// unterwegs vol. 22 – „taubertal-festival 2023, volume 02“

// Nach dem Pottinger-Auftritt auf der „Camping“-Stage wurden beim Hauptbühnen-Opener Dicht & Ergreifend jede Menge Regenjacken im Kreis geschleudert, was gerade vom Hang aus überaus imposant aussah. Überhaupt ist diese Band mit ihren Mix aus bayrischen Texten und schmissigen Beats längst kein Geheimtipp mehr, sondern live eine absolute Institution, die mit ihren neuen Album „Es […]

The Baboon Show

// Nach dem Pottinger-Auftritt auf der „Camping“-Stage wurden beim Hauptbühnen-Opener Dicht & Ergreifend jede Menge Regenjacken im Kreis geschleudert, was gerade vom Hang aus überaus imposant aussah. Überhaupt ist diese Band mit ihren Mix aus bayrischen Texten und schmissigen Beats längst kein Geheimtipp mehr, sondern live eine absolute Institution, die mit ihren neuen Album „Es werde Dicht“ nun hoffentlich auch den großen, breitenwirksamen Erfolg einfährt. Verdient hätten sie es jedenfalls.

Fans
Marteria-Aliens

Zwischenzeitlichen Regenschauer hatten das Gelände dann anschließend beim Auftritt von Frank Turner, der sich bei den nun entwickelten Bodenverhältnissen natürlich auf Händen tragen ließ, endgültig in eine Matschlandschaft verwandelt, aber die Fans sahen es gelassen. Man ist solches Wetter schließlich gewohnt hier unten im Tal, also wurden passend zu den eh schon standardmäßig getragenen Gummistiefeln kurzerhand Schlammasken aufgetragen oder Regenponyo-Postings rausgehauen, die nochmal darauf hinwiesen, wie glücklich man doch ist, dass man genügend „Sonnencreme“ für das Wochenende mit dabei hat. Den Spaß jedenfalls lies sich an diesem Abend keiner verderben und wer es früh genug zu den großen Bühnen schaffte, der durfte sich auch über einen wirklich mitreißenden Auftritt von As Everything Unfolds freuen, die mit Sängerin Charlie Rolfe dafür sorgten, dass schon nach wenigen Takten der Matsch meterhoch durch die Luft flog. Was für ein packendes Set, das alle Emo- und Post-Hardcore-Herzen in der Menge sofort eine Spur schneller schlagen ließ. Überhaupt waren die Bands ziemlich kreativ, wenn es darum ging, den direkten Bodenkontakt zu vermeiden.

Destroy Boys
Erste Reihe
As Everything Unfolds
Badespaß im Tal

Bei der energiegeladenen Show von Blackout Problems, verlegte man kurzerhand die Position des Frontmanns mitten in die Menge, welche ihn nur zu gerne auf Händen trug – wohlgemerkt im Stehen, was überaus imposant anmutete, bevor er sich mit Rolle seitwärts wieder hinter den Bühnengraben begab. Bei den Indierockern von Provinz wurde dann nicht nur „Purple Rain“- matschmäßig zum Tänzchen gebeten, sondern auch schön im Chor mitgesungen „und wenn die Party vorbei ist“ versank dann alles in einem Lichtermeer. War sie aber eigentlich noch gar nicht: Marteria wollte auch noch ein Wörtchen mitreden und brachte die Menge zum Abschluss des Abends nochmal ordentlich in Wallung an diesem wunderbaren Samstagabend, den ganz feierwütige noch auf dem Steinbruch ausklingen lassen konnten, wo Grossstadtgeflüster sie bereits empfingen, um die Nacht zum Tag zu machen.

Sonntagnachmittag auf dem Gelände

TRAinnovation
Sonniger Nachmittag im Burggarten

// Am Sonntag erwartete uns dann ab Nachmittag wieder glänzendes Festivalwetter und wir nutzten die Gelegenheit uns mal den bereits im vergangenen Jahr neu dazu gekommenen „Burggarten“ genauer anzusehen. Nach dem Aufstieg erstmal oben angekommen, darf man sich nicht nur über einen wunderbaren Ausblick auf das gesamte Festivalgelände freuen, sondern auch über eine herllich-entspannte Atmosphäre, die äußerst familiär anmutete. Die elektronischen Klänge wurden vom Nachwuchs kurzerhand zum Ringelreih-Tanzen genutzt und die Nebelmaschine tauchte den Platz vor der DJ-Bühne in dichte Rauchschwaden. Dazu gabs jede Menge Platz zum Verweilen auf der hier noch vollkommen grünen Wiese und man traf auf zahlreiche Musik-Fans, die nicht das Festival besuchten, weil man für diesen charmanten Bereich hoch oben über dem Tal kein Ticket lösen musste. Alles in allem ein wirklich gelungener Schachzug der Festival-Macher, hier eine Art Mini-Festival im Festival auf die Beine zu stellen und es bleibt nur zu hoffen, dass der Burggarten auch in den kommenden Jahren weiterhin von so illustren Acts wie Raimo oder HomeAlone beschallt wird. Unten auf dem Gelände machten wiederum die nimmermüden Broilers das Licht aus und man konnte sich schon zuvor vor Höhepunkten eigentlich kaum mehr retten. Ob Bilderbuch oder The Baboon Show. Alle Acts werden hemmungslos abgefeiert und so dürfen wir nicht nur den Donots dabei zusehen, wie sie ihre bereits 11te Show im Tal absolvierten (wodurch sie inzwischen alleiniger Taubertal-Rekordhalter sind), sondern uns parallel dazu auch über ein energiegeladenens Set von Destroy Boys freuen, die den Vorabend stilgerecht einläuteten. Gekürt wurde außerdem noch der Emergenza-Gewinner und TRAinnovation aus Japan nahmen den Preis nicht nur freudestrahlend entgegen, sie lieferten anschließend auch nochmal ein actiongeladenes Set auf der Hauptbühne ab. Es blieben also wirklich keine Wünsche offen im zweiten Taubertal-Jahr nach der Pandemie. Die Crew des Festivals stand zwar zu Beginn vor wettertechnischen Herausforderungen in Form eines direkt nach der Öffnung einsetzenden Platzregens, die immer wiederkehrenden Gewitter-Prognosen konnten dann aber „mit einem Stück weit Glück und einem Teil Erfahrung“ zu aller Zufriedenheit gelöst werden. Allgemein wirkten laut Veranstalter auch die Pandemie-Jahre noch nach, gerade weil das Taubertal-Festival in der Vergangenheit oft von Mundpropaganda lebte, das Publikum aber zunehmend älter wurde und man versuchen musste, neue Kundschaft für das Festival zu finden. Der Verjüngungsprozess war und ist alles andere als einfach, gerade weil man die alten Fans nicht vor den Kopf stoßen möchte. Knapp 15.000 Besucherinnen sind in diesem Jahr vor Ort gewesen, lediglich die Bereitschaft zu campen hat abgenommen, dementsprehend war der meistbesuchte Tag des Festivals in diesem Jahr der Freitag und es gab mehr Tagesbesucher als in den vergangenen Jahren. Es bleibt also durchaus spannend in welche Richtung sich das „Taubertal“ in den kommenden Jahren entwickeln wird. So standen ja bereits in diesem Jahr mit Marteria und Peter Fox keine klassischen Rockmusik-Headliner mehr auf der Bühne, was aber auch schon in den vergangenen Jahren des Öfteren mal der Fall gewesen ist – und wenn man sich die Stimmung auf dem Gelände ansieht, ebenfalls ganz hervorragend funktioniert. In diesem Sinne freuen wir uns jetzt schon auf die Dinge, die da kommen werden. Wir jedenfalls hatten einen Riesenspaß in diesem Jahr und freuen uns auf die ersten Bekanntgaben für das Taubertal-Festival 2024, dessen Ticket-Verkauf traditionell schon in Kürze starten dürfte. Also klickt euch mal rein unter: https://taubertal-festival.de. Bis zu unserem nächsten „Unterwegs“-Special. Wo wir dann wieder landen werden? Lasst euch einfach mal überraschen.

Fans
Donots
HomeAlone im Burggarten
Zwischen den Bühnen
Schlammtanzen
Zeitvertreiben & Gutes Tun
Fans beim Dicht & Ergreifend-Konzert