// zuckerbeat vol. (2)52 – mahna mahna

mit neuer Musik von The Ting Tings, Soko, der Compilation „The Green Album“, Rockformation Diskokugel, Enno Bunger, The Kabeedies, Mouse on Mars und Sly & Robbie. // Den Ting Tings wurde nach der Veröffentlichung ihrer ersten Platte immer wieder vorgeworfen, die Band würde lediglich eine Hit-Sammlung auf Albumlänge aufblasen. Spaß machte das Ganze natürlich trotzdem […]

mit neuer Musik von The Ting Tings, Soko, der Compilation „The Green Album“, Rockformation Diskokugel, Enno Bunger, The Kabeedies, Mouse on Mars und Sly & Robbie.

tingtings// Den Ting Tings wurde nach der Veröffentlichung ihrer ersten Platte immer wieder vorgeworfen, die Band würde lediglich eine Hit-Sammlung auf Albumlänge aufblasen. Spaß machte das Ganze natürlich trotzdem und so konnte man es kaum mehr erwarten, dass endlich der lange angekündigte Nachfolger namens „Sounds From Nowheresville“ in den Plattenläden steht. Warum das so lange gedauert hat, offenbart sich gleich beim ersten Durchlauf. The Ting Tings haben sich nämlich entschieden sich vollends vom hittigen Ansatz des Vorgängers zu verabschieden. Dass viele Tracks in diesem Zusammenhang das Zombie-Artwork der Scheibe kontrastieren, indem sie überaus poppig arrangiert wurden, ist zwar charmant, trotzdem hätte die eine oder andere Rock-Breitseite sicher nicht geschadet. Lediglich die beiden Tracks „Guggenheim“ und „Hang It Up“ werden in Kürze wohl alle Indie-Discos des Landes in Grund und Boden rocken. Die restlichen Songs stoßen das Eingangstor zur Hölle kurzerhand wieder zu und verabschieden sich in Richtung Plamenpromenade. Eben das ist aber auch der größte Trumpf der Band. Denn als Hörer drückt man nach Verklingen des letzten Taktes wie von selbst auf die „Repeat“-Taste und kann es kaum mehr erwarten, dieses Sammelsurium an Ideen noch einmal von vorne erleben zu dürfen.

soko// Von der französischen Sängerin Soko ist es nach dem charmanten Eifersuchts-Schmachtfetzen „I Kill Her“, welchen Sie mit französischem Akzent kongenial ins Mikrofon hauchte, nicht mehr allzu viel zu hören gewesen. Nun liegt ihr Debütalbum vor und macht schon mit dem Albumtitel deutlich, dass hier jemand nicht bereit ist, sich den gängigen Weichspül-Dogmen in den Charts zu unterwerfen. „I Thought I Was An Alien“ ist mit seinen fünfzehn Songs nicht nur überraschend ausufernd für eine Indie-Pop-Platte, die Scheibe strotzt nur so vor spröden Melodien, die man noch Stunden später im Ohr hat. Allein der Titeltrack ist ein gefundenes Fressen für jeden Experimentier-Freak. Was da im Hintergrund alles für Details herumspucken. Es ist ein Hochgenuss. Überhaupt hat sich Soko auf diesem Album keinerlei Grenzen gesetzt. Mal folkt sie vor sich hin, reduziert in diesem Zusammenhang alles auf das Wesentlich, nur um dann wieder die Kratzbürstige herauszukehren. Wer auf spannenden Liedermacher-Pop mit Lo-Fi-Anleihen steht, sollte mal einen Durchlauf riskieren.

green-album-cover// Pünktlich zum Filmstart des neuen „Muppets“-Streifen möchten wir bei der Gelegenheit auf ein sympathisches, grünes Compilation-Album hinweisen, das vor kurzem das Licht der Welt erblickte. Hinter „The Green Album“ versteckt sich ein illustrer Reigen an Indie-Pop-Acts, die sich allesamt dazu entschlossen haben, die Songs des Puppentheaters neu zu vertonen. Natürlich dürfen dabei die Jungs von Weezer nicht fehlen, die sich zusammen mit Hayley Williams an einem Duett versuchen. OK Go spielen den zauberhaften „Muppet Show Theme Song“ neu ein und Alkaline Trio („Movin´ Right Along“), My Morning Jacket (Our World“) und The Airborne Toxic Event (“Wishing Song”) haben es ebenfalls mit einer „Muppet Show“-Cover-Version auf die Compilation geschafft. Ein insgesamt äußerst sympathisches Werk… lediglich der überflüssige Beitrag von Amy Lee hätte nicht unbedingt auf dieser Scheibe Platz finden müssen. Muppets-Fans können aber dennoch bedenkenlos zugreifen.

rockformation// Mit ihrem Überhit „Mehr Soul“ hat sich die Rockformation Diskokugel ganz tief in unserem Herzen verfangen. Nun liegt das neue Album der hierzulande viel zu lange unterschätzten Gruppe vor und punktet mit schmissigen Tracks im Grenzgebiet von Superpunk und Fehlfarben. „The Boy With The Zorn In His Side“ stürmt mit viel Enthusiasmus auf einen zu und liefert klassischen, deutschsprachigen Indie-Rock ohne Schnörkel. Mit sympathischen Tracks wie „Die Sixties“ und „Der Tag mit Sid Vicious“ könnte diesmal auch der Indie-Disco-Anhängerschaft hellhörig werden. Alles in allem ein äußerst bissiges Spätwerk einer Band, die, ähnlich wie Die Türen, immer noch in den kleinen Clubs des Landes herumtümpelt, obwohl sie doch ganz offensichtlich zu Höherem berufen ist.

enno-bunger// Fans von Gisbert zu Knyphausen dürfen sich in der Zwischnzeit sehr gerne an das aktuelle Album von Enno Bunger heranwagen. Die Scheibe „Wir sind vorbei“ bewegt sich in theatralischen Gefilden der Marke Klez.e, punktet mit überdurchscnittlichen Lyrics und betört einen mit dynamischen Arrangements. Songs wie der Opener „Blockaden“ oder „Euphorie“ legen die Messlatte gleich zu Beginn hoch an, dem Pianisten und seinen beiden Wegbegleitern gelingt es aber dennoch den Hörer über die volle Distanz von zehn Runden bei der Stange zu halten. „Wir sind vorbei“ kapituliert keineswegs vor dem Anspruch, ganz großes Kino zu sein. Wer auf Pianoklänge in Moll steht, sollte unbedingt mal reinhören.

kabeedies// The Kabeedies haben uns schon mit ihrem charmanten Auftritt im Würzburger Jugendkulturhaus Cairo den Kopf verdreht. Nun darf weitergetanzt werden, denn das zweite Album der Band namens „Soap“ steht in den Starlöchern. Die Platte wurde im Gegensatz zum ausufernden Erstling auf zehn Songs gestrafft, von denen sich mindestens fünf als Hitsingle anbieten. Die ungestüme Attitüde des Erstlings ist der Band in diesem Zusammenhang Gott sei Dank nicht abhanden gekommen, das hektische Geschredder der Marke Libertines wird diesmal nur gelegentlich von sonnigen Trompeten befeuert. Das sorgt nicht nur für Abwechslung, das bringt einen auch dazu sofort nach Verklingen des letzten Songs die „Repeat“-Taste zu betätigen.

mom// Mouse on Mars sind ja bekannt dafür, dass sie mit ihrer Musik regelmäßig die Grenzen des Möglichen ausloten. Dementsprechend ist auch ihr aktuelles Album „Parastrophics“ mal wieder ein hipeeliges Lichtschwert, das die Hörgewohnheiten des gespannten Fans mit gezielten Seitenhieben zerfetzt. Die Experimentierfreude dieser Band ist bemerkenswert, dennoch finden sich auch diesmal einige Elektrobretter der Marke „Wienuss“ auf der Scheibe, die zum Abtanzen einladen. Fans von zeitgenössischen Elektro-Experimenten der Marke Aphex Twin werden trotzdem auf ihre Kosten kommen und sich zu waghalsigen Brettern der Marke „Baku Hipster“ den Hals verrenken. Auf selbigen Track wäre M.I.A. sicher auch stolz gewesen. Deshalb: schön, dass ihr wieder da seid, Jungs. Wir freuen uns auf Weiteres.

sly-robbie// Die beiden Jamaikaner Sly & Robbie haben nach vielen Jahren mal wieder ein astreines Dub-Album veröffentlicht. Mit freundlicher Unterstützung von so illustren Kollegen wie Mikey ‚Mao‘ Chung (Gitarre) und Uziah ‚Sticky‘ Thompson (Perkussion) haben sie ihren Sound aufs Wesentliche reduzierte und dürften damit auch unter Dubstep-Freunden für Furore sorgen. „Blackwood Dub“ ist eine herrlich entspannte Angelegenheit, die man sich am Besten über Headphones zu Gemüte führt. Sly Dunbar & Robbie Shakespeare sind auch 32 Jahre nach ihrem gefeierten Erstling noch auf der Höhe der Zeit. Also lasst euch mal wieder treiben. Bis zum nächsten Zuckerbeat.