// zuckerbeat vol. 55

„It´s Monk Time“. Mit diesem Schlachtruf wollen wir uns heute mal ausführlich den allseits beliebten Anti-Beatles widmen. The Monks sind so was wie die Underground-Variante der Fab Four. Ihr Markenzeichen. Eine selbst geschneiderte Tonsur, also geschorene Stelle, auf dem Scheitel. Vom Look her war hier nämlich alles auf Kontrast gestimmt. Und weil die Musik heute […]

„It´s Monk Time“. Mit diesem Schlachtruf wollen wir uns heute mal ausführlich den allseits beliebten Anti-Beatles widmen. The Monks sind so was wie die Underground-Variante der Fab Four. Ihr Markenzeichen. Eine selbst geschneiderte Tonsur, also geschorene Stelle, auf dem Scheitel. Vom Look her war hier nämlich alles auf Kontrast gestimmt. Und weil die Musik heute nur allzu gern in Gleichförmigkeit versinkt, wirkt ihr Re-Release wie ein Schlag in die Fresse. Vorab sei für alle Unwissenden noch mal angemerkt: Die Monks, das sind fünf Ex-GI’s, die sich eines Tages in Deutschland breit machten und sich fortan an verqueren Soundentwürfen abarbeiten. Das Ganze wurde unterlegt mit einer lieblichen Beat-Atmosphäre, wodurch ihre hymnischen Songs den alten Schmonzetten von den Beatles in nichts nachstehen. Doch Monk sein ist mehr als Musik. Monk-Sein ist eine Lebenseinstellung. In Hamburg war die Band seinerzeit im „Top Ten Club“ fest gebucht. Danach kam auch schon der Major. Und anno 1965 dann das tolle Album „Black Monk Time“, dass so manchem Werk der Beatles in nichts nachsteht, nur eben eine gehörige Spur mehr Feuer unterm Arsch hat. Jedenfalls wird das Teil just in diesen Tagen neu aufgelegt. Und wird hoffentlich posthuman ein großer Hit. Denn Hits wie „We do wie du“ oder „Boys Are Boys And Girls Are Choice“ dürfen nicht in Vergessenheit geraten. Hier geht’s schließlich um Mucke, die damals wie folgt charakterisiert wurde: „Niemand ist je mit einem kompletten Album von solcher Demenz herausgekommen“ (Julian Cope). Der Sound gibt sich derweil sehr konzentriert und Rhythmus betont. Manche nennen das einfach „Heavy Metal der ersten Stunde“ oder „Proto-Techno“. Manche behaupten sogar, ohne die Monks hätten die Einstürzenden Neubauten oder Kraftwerk nie gegeben. Ist eigentlich auch egal, weil man „Black Monk Time“ auch so ins Herz schließt. So viel rhythmischer Wahnsinn. Der sucht bis heute seines Gleichen. Klingt manchmal nach schmissigen Velvet Underground und doch so unverwechselbar „monk“, dass man sofort zum Rasiermesser greifen möchte, um den Jungs seine Solidarität unter Beweis zu stellen.

Jedenfalls: passend zu diesem unsagbar gelungenem Album und Klassiker der Musikgeschichte gibt’s auch noch einen Film zu begutachten. Anno 2009 wird der famose „The Transatlantic Feedback“ von Dietmar Post & Lúcia Palacios nämlich auf DVD- veröffentlicht. Und hey. Genau so muss das sein. Diese Band will man nicht nur hören – man will sie zu Gesicht kriegen. Man will den Rundumschlag. Einfach alles absorbieren. Und der Film wird den hohen Ansprüchen gerecht. Ob es um ihre Einstellung zum Vietnam Krieg geht, dem sie das brachiale „It´s Monk Time“ entgegen schleudern. Und die Kontroversen, die darüber in der Band ausbrechen. Hier wird versucht etwas Farbe in das schwarz/weiße Ambiente der Musik zu schleudern. Der Film leuchtet das Seelenleben der Bandmitglieder aus. Und zeigt, warum die Band ganz zwangsläufig mit dem eigenen Image und den eigenen Regeln brechen musste, um nicht als Karikatur ihrer selbst zu enden. Man fühlt sich manchmal ein bisschen wie in dem wunderbaren Streifen „Pleasentville“, wo sich plötzlich einzelne Farbtupfer ins karge einerlei schleichen. Wo eine ganze Welt plötzlich anfängt aus den Fugen zu geraten. Sechs Jahre hat es gedauert das Ganze in eine ansprechende Form zu bringen. Afri-Cola, der Kennedy-Mord, immer wieder wird durch die Band auch die Weltgeschichte gestreift. Und so entsteht ein 100minütiger Streifen, dem man sich hingebungsvoll ausliefert, weil er dem Zuschauer eine neue Welt eröffnet. Ein alternatives Universum, das in unsere Realität eingebettet ist. Dazu gibt es noch ein paar sagenhafte Livemitschnitte aus dem deutschen Fernsehen und ein schickes Heftchen, dass man nur zu gerne am Stück durchschmökert…

…und ist man dann erstmal auf den Geschmack gekommen. Dann sei hier noch darauf verwiesen, dass neben dem Originalalbum auch noch die „Demo Tapes 1965“ und das Tribute-Album „Silver Monk Time“ unter die Leute gestreut werden. Darauf erweisen ihnen unter anderem The Fall, die Goldenen Zitronen, Chicks On Speed, F.S.K, Fehlfarben, Mouse On Mars und The (International) Noise Conspiracy die letzte Ehre. Und schnüren ein buntes Gesamtpaket, dem man sich ausliefert, wie Postboten. Alles in allem ein entzückendes Manifest der Unangepasstheit. In dem sich alle Widersprüche unseres Daseins spiegeln. Entdeckt diese Band. Es gibt keinen besseren Zeitpunkt als jetzt!