Zeiten und man kann hinsichtlich ihres Schaffens tatsächlich aus dem Vollen schöpfen. Über 1000 Aquarelle, Gemälde und Skizzen hat sie angefertigt und manche von ihnen sind dermaßen abstrakt, dass man sich immer wieder die Augen reibt vor Begeisterung. Im Privatleben war sie sehr freiheitsliebend und hatte ihre Ziele klar vor Augen. Außerdem war sie in vielerlei Hinsicht ihrer Zeit voraus. Julia Voss fügt dieses Mosaik an Informationen in ihrem Werk noch einmal formvollendet zusammen und so ist es auch kein Wunder, dass ihr Werk in diesem Jahr für den Sachbuchpreis der „Leipziger Buchmesse“ auf der Nominierungsliste steht. Wir jedenfalls sind begeistert von diesen knapp 500 Seiten exzellenter Recherche in literarischer Form und möchten das Buch hiermit allen ganz innig ans Herz legen.

// Zu guter Letzt noch der Hinweis auf das neue Werk von Christian Baron. Der in Kaiserslautern geborene Autor war schon für diverse Zeitungen tätig und ist seit 2018 nun als Redakteur beim wöchentlich erscheinenden „Freitag“ aktiv. In seinem Buch erzählt er die Geschichte seiner Kindheit, die er mit seinem prügelnden Vater und seiner depressiven Mutter verbrachte. Er beschreibt darin überaus nachvollziehbar, was das alles für ihn bedeutete und wie er es dennoch schafft irgendwann seiner eigenen Wege zu gehen. Im Grunde genommen ist „Ein Mann seiner Klasse“ damit ein klassischer Coming Of Age-Roman, der aber so virtuos geschrieben ist, dass man ihn nicht mehr aus der Hand legen mag, bevor der Rückumschlag geschlossen ist. In diesem Sinne. Viel Spaß mit unseren Buchempfehlungen. Bis zur nächsten Leserunde.