// goodbye, michael

Michael Jackson ist gestern im Alter von 50 Jahren in seinem Haus in Los Angeles an Herzversagen gestorben- und die ganze Welt trauert um ihn. Er war ein Kind aus einem der unzähligen schwarzen Arbeiterviertel der USA, das eines Tages die Musikwelt prägen sollte wie kein Zweiter in den letzten Jahrzehnten, und dementsprechend ist die […]

Michael Jackson ist gestern im Alter von 50 Jahren in seinem Haus in Los Angeles an Herzversagen gestorben- und die ganze Welt trauert um ihn.

Er war ein Kind aus einem der unzähligen schwarzen Arbeiterviertel der USA, das eines Tages die Musikwelt prägen sollte wie kein Zweiter in den letzten Jahrzehnten, und dementsprechend ist die Trauer, die sein Tod hervorruft, am ehesten mit der nach dem Tod von Elvis Presley zu vergleichen. War er in den letzten Jahren vor seinem Tod für viele nur noch der der skurrile „King of Pop“ wird er jetzt einziehen in den Pophimmel, und dort wohl für alle Zeiten seinen Platz finden neben den anderen ganz Großen.

Michael Jacksons Leben glich in den letzten Jahren immer mehr einem tragischen Autounfall, bei dem man einfach nicht wegsehen kann. Was als sensationelle Weltkarriere begann, die ihresgleichen sucht, wurde immer mehr zur Farce, und das einstige Wunderkind immer mehr zum Opfer der sensationsgierenden Presse und letztlich seines eigenen Erfolgs. Er hat darauf reagiert, mit einer Flucht aus den USA, die ihn auch nach Europa geführt hat. Aber es konnte ihm ja nicht glücken. Er war schon lange nicht mehr er selber, sondern er war in den kollektiven Besitz von uns allen eingegangen. Ein Leben, völlig fremdbestimmt. Im März dieses Jahres verkündete er in London dann sein Comeback. Es wäre die Sensation des Jahrhunderts gewesen. Aber daran geglaubt haben wohl die wenigsten.

Tragisch war sein Leben. Und dieser Tragik, der Trauer über die traumatische Kindheit unter einem erfolgshungrigen Vater, der seine Kinder zum Erfolg geprügelt hatte, konnte er letztlich nichts entgegensetzet. In seinen späten Jahren hat er sich selbst immer mehr mit Kindern umgeben, hat sich mit ihnen in seiner Spielzeug- und Puppenwelt auf der Neverland Ranch vor der Welt versteckt. Das Genie, das selbst nie eine Kindheit hatte. Damit beginnt das letzte Kapitel seines Lebens, und es sollte das Bitterste werden. Die Gerüchte um den angeblichen Kindesmissbrauch, die seit 1993 immer wieder in den Medien hochgekocht wurden, führten 2005 zum berühmt- berüchtigten Prozess von Santa Monica. Wer hat die Bilder der Journalisten nicht gesehen, die in den Bäumen hingen und auf dem Dach des Gerichtsgebäudes , nur um die besten Bilder zu bekommen? Bilder eines zu diesem Zeitpunkt schon gebrochenen Mannes- zwar freigesprochen, aber für den Rest seines Lebens stigmatisiert.

Das nicht mehr so viel Rest des Lebens übrig bleiben würde, hätte man ahnen können. Der King of Pop war nicht nur Seelisch ein gebrochener Mann, er war auch noch hochgradig Schmerzmittelabhängig und durch unzählige Operationen entstellt bis hin zu einem Punkt, an dem er weniger einem Menschen glich, als vielmehr einem kleinen zerbrechlichen Allien auf der Suche nach dem Raumschiff, das ihn endlich aus dieser Hölle herausbringen würde. Vielleicht hat er sein Raumschiff jetzt endlich gefunden.
Uns Kinder der Achziger hat er musikalisch geprägt wie kein Zweiter. Ich kennen keinen, der in der Grundschule keine Platte von Michael Jackson hatte- meistens war es die erste Platte überhaupt. Genau wie uns hat er auch die Musik unserer Zeit geprägt, die ohne ihn so nicht denkbar wäre. So viel Ruhm und Genialität, ein Leben so nackt, so kompromisslos und so in die Scheinwerfer der Welt gezerrt kostet viel. Im Fall Michael Jackson ein ganzes Leben.

Wir werden nie erfahren, was aus seiner Comeback Tour geworden wäre, und was an den ganzen Gerüchten in der Vergangenheit eigentlich dran war. Viele glauben nichts- es würde zu der Tragik seines Lebens passen. Trotzdem wird viel geschrieben werden in den nächsten Tagen und Wochen, und noch einmal werden wir alle an seinem Leben teilhaben. Aber es bleibt zu hoffen, dass er uns dann in Erinnerung bleibt, als das, was er eigentlich war, wenn man die ganze Tragik seines Lebens abzieht. Ein großartiger Musiker, der hellste Stern am Himmel des Pop. Als solcher wird er noch viele, viele Jahre leuchten.