// zuckerbeat vol. (1)49 – deskonstglam

Es ist soweit. Willkommen auf dem Faschingsball. Etwas spät im Jahr, zugegeben. Aber gibt ja genug Gründe, sich zu verkleiden. Zum Beispiel zu Ehren eines neuen Albums. Auf „Expo 68“ kehren die Jungs von Wolf Parade ihren inneren Jungspund nach außen und rocken, was das Zeug hält. Das Zeug auf dem Album hält sich dabei […]

wolf-paradeEs ist soweit. Willkommen auf dem Faschingsball. Etwas spät im Jahr, zugegeben. Aber gibt ja genug Gründe, sich zu verkleiden. Zum Beispiel zu Ehren eines neuen Albums. Auf „Expo 68“ kehren die Jungs von Wolf Parade ihren inneren Jungspund nach außen und rocken, was das Zeug hält. Das Zeug auf dem Album hält sich dabei nur selten an gängige Rock-Schemata. Stattdessen bekommt man spannend arrangierte Stücke um die Ohren gehauen, die Kings Of Leon vor Augen führen sollte, wie man wieder aus der Formatradio-Falle krabbelt. „Expo 68“ ist ein Album, das dazu anregt, die Regler immer weiter nach oben zu drehen. Die Jungs wollen, dass man zu diesem Sound hier ein Luftschlagzeug bearbeitet, als ob es kein Morgen gäbe. Wer in diesem Jahr noch auf ein spannend arrangiertes Rock-Album wartet, bei Wolf Parade könnte er an der richtigen Adresse sein.

die-zukunftUnd jetzt, meine Damen und Herren, beginnt Die Zukunft. Anschnallen bitte, wir heben ab. Bernadette La Hengst, Knarf Rellöm & Guz sind am Start, um einen charmanten Wurf namens „Brothers & Sisters“ raus zu hauen, der versucht, in bester Superpunk-Manier Soul mit Punkrock ins Bett zu schicken. Dort wird dann eine hemmungslose Kissenschlacht mit einem Sampler gestartet, was den einen oder anderen Tanzboden-Kracher, wie „Ich kann den Hit hören“ abwirft. Ansonsten kann man nach einer ausgiebigen Schweißdrüsen-Vollbedienung am Ende nur zustimmen, wenn die Jungs schmissiger Weise proklamieren: „Mein Bett stinkt“. Die Mädels und Jungs hier „essen Bio-Produkte, ernähren sich bewusst“ und meinen das so herrlich ironisch, dass man am Ende schon wieder die Welt retten möchte. Willkommen im Ironie-Camp der politisch engagierten Elektro-SoulPop-Liedermacher-Garde. Regler hoch und Spaß dabei.

spandau-ballet-parade-special-edition-225Das altehrwürdige Spandau Ballet beehrt uns derweil mit einem kleinen Rundumschlag in Sachen Vergangenheitsbewältigung. Wer hemmungslos auf der eigenen Abi-Party vor sich hinknutschen möchte und einen gewissen Hang zu poppigen Melodien aus den 80ern hat, der sollte sich auf der Stelle auf die beiden Klassiker „Parade“ und „True“ stürzen, die nun runderneuert unters grinsende Volk gestreut werden. Die beiden Alben, in der Special Edition aufgestockt um zahlreichen Bonus-Tracks („True), Live-Aufnahmen aus dem Wembley-Stadion („Parade“) und einer schicken DVD („True“) mit einem Gig im „Sadler´s Wells“ in London, dazu noch Schmankerl aus der „BBC“-Schatspandau-ballet-true-special-edition-225ulle, lassen keine Wünsche offen. Selbst Besitzer der Originale sollten darüber nachdenken, sich diese beiden Wohlfühl-Popper noch mal in neuer Aufmachung in den Schrank zu stellen. Dass dabei natürlich auch der angestaubte Sound noch mal auf Hochglanz poliert wurde, kommt der Musik eher zu Gute, als dass es ihr schadet. Nostalgisch wird man trotzdem. Und genau darum geht’s ja hier.

labrassbandaLaBrassBanda beschenken uns derweil nach ihrem großartigen, zweiten Album mit einer DVD, die sie dort zeigt, wo die Band hingehört: auf der Bühne. Genauer gesagt im Circus Krone in München, wo die Jungs ihren Sturmlauf beginnen. Schon nach wenigen Sekunden rocken die Jungs das ungewohnte Ambiente in Grund und Boden. Marcus H. Rosenmüller setzt die Band dabei so gekonnt in Szene, dass einem selbst auf dem heimischen Sofa der Schweiß aus den Achselhöhlen tropft. Der Gig gehört sicher zum eindrucksvollsten, was diese Band jemals gespielt hat. Die Begeisterung schwappt auf der Stelle auf die andere Seite der Mattscheibe über. Kurz darauf möchte man seinen Fernseher in den Arm nehmen und ihn zu Boden knutschen. Was für eine Band, verdammt, was für eine Live-Band.

arihest_albumcoverAri Hest, seines Zeichens amerikanischer Liedermacher, der sich vor kurzem aus den Klauen seines Major-Labels befreite, um seinen Songs eine individuelle Note zu schenken, hat nun ein neues Album namens „Twelve Mondays“ veröffentlicht. Auf selbigem befinden sich zwölf Songs, die im Rahmen eines ambitionierten Projekts entstanden sind, welches beinhaltete, dass der Künstler in den 52 Wochen des Jahres 2008 jeweils ein Lied schrieb, dass er dann am Montag seiner Fangemeinde vor den Latz knallte. Die Stücke auf dem Album wurden von den Fans selbst ausgewählt und noch mal überarbeitet, bevor sie auf Longplayer gepresst wurden. Mit einem Jahr Verspätung ist unser Lieblings-Emo-Indie-Label Arctic Rodeo nun auf diesen musikalischen Schatz aufmerksam geworden und veröffentlicht die Scheibe in illustrer Verpackung, so dass allen Fans von Kevin Devine und Fleet Foxes das Wasser im Mund zusammen laufen dürfte.

schoolSchool Of Seven Bells werden allerweil von allen Seiten mit Lobeshymnen überschüttet und sie schaffen es auf ihrem neuen Album, den verstrahlten Melodien von My Bloody Valentine eine poppige Wohlfühl-Spritze zu injizieren, so dass man sofort seine Hände gen Himmel schleudert und hemmungslos im Kreis springt. „Disconnected From Desire“ reist dich in einen Strudel der Emotionen, die Scheibe beschränkt sich niemals darauf, eine schöne Melodie nach der anderen raus zu hauen, sondern schmückt das Ganze so genüsslich mit verschwurbelten Wave-Anleihen auf, dass man eine Hippie-Ecke im örtlichen Indie-Club einrichten möchte. Kramt die Picknick-Decken und Räucherstäbchen aus der Kiste. Hier kommt der musikalische Knutschmund des Sommers.

lissieLissie kann sich derweil rühmen, dass ihr erstes Stelldichein als Künstlerin von niemand Geringerem, als Bill Reynolds von Band Of Horses in Szene gesetzt wurde. Mit „When I´m Alone“ hat sie dazu auch noch einen astreinen Sommerhit fürs Formatradio im Gepäck. Der Track gefällt trotz seiner explosiven Produktion, weil sich dahinter eine charmante Melodie versteckt, die man noch Stunden später im Ohr hat. Der schönste Song dieses Albums allerdings ist „In Sleep“ – da möchte man sofort ins Auto springen und Richtung Sandstrand aufbrechen. Insgesamt ist „Catching A Tiger“ sicher nicht die Neuerfindung der Pop-Musik. Macht aber gute Laune und dürfte allen Anhängern von K´s Choice bis Anouk ein fettes Grinsen ins Gesicht zaubern. Also lehnt euch zurück. Genießt die Sonne. Wir lesen uns beim nächsten Zuckerbeat.