// zuckerbeat vol. (2)41 – house on fire

mit neuer Musik von R.E.M., Beatsteaks, New Found Glory, Tegan & Sara, Volbeat, Killed By 9v Batteries, Dntel & Still Corners. Ist schon komisch, dass es jetzt einfach vorbei sein soll. Nach all den Jahren, in denen wir uns mit den Songs von R.E.M. über die erste große Liebe hinweg trösteten oder die Nächte durchtanzten, […]

mit neuer Musik von R.E.M., Beatsteaks, New Found Glory, Tegan & Sara, Volbeat, Killed By 9v Batteries, Dntel & Still Corners.

remIst schon komisch, dass es jetzt einfach vorbei sein soll. Nach all den Jahren, in denen wir uns mit den Songs von R.E.M. über die erste große Liebe hinweg trösteten oder die Nächte durchtanzten, soll es fortan keine neuen Songs des Trios mehr geben. Zum Abschluss präsentiert uns die Gruppe einen gelungenen Rundumschlag ihres breiten Schaffens. Bemerkenswert an „Part Lies Part Heart Part Truth Part Garbage 1982–2011“ ist vor allem, dass hier endlich mal die Garagenrockmomente mit den Stadionrockern vereint wurden. Auf Silberling Eins befinden sich 21 Songs, die aufzeigen, wie R.E.M. zumindest für kurze Zeit zur wichtigsten Popband der Welt aufsteigen konnten für die selbst ein Kurt Cobain nur lobende Worte übrig hatte. Alle Fans von „Automatic For The People“ dürften ganz schön verdutzt drei gucken, wenn sie zum ersten Mal Songs wie „Radio Free Europe“ oder „Finest Worksong“ vor den Latz geknallt bekommen. Mit Songs wie „It´s The End Of The World As We Know It“ und „The One I Love“ läutet die Band schließlich die Wende ein, befindet sich bei „Nightswimming“ auf dem Zenit des Erfolgs und wandte sich mit den letzten beiden Alben plötzlich wieder der eigenen Vergangenheit zu. Dementsprechend scheint es am Ende fast folgerichtig, dass jetzt Schluss ist. Die 40 Songs, die auf den beiden Scheiben versammelt sind, funktionieren als schlüssiges Gesamtkunstwerk. Wobei es eigentlich am Bemerkenswertesten ist, dass R.E.M. trotzdem immer ihren Prinzipien treu geblieben sind. Mit ihren Texten hob sich die Band gekonnt vom Einheitsbrei aus den Charts ab und auch auf ihren Konzerten, unter anderem der Show vor der Würzburger Residenz, trauten sie sich auch mal, das Publikum mit der Unterlassung von Hit-Singles vor den Kopf zu stoßen. All das macht diese Band so außergewöhnlich. Und so verlieben wir uns noch ein letztes Mal in ihre Musik… und singen lauthals: „It´s The End Of The World As We Know It… But I Feel Fine“… Danke, Jungs.

beatsteaksDie Kollegen von den Beatsteaks waren in diesem Jahr ziemlich fleißig, wenn es darum ging, eine B-Seite nach der Anderen aus dem Ärmel zu schütteln. 18 Stück sind dabei herausgesprungen und die erscheinen nun in kompakter Form auf „Boombox + X“ – einer „Special Edition“ ihres gleichnamigen Albums, welche kurzerhand um eine Bonus-Disc ergänzt wurde. Der schicke Silberling hat neben einem Live-Mitschnitt eines Konzertes auf der Berliner Wuhlweide und zahlreichen Remixen von DJ Ultra und Moonbootica auch einige, neue Songs im Gepäck. Da wäre unter anderem die gelungene Ton Steine Scherben-Adaption „S.N.A.F.T.“, die den Hitreigen eröffnet. Weitere Songs, wie das rumpelige „Head On“ oder das zurückgelehnte „Flysmoke“ hätten auch auf dem Original-Album eine gute Figur gemacht. Der absolute Hit der Scheibe hört aber auf den Namen „Tonight“ und ist eine Coverversion von den Soft Boys. Mit diesem Track feuern sie eine astreine Pop-Rakete Richtung Charthimmel, die nur darauf wartet, von zahlreichen, heißeren Fans mitgegrölt zu werden. Ach übrigens: Ein kleines Weihnachts-Schmankerl ist auch noch drauf. Deshalb „Merry X-Mas Everybody“. Und danke nochmal für euren famosen Live-Auftritt gestern Abend in der s.oliver Arena . Da ging einiges.

new-found-gloryDie Pop-Punker von New Found Glory proklamieren im Inlay ihres aktuellen Albums in großen Lettern „Pop Punks Not Dead“. Das mag auf den ersten Blick ziemlich verzweifelt anmuten, ist aber so. Jedenfalls bringen sie mit dieser Aussage den Klang ihres aktuellen Albums treffend auf den Punkt. „Radiosurgery“ wendet sich nach zwei fett produzierten Vorgängern wieder den wilden Anfangstagen zu. Die Scheibe rumpelt so hemmungslos drauf los, dass man ihnen auch die eine oder andere textliche Peinlichkeit verzeiht. Im Grunde genommen hat man bei diesem Album dasselbe Gefühl, wie bei „Enema Of The State“ von Blink 182. Zu diesen Songs sollte man einfach Spaß haben. Allein deshalb schicken sich New Found Glory an, schon bald zu den Lieblingen einer neuen Generation von Pop Punk-Fans zu avancieren. Soll heißen: „Radiosurgery“ ist der absolute Prototyp eines gelungenen Pop-Punk-Werks.

tegan-saraAlle Fans eingängiger Pop-Hymnen können sich anschließend einen Rundumschlag von Tegan & Sara nach Hause holen. Hierzulande ist das Mädels-Duo zwar noch weitestgehend unbekannt, es scheint aber lediglich eine Frage der Zeit zu sein, bis die beiden Indie-Darlings auch in Deutschland durch die Decke schießen. Ihr aktueller Output namens „Get Along“ versammelt neben einem Live-Album drei kleine Filmchen über die erste Indien-Tour des Duos („India“), die wilde Anfangszeit („States“) und obendrauf gibt’s noch ein abgespecktes Live-Konzert, welches die Band an zwei Tagen in den „Warehouse Studios“ in Vancouver vor gerade einmal 75 Gästen mitgeschnitten hat („For The Most Part“). Viel Zeit zum Durchschnaufen bleibt da natürlich nicht, ist aber auch nicht weiter schlimm, schließlich schaffen es die beiden Zwillingsschwestern Tegan Rain Quin und Sara Kiersten Quin auch im 16ten Jahr ihres Bestehens immer noch für euphorische Gemütszustände bei den Fans zu sorgen. Wer bisher noch nicht auf den Geschmack gekommen ist, sollte unbedingt mal reinhören. Es lohnt sich, diese Band für sich zu entdecken.

volbeatWer auf Live-Aufnahmen steht, der kann hinterher dann gleich noch zum aktuellen Output von Volbeat greifen. Die metallischen Rocker haben nämliche eine randvoll gepackte Doppel-DVD auf den Markt geworfen, welche einen illustren Auftritt der Band in Kopenhagen (2010) und zwei Live-Mitschnitte von Shows in Kalifornien (2011) und dem diesjährigen „Rock am Ring“-Auftritt umfasst. Wem das nicht reicht… / Wer noch ein paar Hintergründe zu den packenden Live-Shows präsentiert bekommen möchte, der kommt bei den abschließenden „Beyond The Scenes“-Beiträgen auf seine Kosten. „Live From Beyond Hell / Above Heaven“ ist ein schnörkelloses Loblied auf eine der grandiosesten Live-Bands des Moments. Die einzelnen Auftritte zeigen, dass die Jungs nicht nur im Stande sind, kleine Clubs mit 1000 Gästen in Grund und Boden zu rocken, sondern auch vor 80.000 eine gute Figur abgeben. Wenn das so weiter geht, dürften sich am Ende nur noch mehr Menschen in die Musik der dänischen Gitarren-Gangster verlieben. Alles in allem: ein äußerst eindrucksvolles Live-Dokument.

killed-by-9vUnd wie bitte? Noise Pop aus Graz? Brauchen wird das? Und wie wir das brauchen! Und so werden wir in diesen Tagen von der Combo Killed By 9V Batteries und ihrem brachialen Pressschlag namens „The Crux“ überrumpelt. Die Scheibe erinnert an die vergangenen Werke von Blood Brothers bis No Age. Soll heißen: hier wird einerseits auf die Kacke gehauen bis die Wände wackeln, andererseits aber auch darauf geachtet, dass die Melodien nicht darunter leiden. Das Ergebnis muss man sich allerdings erstmal schön hören. Nimmt man sich aber die Zeit und schenkt „The Crux“ einige Durchläufe, wächst einem diese Scheibe Schritt für Schritt ans Herz. Wer Pop-Appeal gerne etwas unkontrolliert und enthemmt verabreicht bekommt – wer kurz gesagt, auf Bands steht, die ihren Emotionen freien Lauf lassen, ist bei Killed By 9V Batteries genau an der richtigen Adresse.

dntelWer auf Sounds der Marke Postal Service steht, sollte sich mal den breiten Back-Katalog von Dntel zu Gemüte führen. Die Klänge von Mastermind James Scott „Jimmy“ Tamborello dürften eine ganze Generation von Nachzüglern musikalisch beeinflusst haben. Umso schöner, dass sein bis dato (wahrscheinlich) größter Wurf namens „Life Is Full Of Possibilities“ nun nach zehn Jahren noch mal in aufgepäppelter Variante auf den Markt kommt. Neben den zehn Songs des Originals, die nicht an experimentellen Ausflüchten geizen, wurde eine zweite Scheibe hinzugefügt, die neben zahlreichen Remixen von Superpitcher und Lali Puna auch einige Raritäten umfasst, die man sich unbedingt über Kopfhörer reinziehen sollte. Erst dann nämlich entfaltet sich das volle Ausmaß dieses detail-verliebten Grenzgängers zwischen Elektro-Pop und Chill-Wave.

still-cornersHinterher lohnt es sich dann übrigens gleich noch das Debüt-Album von Still Corners aufs Plattendeck zu wuchten. Die Scheibe des Londoner Duos um Sängerin Tessa Murray und Liedermacher Greg Hughes klingt, als hätten sich die Dream-Popper von Best Coast mit Toro Y Moi im Studio verabredet und einen zurückgelehnten Chill-Wave-Bastard aus dem Ärmel geschüttelt. Zu der Musik von „Creatures Of An Hour“ wird man als Hörer auf Weichzeichner-Modus geschubst, die ganze Welt wirkt plötzlich so ein bisschen verschleiert. Wer mal wieder entspannt abhängen möchte, sollte sich diese besinnliche Elektro-Pop-Versuchung unbedingt nach Hause holen. Es lohnt sich. Und damit Schluss für heute. Bis zum nächsten Zuckerbeat.