// zuckerbeat vol. 96 – yeah yeah yeah, la la la…

Ja, was ist das denn? Der Zeitgeist?! Herzlich willkommen, was haben sie denn Schönes für mich im Gepäck? Ach, die neue Scheibe von Calvin Harris. Der Vorgänger war ja ziemlich öde. Die Liveshows dafür aber umso besser. Und nun? Ob ich schon bereit für die große Wochenend-Party bin? Na, und ob. Und „yeah“, dieses eine […]

calvin-harris-ready-for-the-wee-479518Ja, was ist das denn? Der Zeitgeist?! Herzlich willkommen, was haben sie denn Schönes für mich im Gepäck? Ach, die neue Scheibe von Calvin Harris. Der Vorgänger war ja ziemlich öde. Die Liveshows dafür aber umso besser. Und nun? Ob ich schon bereit für die große Wochenend-Party bin? Na, und ob. Und „yeah“, dieses eine Stück, das kenn ich doch irgendwoher. Genau…! …das ist doch der Song aus der neuen Werbung dieses großen Getränkeherstellers, wo ein paar Gremlins-mäßige Plüschfiguren im Chor trällern. Alles hier drauf: auf „Ready For The Weekend“, der schönsten Versuchung der Popmusik, seit das kitschige Getue der 80er zu Ende ging. Ein nahezu randvoll mit Hits gepacktes Werk zeitgemäßen Synthie-Pops. Kann zwar noch nicht ganz mit der letzten Scheibe von Chromeo mithalten, wird aber trotzdem alle Rekorde brechen. Ein Album mit dem man in dieser Form nicht unbedingt rechnen konnte. Calvin Harris hat das Songschreiben für sich entdeckt. Der Popfan wird’s ihm danken.

mstrkrftUnd auch wenn das Artwork einfach nur weh tut (!?!), schaffen es MSTRKRFT mit ihrem neuen Album mal wieder, nicht im Planschbecken der Post-Prodigys und Underworld-Epigonen abzusaufen. Zahlreiche Gaststars von John Legend bis E-40, von Ghostface Killah bis Lil´Mo sorgen dafür, dass einem über die 11 Tracks hinweg nicht langweilig wird. Ansonsten wird wieder drauf los gewalzt, dass es eine wahre Freude ist. Die synthetischen Peitschenhiebe knallen anno 09 noch eine Spur lauter und komprimierter durch die Fasern der Bassboxen, sorgen aber dafür, dass sich gen Ende alle schweißnass in den Armen liegen. Die nächsten Chemical Brothers werden sie damit sicher nicht, dazu ist „Fist Of God“ einfach zu sehr auf Tanzboden getrimmt, aber wer hier nicht freudestrahlend im Blitzlicht des Clubs auf die Knie sinkt, der hat das Prinzip von Disco-Mucke nicht verstanden. Genießt die Faust Gottes, so lange sie heiß ist: für den Moment ist „Fist Of God“ die Schaumkanone für verstaubte Kellerpartys.

rolling-stoneWer sich derweil mal wieder ein paar gute Streifen reinziehen möchte, sei bei dieser Gelegenheit auch mal auf eine nette Sammlung an Musikfilmen aus dem Hause Arthaus verwiesen. Auf der „Rolling Stone Music Movies Collection“ geht einiges – weshalb ich in diesem Zusammenhang vor allem drei Filme ganz besonders aus der Monsterbox hervor heben möchte. Zum einen wäre da „This Is Spinal Tap“. Eine famose „Studie“ oder sagen wir Satire über eine Heavy Metal Band, die in zynischen Sequenzen den ganzen Hype um Rockbands persifliert. Die zahlreichen Anspielungen in Richtung Led Zeppelin, Black Sabbath, Beatles und Konsorten sind ein Fest für jeden Musikfan. Ansonsten strapaziert der Film auch ohne entsprechendes Hintergrundwissen die Lachmuskeln der Zuschauer, was wohl der Grund dafür ist, dass er inzwischen zum astreinen Kultfilm geworden ist. Die Band selbst hat übrigens vor Kurzem ihr Comeback(?!?) gefeiert und tritt in unregelmäßigen Abschnitten immer wieder in Erscheinung. Der Film hier war bei seiner Veröffentlichung derweil ein astreiner Flop. Das liegt unter anderem daran, dass das improvisierte Treiben erst nach einigen Durchläufen seinen hintergründigen Charme entfaltet. Dann aber kommt man gar nicht mehr raus aus dem Lachen. Deshalb lohnt sich hier auch mal der Kauf der DVD, denn den Streifen kann man sich wirklich immer wieder reinziehen. Womit wir mal zu zwei weiteren Filmen kommen, die aufzeigen, dass die 80er doch nicht so schlecht waren, wie sie immer gemacht werden. Die Rede ist natürlich von „Control“ und „24 Hour Party People“. Hier empfiehlt sich das Ansehen beider Streifen, weil die Handlungsstränge sich überschneiden. Als Einstieg empfiehlt sich in diesem Fall „Control“, der das Leben von Ian Curtis (Joy Division) in famose, schwarz weiße Szenerien übersetzt und so den verstörenden Charme der Musik von Joy Division vorzüglich auf Leinwand transportiert. Nachdem es mit der Band dann abrupt zu Ende geht, bleiben zahlreiche Fragen offen, die teilweise in „24 Hour Party People“ beantwortet werden. Der Film setzt sich im Grunde genommen mit dem Label „Factory Records“ auseinander und erzählt anhand des Lebens von Tony Wilson (einem britischen, in der Musikszene Manchesters tief verankerten, ziemlich witzigen Allrounders in Sachen Drogen und Musik) das popmusikalische Treiben der Jahre 1975 bis Anfang der 90er in Manchester nach. Dabei werden die Karrieren von Joy Division, New Order (die aus Joy Division hervor gingen und deren Erfolg noch bei Weitem übertrafen) und der völlig durch geknallten Happy Mondays gestriffen und es regnet nahezu im Minutentakt einen coolen Spruch nach dem nächsten. Dabei bekommt man zwar nur wenig Hintergrundinformationen, dafür aber zahlreiche Anekdoten vor den Latz geknallt, mit denen sich auf Studenten-Partys einfach nur grandios fachsimpeln lässt, wenn mal wieder „Love Will Tear Us Apart“ von Joy Division auf dem Plattenteller seine Kreise zieht.

the-very-best1The Very Best können derweil nicht nur auf Prominenz aus Indie-Gefilden zurückgreifen, sondern haben mit „Warm Heart Of Africa“ auch ein gutes Argument am Start, warum man sie nach Abebben des Weltmusik-Hypes noch auf dem Schirm haben sollte. Die Stücke mit Ezra Koenig (Vampire Weekend) und M.I.A. reihen sich mehr (Ezra) oder weniger (M.I.A.) gut in das äußerst warm produzierte Album ein, das seine hektischen Beats mit einer gediegenen Atmosphäre zu kontern versucht. Das gelingt vor allem in der ersten Hälfte ganz wunderbar. Man ist immer hin und her gerissen zwischen Sofa-Lümmelei und Hochsprungwettbewerb. Und auch wenn die Scheibe gegen Ende etwas ins Leere läuft, liegt das nicht unbedingt daran, dass die Songs es nicht wirklich bringen, sondern dass hier so konsequent auf hohem Niveau agiert wird, dass man sich das Ganze am Besten häppchenweise zu Gemüte führt. Alles in allem ein äußerst nachhaltiges Werk, das Weltmusik in einen Clubkontext setzt, aber den eigentlichen Song nicht aus den Augen verliert.

cobra-skullsFrechen Rotzfahnenpunk fabrizieren hinterher die Cobra Skulls. Auf dem neuen Album „American Rubicon“ laufen die Melodien mal wieder gut rein – die Jungs haben ja auch schon reichlich Erfahrung darin, wie man eine tanzwütige Meute zum Kochen bringt. Die Band stand schon mit den Mad Caddies, Fake Problems und Against Me! auf der Bühne. Die eingestreuten Rockabilly-Momente sind zwar nicht wirklich mein Ding, aber jedem Fan der melodie-beseelten Punkrockglückseligkeit dürfte bei diesem Album das Herz aufgehen. „American Rubicon“ ist eine Platte, auf der Skate Punk, Folk, Rock und Country so gekonnt zusammengemixt werden, dass trotzdem alles wie aus einem Guss klingt. Einfach Faust recken und Pogo starten. Ein Druck auf die Play-Taste genügt.

hudson-mohawkeDer Glasgower Produzent Hudson Mohawke macht derweil eine äußerst imposante Figur auf seinem neuen Werk „Butter“. Das läuft runter, wie… ach ja, hatten wir ja schon. Die Songs sind es verschwurbelt, sorry für das verquere Geschreibsel hier. Ich muss grad mal nachsehen, wo eigentlich oben ist. Ach ja, „wir sind da, wo oben ist.“ Also noch mal von vorne. „Butter“ knallt rein ohne ins plakative Partyeck abzudriften. Verrückt, aber dennoch charmant und poppig in Szene gesetzt erinnert die Musik bisweilen an Laurent Garnier. Manchmal fast ein bisschen Outkast-Style. Nur eben im Elektroclub. Merke: sehr schwer zu beschreiben, dieser Style von Hudson Mohawke. Jedenfalls schreit „Joy Fantastic“ schon mal richtig laut nach Hitsingle. Der Rest von „Butter“ startet vom Planeten „Mouse on Mars“ hinaus in die große weite Welt. Ein Album, wie ein Experimentierkasten. Es liegt an euch, was ihr draus macht. Musik, so unbeschreiblich, wie Tintenkiller.

landminesDie Landmines aus Virginia machen derweil keine großen Faxen. Ihre gleichnamige Scheibe springt einem regelrecht ins Gesicht. Hier wird die Faust in Richtung Sommersonne gereckt und eine ordentliche Hasspredigt ins Mikrofon gepfeffert. Diese wird dann mit hymnischen Melodien gekontert, die im zwei Minuten Takt aus den Boxen des Soundsystems stampfen, als wollten sie ganze Küstenstädte unter einer Welle an Emotion begraben und gesungen, gefeiert, im Kreis gesprungen, als ob es kein Morgen gäbe. Dabei schaffen es die Landmines über die volle Länge von 18 Tracks die Aufmerksamkeit des Hörers bei der Stange zu halten. Ein bemerkenswertes Album. Klassischer Punkrock, wie man ihn heutzutage nicht mehr allzu oft findet. Regler rauf und abgehen.

tim-und-pumaEin ziemliches Tohuwabohu veranstalten hinterher Tim & Puma Mimi auf ihrem neuen Album „Turn The Page“. Da trifft japanische Hyperaktivität auf elektronischen Firlefanz. Bevor man sich allerdings eine endgültige Meinung zu der Scheibe bildet, sollte man ein paar Durchgänge riskieren. Nach einer gewissen Eingewöhnungsphase entpuppt sich das Ganze nämlich als sympathischer Bastard aus Stereo Total und CSS-Momenten. Stellt sich nur die Frage, wer denn jetzt den armen Apfel auf dem Front-Cover essen soll? Da vergeht einem ja alles bei diesem Neonanstrich… Ansonsten: Tanzschuhe übersteifen und im Kreis hopsen zu diesem extravaganten Sound aus schweizerisch/japanischen Gefilden. Wir lesen uns wieder beim nächsten Zuckerbeat.