// zuckerbeat vol. (1)65 – bobo blues

Trip Fontaine aus Rodgau spielen in diesen Tagen die „Ri-Ra-Rockband“ und es ist schon bemerkenswert, dass sich das Label Staatsakt dazu durchringen konnte, dieses Sammelsurium an Rockklängen unter heimischem Banner auf die Menschheit loszulassen. Alle Fans von At The Drive-In und Robocop Kraus dürften sich auf der Stelle wohl fühlen in diesem Planschbecken der schweißtreibenden […]

tripfontaineTrip Fontaine aus Rodgau spielen in diesen Tagen die „Ri-Ra-Rockband“ und es ist schon bemerkenswert, dass sich das Label Staatsakt dazu durchringen konnte, dieses Sammelsurium an Rockklängen unter heimischem Banner auf die Menschheit loszulassen. Alle Fans von At The Drive-In und Robocop Kraus dürften sich auf der Stelle wohl fühlen in diesem Planschbecken der schweißtreibenden Glückseligkeit, das sich nicht nur „Lambada“ schimpft, sondern auch noch gehörig dazu anregt, so richtig die Sau raus zu lassen.

chromeoChromeo haben derweil aufs Neue ein Album aufgenommen, das sich bereits nach dem ersten Durchlauf als einziger Ringelreih-Tanz von Disco-Hits entpuppt, das aber auch nach dem fünfzigsten Durchlauf nicht langweilig wird. Keine Ahnung, wie die Jungs das hinkriegen, aber Tracks, wie „Night By Night“ und „Don´t Turn Your Lights On“ laufen sich einfach nicht tot. Diese Songs wachsen sogar mit jedem weiteren Durchlauf zu einem noch größeren Hit heran. Das Niveau der beiden Tracks kann das Duo zwar nicht über die volle Länge halten, macht aber nix. „Business Casual“ ist trotzdem noch das beste Pop-Album im Grenzgebiet von Prince und Konsorten, das in diesem Jahr die Soundsysteme der Großraumdiscos flutete.

younggunsYoung Guns nennt sich derweil eine britische Hype-Combo im Grenzgebiet von Lostprophets und Billy Talent, die bald auch hierzulande für Furore sorgen könnte. Die Stücke auf „All Our Kings Are Dead“ tragen zwar produktionstechnisch ziemlich dick auf, trotzdem wird jeder Donots-Fan schon beim Opener „Sons Of Apathy“ euphorisch im Kreis hüpfen. Alles in allem ein überraschend unbritisches Werk, das unverhohlen auf die große Bühne schielt. Wer auf Breitwand-Rock der mitspring-tauglichen Sorte steht kommt an diesen Jungs nicht vorbei.

jimjonesThe Jim Jones Revue strotzt ebenfalls nur so vor Energie, kurz gesagt: They Are „Burning Your House Down“. Ihr gleichnamiges Album klingt als wolle da jemand die Schnittmengen von Motörhead und Johnossi ausloten. Die knackigen Songs schlittern zwar hin und wieder ins Klischeehafte, das macht die Band aber mit einer gehörigen Portion Enthusiasmus wieder wett. The Hives hätten in ihren Anfangstagen auch so ein Album abliefern können. Alle, die immer noch Pipi in den Augen haben, wenn sie an den Erstling der Schweden denken, sollten unbedingt mal reinhören. Einen solch verbluesten RocknRoll-Entwurf bekommt man nicht alle Tage vor den Latz geknallt.

kylieDie beiden Pop-Schnuckerl aus dem Hause Kylie Minogue und Justin Timberlake beehren uns derweil mit gelungenen Remix-Alben, so genanten „Essential Mixes“, die wesentlich mehr sind, als nur die übliche Ausschussware von B-Seiten für die einschlägigen Single-Auskopplungen. Wer sich Timerlakes „Like I Love You“ im Basemant Jaxx Vocal Mix zu Gemüt führt oder sich vom Disco-Inferno „Love Stoned / I Think She Knows” (rückgekoppelt von Justice) auf dietimberlake Bretter des Tanzbodens schicken lässt, der verfällt schon nach wenigen Minuten der Faszination für diese Ansammlungen fabulöser Extended-Versionen. Schade allerdings, dass die Artwork-Gestaltung ziemlich lieblos daher kommt. Macht aber nichts, denn auf dem Laufband trifft Kylie auf Felix Da Housecat und Timberlake auf Oakenfold. Die Melodien befinden sich in Endlosschleife. Wer keinen Bock mehr hat, sich als Teilzeit-Popper mit den tot-gedudelten Originalversionen zu vergnügen, für den könnten diese Scheiben hier eine gelungene Abwechslung darstellen.

steveWer mit niemand geringerem als Mod-Father Paul Weller ins Studio gegangen ist, der dürfte auch bereit sein, alleine ins Rampenlicht zu treten. Steve Cradock, welcher in der Vergangenheit bereits mit der Ocean Colour Scene um die Häuser zog, veröffentlicht nun seine Selbsterkenntnis namens „The Kundalini Target“ über das illustre Label „Haldern Pop“. Die Songs werden getragen von charmanten Piano-Melodien und rufen immer wieder schöne Erinnerungen an Sean Lennon und dessen prominenten Vater wach. Wer der Scheibe einige Durchläufe schenkt, merkt schnell, wie viel Herzblut hier investiert wurde. Die anfangs unspektakulären Songs klammern sich an den Gehörgängen fest und gehen einem einfach nicht mehr aus dem Kopf. Ein alles in allem schnörkelloses Liedermacher-Album, das man am Liebsten vor der Welt verstecken möchte, um es ganz für sich allein zu haben.

dukeandkingThe Duke & The King versuchen sich in der Zwischenzeit an Folk-Rock der traditionellen Sorte, der Erinnerungen an Crosby, Stills, Nash & Young wachruft. Klingt alles ziemlich altbacken, was die Band auf „Long Live The Duke & The King“ so aus dem Hinterzimmer kehrt. Da können noch so renommierte Produzenten und Weggefährten für die Band in die Presche springen, mir fehlt leider der letzte Kick in Sachen Zeitgeist. Fans des Genres dürfen trotzdem gerne mal einen Durchlauf riskieren. Es könnte sich lohnen. Womit wir uns auch schon verabschieden für heute. Mehr gibt’s in Kürze beim nächsten Zuckerbeat.