// zuckerbeat vol. (2)35 – let there be rock

mit neuer Musik von Baxter Dury, Cloudberry, The Drive-By Truckers, Summer Camp, New Roman Times, The Brandt Brauer Frick Ensemble, The Do & The Opiates. // Den Namen Baxter Dury sollte man sich merken. Alle fünf Jahre schüttelt der gebürtige Brite einen charmanten Indie-Rock-Rundumschlag aus dem Ärmel, hat aber leider noch nicht die verdienten Lorbeeren […]

mit neuer Musik von Baxter Dury, Cloudberry, The Drive-By Truckers, Summer Camp, New Roman Times, The Brandt Brauer Frick Ensemble, The Do & The Opiates.

baxter-dury// Den Namen Baxter Dury sollte man sich merken. Alle fünf Jahre schüttelt der gebürtige Brite einen charmanten Indie-Rock-Rundumschlag aus dem Ärmel, hat aber leider noch nicht die verdienten Lorbeeren dafür eingeheimst. Sein aktuelles, inzwischen drittes Album „Happy Soup“ ist erneut (nur) auf Platz 110 der britischen Charts eingestiegen. Darüber hinaus aber entpuppt sich das experimentierfreudige Werk als britische Alternative zum aktuellen Album von Benjamin Biolay. Mit „Picnic On The Edge“ gelingt dem Musiker darüber hinaus auch das Kunststück den Sound von LCD Soundsystem und der Strokes in einem Song zu vereinen. „Happy Soup“ ist ein widerborstiges Werk, ein bodenständiges, bisweilen sogar karges Rock-Album, das sich trotzdem in den Gehörgängen festsetzt. Noch Stunden später schwirren einem die Songzeilen des Musikers im Ohr herum und so hoffen wir natürlich, dass nicht wieder sechs Jahre vergehen, bis der Künstler einen Nachfolger präsentiert. Wer auf zeitgenössischen Indie-Rock steht, sollte sich dieses waghalsige Werk auf keinen Fall entgehen lassen.

cloudberry// All jene, an denen die Musik von Cloudberry bisher noch vorbei gehuscht ist, sollten jetzt die Chance ergreifen und sich deren viertes Album zu Gemüte führen. Im Grenzgebiet von R.E.M. und Idlewild haben die Kreuzberger ihre Zelte aufgeschlagen und sich nach all den Jahren zu einem echten Geheimtipp in Sachen zeitgenössischem Indie-Pop gemausert. Ein Song, wie „Kinski“ würde den Kollegen von Blackmail sicher auch gut zu Gesicht stehen. Noch dazu hat das Trio um Tomte-Bassist Nikolai Potthoff genügend überraschende Momente eingepflügt, so dass man als Hörer über die volle Distanz von 13 Songs bei der Stange bleibt. „The Closer We Get“ ist ein gefundenes Fressen für all jene, die sich seit Jahren an dem Sound von Slut, The Electric Club und Konsorten erfreuen.

drive-by// Allen Fans von The Gaslight Anthem und The Hold Steady wollen wir bei der Gelegenheit mal auf eine hierzulande noch weitestgehend unbekannten Act hinweisen. Die Drive-By-Truckers haben nämlich nach all den Jahren eine kleine Bestandsaufnahme ihres musikalischen Schaffens zusammengekratzt und sollten damit auch hierzulande ins Bewusstsein der Southern Rock-Gemeinde vorpreschen. Die 16 Tracks auf „Ugly Buildings, Whores & Politicians – Greatest Hits 1998-2009“ sind das perfekte Futter für all jene, die sich nachts am Tresen von hymnischen Balladen die Nacht vertreiben lassen möchten. Wenn dann in „Let There Be Rock“ auch noch ein AC/DC-Zitat aus dem Ärmel geschüttelt wird, lädt die Band sogar zum Mähne-Schütteln ein. Das Schönste aber: wer die Gruppe jetzt erst durch diese Compilation kennen lernt, kann sich am kompletten Bandkatalog, bestehend aus bereits acht Alben, abarbeiten.

summer-camp-welcome-to-condale// Nach ihrer gefeierten Debüt-EP geht es für die Band Summer Camp nun darum, ihren Status als Next Big Thing auf Albumlänge zu bestätigen. Schon nach wenigen Sekunden des Openers „Better Off Without You“ hat man das dringende Gefühl, sich wild im Kreis zu drehen. Die zwölf Songs dieses Albums machen einen schlicht rasend vor Glück. Keine Ahnung, wo das gemischte Duo all seine Melodien aufschnappt, aber das Hochgefühl nimmt einfach kein Ende. Weil Summer Camp es noch dazu verstehen, ihrer Musik einen ordentlich Wumms in Form von elektronischen Breitseiten zu verabreichen, dürften sie demnächst mit ihren Songs direkt nach den zahlreichen Hitsingles den Wombats durch die Indie Discos des Landes tingeln. Was soll man da noch hinzufügen, außer: „Welcome To Condale“.

new-roman-times// Wer auf Düster-Pop für die Tanzfläche steht, sollte sich mal das aktuelle Album von New Roman Times anhören. Die Scheibe strotzt nur so vor Songs, die man sich von den Killers auf deren letzten Album nur zu gerne hätte präsentieren lassen. „On The Sleeve“ ist eines dieser Werke, das völlig unerwartet über einen schwappt und anschließend begräbt unter einen Schwall der Emotionen. Wer die frühen Editors vermisst, sollte unbedingt mal einen Durchlauf riskieren. Dieses Album ist der schillernde Beweis dafür, dass man auch heute noch anspruchsvolle Lyrik mit einer Breitwandproduktion verknüpfen kann, ohne dass es wie ein öder, formatradio-tauglicher Kompromiss anmuten würde.

brandt-brauer-frick-ensemble-mr-machine// An der komplexen Herausforderung Jazz und Klassik unter einen Hut zu kriegen sind schon äußerst renommierte Künstler gescheitert. Umso bemerkenswerter ist es, dass das Brandt Brauer Frick Ensemble den musikalischen Drahtseilakt nun schon zum zweiten Mal ganz bravourös meistert. „Mr. Machine“ besticht durch eine Anhäufung von Nuancen, was auch dem Umstand geschuldet sein dürfte, dass hier zehn versierte Musiker ihrem Faible für Improvisation nachgegeben haben. Dementsprechend wurde die Produktionszeit im Gegensatz zum Debüt auch konsequent nach unten geschraubt. Statt einem Jahr brauchte das Kollektiv diesmal nämlich nur noch schlappe fünf Tage, bis die acht Tracks im Kasten waren. Das Ergebnis der Aufnahmen kann sich in diesem Zusammenhang durchaus sehen lassen. Zudem darf sich der geneigte Zuhörer über zwei gelungene Cover-Versionen von Emika und James Braun freuen.

the_do-dust_it_off// Das französisch-finnische Duo The Dø hat bereits auf seinem Debüt-Album eine gute Figur gemacht. Nun liegt der Nachfolger vor und schlendert ganz entspannt mit einer Akustik-Nummer namens „Dust It Off“ um die Ecke. Bemerkenswert daran ist, dass der Song zur Mitte hin kippt und immer wieder neue Klangexperimente eingebaut werden, das Ganze aber trotzdem keinen Moment lang überfrachtet klingt. So gehen Olivia und Dan dann auch in der Folgezeit vor. Man kann ihren Songs regelrecht beim entwickeln zusehen, so dass man bisweilen fast das Gefühl hat, man säße in einem Musikstudio und könnte nach belieben die einzelnen Tonspuren ein- und wieder ausblenden. All das macht „Both Ways Open Jaws“ zu einer äußert spannenden Angelegenheit. Es ist ein Album für all jene, die sich schon immer mal ein Kate Nash-Feature auf einem CocoRosie-Album gewünscht hätten.

the-opieates// Unter dem Titel The Opiates haben sich derweil Billie Ray Martin und der norwegische Musiker Robert Solheim zusammengeschlossen, um ihre eigene Variante einer düsteren, elektronischen Pop-Welt zu kreieren. Irgendwo im Grenzgebiet zwischen Detroit Techno, Chicago House und Kraftwerk wandelt ihr bitterböses Manifest „Hollywood Under The Knife“, das man sich am liebsten in einer kargen Fabrikhalle zu Gemüte führen möchte. Wer auf maschinell-anmutenden Disco-Pop steht, sollte unbedingt mal reinhören. Und damit Schluss für heute. Bis zum nächsten Zuckerbeat.