// zuckerbeat vol. (1)77 – get related

Unsere herzallerliebsten Pet Shop Boys haben mal wieder ihre Archive durchforstet und ihre größten Hits noch mal auf einem Silberling versammelt. Neben der Essenz aus der zoologischen Haushaltswarenabteilung, die jeder gute Radiosender irgendwann schon mal auf Endlosschleife geschubst hat, findet sich auf „Ultimate“ neben dem Quoten-Neuankömmling „Together“, (ein grenzwertiges, aber treibendes Euro-Dance-Gewitter), auch noch eine […]

pet_shop_boys_ultimate_2_300Unsere herzallerliebsten Pet Shop Boys haben mal wieder ihre Archive durchforstet und ihre größten Hits noch mal auf einem Silberling versammelt. Neben der Essenz aus der zoologischen Haushaltswarenabteilung, die jeder gute Radiosender irgendwann schon mal auf Endlosschleife geschubst hat, findet sich auf „Ultimate“ neben dem Quoten-Neuankömmling „Together“, (ein grenzwertiges, aber treibendes Euro-Dance-Gewitter), auch noch eine passende DVD, die 27 TV-Auftritten für den BBC und den aktuellen Auftritt beim 2010er Glastonbury-Auftritt beinhaltet, der ganz nebenbei ein einziger Triumphzug geworden ist. Ansonsten freut man sich schelmisch darüber, mal wieder „West End Girls“, „It´s A Sin“ und „New York City Boy“ vor den Latz geknallt zu bekommen, wundert sich aber im Gegenzug darüber, dass es so mancher Smash Hit, wie zum Beispiel „Can You Forgive Her“ nicht auf den Silberling geschafft hat. Alles in allem ist die Scheibe deshalb vor allem aufgrund der gelungenen Live-DVD zu empfehlen. In Sachen Song-Material hätte da schon etwas mehr gehen dürfen (gerade wenn man bedenkt, dass die Pet Shop Boys anno 2003 bereits eine gelungene Songsammlung namens „PopArt“ veröffentlicht haben).

crash-conspiracyBlackmail-Fans sollten anschließend mal die Ohren spitzen. Aydo Abay hat sich neben seinem Langzeit-Neben- und inzwischen Hauptprojekt Ken noch eine weitere Band zugelegt. Die hört auf den Namen crash:conspiracy und führt vor Augen, was sich mit dem letzten Album von Ken bereits andeutete. Der Protagonist hat Spaß am Experimentieren gefunden und knallt uns eine elektrifizierten Weltraum-Popper vor den Latz, zu der man sich am Besten eine spacige Sonnenbrille auf die Nasenspitze stupst. Ganz nebenbei stellt das Album „< >“ auch den Soundtrack zur sechsteiligen Sci-Fi-Oper „Der Feind in dir“ dar, die derzeit per SWR hinter der heimischen Mattenscheibe flimmert. Jeder Blackmail-Fan darf sich unabhängig davon allerdings auch allein von der Musik in Ekstase versetzen lassen, die mit „Monotype“ auch noch eine echte Tanzflächenrakete in Richtung Clubhimmel befördert. Mit seiner Crash Conspiracy führt Abay gekonnt vor Augen, wie man ein anspruchsvolles Projekt mit dem nötigen Enthusiasmus auch für die tanzende Meute interessant macht. Unbedingt mal reinhören.

francescoFrancesco Tristano von dem ambitionierten Klassik-Pop-Trio Aufgang versucht sich derweil auch auf seinem aktuellen Solo-Album daran, klassische Musik mit elektronischem Antrieb aufzumotzen. Das Ergebnis „Idiosynkrasia“ klingt dann ziemlich futuristisch, der Künstler verrennt sich aber nicht in experimentellem Gewusel, er findet immer wieder in die Spur zurück und hat einen nostalgischen Heck-Scheinwerfer montiert, der immer wieder zum Tagträumen einlädt. Seine Musik klingt so schlüssig kombiniert, dass man fast vergessen könnte, dass schon zahlreiche Künstler daran gescheitert sind, klassisches Liedgut in zeitgemäßen Klang zu tauchen. Francesco Tristano vollbringt das Kunststück, zwei musikalische Welten einander näher zu bringen. Also Vorhang auf, Applaus, Applaus.

syd-matters-brotheroceanSyd Matters, die Combo um Frontmann Jonathan Morali, hat sich in der Zwischenzeit daran versucht, Soul-Pop mit charmanten Harmoniewechseln zu kontern. Der Hörer wird auf eine musikalische Wohlfühl-Odysee eingeladen und spätestens beim zweiten Track „Hi Life“ nistet er sich zwischen Piano-Geplänkel und elektronischen Chill-Out-Phantasien ein. So würden wohl auch Hot Chip klingen, wenn sie nicht auf die große Bühne schielen würden. Man merkt „Brotherocean“ an, dass hier keinerlei Erwartungen erfüllt werden sollen. Das ständige Ping Pong der Stile funktioniert ganz hervorragend. Alles findet schlüssig zueinander. Kurz gesagt: Syd Matters machen Soul Pop für Fortgeschrittene.

sven-vath-in-the-mix-the-sound-of-the-eleventh-season-300x300Sven Väth tut derweil das, was er am Besten kann. Er streift durch den elektronischen Wunderwald und knallt uns auf zwei Cds einen imposanten Rundumschlag in Sachen zeitgemäßer Elektronika vor den Latz. „The Sound Of The Eleventh Season“ aus der Sendereihe „Sven Väth In The Mix“ besticht wieder durch Trance-Eskapaden und Basslines, die deinen Popo anstoßen. Locker flockig wühlt er sich durch die 26 Tracks von DJ Koze bis Soul Center, sogar das neue Warp-Wunderkind The Hundred In The Hands kommt in einer Remix-Variante von Kyle MF Hall zum Zug. „1 In The Morning“ von Gerd klingt derweil wie ein englischsprachiger Pendant zum verstrahlt-psychedelischen Zeug von Deichkind. Am Ende sticht vor allem Väths Faible für die intelligenten Elektro-Klänge eines DJ Koze ins Auge. Der ist immerhin mit drei Tracks am Start. Eben deshalb ist dieser Doppelschlag auch für alle empfehlenswert, die sich damals „Music Is Okay“ von Koze selbst ins Regal gestellt haben.

minitel-rose-atlantiqueDie Synthie-Fanatiker von Minitel Rose legen derweil ihr zweites Album namens „Atlantique“ vor und sorgen mit ihrem Effektgewitter dafür, dass schöne Erinnerungen an diesen zeitgenössischen Furz namens NuRave wach werden, begehen dabei aber nicht den Fehler, die Songs ins Klischeehafte abdriften zu lassen. Stattdessen achtet das Trio auf seinem Zweitling darauf, das unter den bunten Elektro-House-Fassaden charmante Pop-Songs der Marke Phoenix und Two Door Cinema Club hervor kriechen, die sich schon nach wenigen Durchläufen unaufhörlich in den Gehörgängen des Zuhörers einnisten. Wer im Pop-Geschäft vor allem nach einer großen Party sucht, sollte die Scheibe unbedingt mal anhören.

kitsune-maison-compilation-10Die renommierte Label-Reihe aus dem Hause „Kitsune“ geht derweil in die zehnte Runde. Pünktlich zum Jubiläum des Samplers, hat sich die Plattenfirma dazu entschieden, die ganze Geschichte statt auf einen, auf zwei Silberlinge aufzublasen. In Sachen Qualität muss man diesbezüglich allerdings keine Abstriche machen. Die 25 Tracks der „Kitsune Maison Compilation 10“ machen auch im zehnten Durchlauf noch Spaß. Ausschussware Fehlanzeige und mit den Dream-Poppern von Cascadeur wird man herangeführt an einen illustren Rundumschlag in Sachen Zeitgeist-Pop. Das heißeste Eisen, das man auch in Zukunft im Augen behalten sollte, ist sicherlich neben den Partyraketen Wild At Heart die Synthie-Pop-Band „Is Tropical“, die anmutet, als wollten einem Vampire Weekend vor Augen führen, wie man verstrahlten Strandpromenaden-Pop für hemmungslose Knutschorgien fabriziert. Neben den üblichen Verdächtigen aus dem Hause Two Door Cinema Club und Digitalism sind natürlich auch noch zahlreiche weitere Neuentdeckungen am Start, die schon in wenigen Monaten die einschlägigen Musikgazetten mit ihren Hintergrundgeschichten überfluten werden. Wer den Sound von morgen schon heute hören möchte, sollte sich diesen Sampler auf keinen Fall entgehen lassen.

david-sugarDavid E. Sugar singt derweil Hymnen über „Chelsea Girls“ und trifft mit seiner Melange aus Hot Chip-Singsang und Elektro-Hüftschwung den richtigen Ton, um nicht in der Masse der aufstrebenden Jungspunde unterzugehen. Sein erstes Album „Memory Store“ kann das hohe Niveau der ersten Single zwar nicht über die volle Distanz aufrecht erhalten, hat aber mit „Party Killer“ und „Something New“ noch zwei charmante Nettigkeiten am Start, die allen Fans von Phoenix bis Two Door Cinema Club die Herzklappen öffnen. Womit wir dann auch schon wieder durch wären für heute, wir lesen uns beim nächsten Zuckerbeat.