mit den Comics „Gumaa“ und „Hexagon Bridge“.

// Gumaa von Jeehyung Lee hat mich von der ersten Seite an gepackt und mich direkt in seine düstere, aufregende Welt gezogen – eine fesselnde Mischung aus Fantasy und Noir, die einem Fiebertraum aus den 80ern gleicht. Die Atmosphäre ist dicht und bedrohlich, und es gelingt Lee, mit seinen eindrucksvollen Zeichnungen die Kälte und Gefahr fast spürbar zu machen. Khalida, die faszinierende Hauptfigur, ist eine junge Frau, die eigentlich nur auf der Flucht ist, aber dann, nach einer schicksalhaften Begegnung mit einer uralten Klinge, einen dramatischen Wandel durchlebt. In diesem Moment des Fundes spürt man, wie ihr gesamtes Leben eine neue Richtung nimmt. Lee zeichnet diesen Augenblick mit einer Intensität und Dramatik, die unter die Haut geht und uns als Leser den Atem anhalten lässt.
Die visuelle Umsetzung ist außergewöhnlich: Die Neonlichter, die Schatten und die düsteren Gassen der Stadt ziehen einen in ihren Bann und vermitteln ein bedrückendes Bild dieser Unterwelt, in der Khalida bald zur Göttin aufsteigt. Dieser Wandel Khalidas ist nicht nur ein optisches Highlight, sondern auch erzählerisch ein Geniestreich. Ihre Herrschaft, die sie mithilfe der dunklen Macht der Klinge über die Bürger der Stadt ausübt, ist gleichzeitig faszinierend und beängstigend. Lee spielt mit mythologischen Elementen und verleiht Khalidas Aufstieg zur Göttin eine archaische, fast übernatürliche Qualität. Sie ist keine klassische Heldin, sondern eine vielschichtige, oft unberechenbare Figur, die sich ihren Platz in dieser brutalen Welt erkämpft. Die Story bleibt dabei extrem spannend und actiongeladen, was auch durch Lees geniale Zeichentechnik unterstrichen wird. Die Kämpfe sind dynamisch und durch die kräftigen Kontraste und Schattierungen visuell absolut mitreißend. Man merkt, dass hier ein erfahrener Künstler am Werk ist, der es versteht, die Action und die düstere Atmosphäre der Geschichte perfekt zu inszenieren. Die Handlung treibt uns mit einer unglaublichen Wucht voran, während sich Khalida gegen Mächte verteidigen muss, die weit über ihre Kontrolle hinausgehen. Es geht hier um viel mehr als nur um persönliche Rache oder Macht: Khalida wird Teil eines Krieges zwischen Licht und Dunkelheit, einer epischen Konfrontation, die Himmel und Hölle vereint und das Schicksal der Stadt für immer verändert. Dieser Comic richtet sich definitiv an Leser, die düstere, tiefgründige Erzählungen lieben und sich von eindringlichen Illustrationen fesseln lassen wollen. Gumaa bietet nicht nur eine fesselnde Geschichte, sondern auch einen visuellen Stil, der perfekt zum düsteren Ton der Handlung passt. Khalidas Charakterentwicklung und die allgegenwärtige Bedrohung verleihen der Geschichte eine dichte, emotionale Tiefe. Lee erschafft mit Gumaa ein Gesamtwerk, das Stil und Story nahtlos verknüpft und einen bleibenden Eindruck hinterlässt.

// Hexagon Bridge von Richard Blake hat mich mit seiner surrealen, faszinierenden Welt ebenfalls direkt gepackt. Der Comic entfaltet von der ersten Seite an eine Dimension, die durch ihre mysteriöse Andersartigkeit herausfordert. Es geht um Jacob und Elena Armlen, zwei Forscher, die in einer verstörenden Paralleldimension gefangen sind. Hier verschwimmen Realität und Fantasie, die Landschaften und Architekturen ändern sich scheinbar nach Belieben, und hinter jede Ecke lauern gefährliche, finstere Kreaturen, die alles daran setzen, den beiden den Weg abzuschneiden. Aber Blake geht hier über ein simples Science-Fiction-Setting hinaus. Die Paralleldimension, in der sich die Armlens bewegen, ist wie ein lebendiges Puzzle, das sich ständig wandelt, was nicht nur für die Charaktere, sondern auch für uns als Leser ein Erlebnis ist. Man spürt regelrecht, wie sich die Welt um einen herum verzieht und verändert, und Blakes Illustrationen schaffen es dabei, ein Gefühl von Bedrohung und Ungewissheit aufzubauen, das sich durch den ganzen Comic zieht. Es gibt nicht viele Comics, die dieses immersive Gefühl so intensiv und gleichzeitig ästhetisch ansprechend umsetzen. Die Rettungsmission der hellsichtigen Tochter Adley, die sich mit dem empfindungsfähigen Roboter Staden auf den Weg macht, ist ein emotionales Highlight. Adley ist eine Figur voller Tiefe, die in jungen Jahren viel Verantwortung auf sich nimmt und gleichzeitig durch ihre Gabe eine fast mystische Verbindung zu dieser fremden Welt hat. Staden, der empathische Roboter, ist ebenfalls eine unglaublich interessante Figur: Er ist mehr als ein Sidekick und bringt eine Art sanfte Weisheit und Wärme in die sonst so düstere Handlung. Ihre Dynamik und die enge Bindung lassen einen mitleiden und hoffen, während sie versuchen, ihre Familie aus dieser alptraumhaften Dimension zu retten. Blake präsentiert mit Hexagon Bridge ein Debüt, das nicht nur durch seine psychedelischen und oft fast schon hypnotischen Bilder überzeugt, sondern auch durch eine Story, die uns mit philosophischen und existenziellen Fragen konfrontiert. Es geht nicht nur um eine Rettungsaktion, sondern auch darum, die Grenzen des Bewusstseins auszuloten und das Vertraute im Fremden zu erkennen. Blakes Werk ist ein künstlerisches Abenteuer, das auf hohem Niveau unterhält und lange nachhallt.
UND WAS NUN?