mit neuer Musik von Sleigh Bells, Crippled Black Phoenix, Therapy?, Parka, Konea Ra, The Floorettes, Talisman & Rusconi.
// Was haben wir gefeiert, als vor nicht allzu langer Zeit der brillante Erstling von den Sleigh Bells unser Soundsystem in Grund und Boden hämmerte. Diese Band rockt. Mit übersteuerenden Gitarrenriffs hat sie sich in die Herzen einer ganzen Generation gespielt. Der zweite Streich startet mit einer sympathischen Referenz an „Salt-N-Pepa“ und schließt genau dort an, wo der Vorgänger aufhörte. Die Songs strahlen die gleiche Zügellosigkeit aus, wie zuvor. Insgesamt wurde zwar die eine oder andere Kante abgeschliffen, das stört aber nicht weiter, weil die Hooklines sitzen. So fühlt man sich über 11 Runden einem weitesgehend, brachialen Indierock-Gewitter ausgesetzt, das klingt, als hätten sich Slayer mit der Indie-Popperin M.I.A. im Studio verabredet. Ein bösartiges, kratzbürstiges Werk mit mindestens acht Hits für die Tanzfläche und einer Beinahe-Ballade, welche man in dieser Form gar nicht erwartet hätte. So kanns weitergehen.
// Crippled Black Phoenix machen es ihren Hörern nicht unbedingt leicht. Ihr aktuelles Album „(Mankind) The Crafty Ape“ verteilt sich auf zwei Silberlingen, welche im Grenzgebiet von Folk- und Progressive-Rock herumstreunen. Hat man sich allerdings erst einmal eingelassen auf diese Musik, wird schon nach wenigen Durchläufen klar: etwas Geduld lohnt sich. Die Scheibe strotzt nur so vor dynamischen Tracks und hat mit „A Letter Concerning Dogheads“ und „The Brain / Proznan“ zwei echte Prog-Rock-Bretter im Gepäck, die jedem Fan der aktuellen Songs von Iron Maiden ein Lächeln aufs Gesicht zaubern sollten. Nach dem sperrigen Auftakt entfaltet sich ein echter Hitreigen für alle Fans von zeitgenössischen Rock-Epen. Auch Fans von The Mars Volta dürfen also durchaus mal einen Durchlauf riskieren. Es lohnt sich.
// An sich ist es schon bemerkenswert, dass die Jungs von Therapy? immer noch mit weiteren Albumveröffentlichungen um die Ecke biegen. „A Brief Crack Of Light“ nennt sich ihr bereits dreizehntes Werk, das aus zehn knackigen Rocksongs besteht. Bemerkenswert ist vor allem das dynamisch arrangierte „Marlow“, welches zum Abtanzen einlädt. Ansonsten verlässt sich das Trio auf klassische Genickbrecher der Marke „Before You, With You, After You“, die im Refrain schon mal ein paar Erinnerungen an die Nu Rock-Kollegen von Creed oder Staind wachrufen. „Get Your Dead Hand Off My Shoulder“ hätte sich in dieser Form auch auf dem aktuellen Longplayer von Bush befinden können, macht aber mit seiner schroffen Attitüde deutlich, dass Therapy? immer noch nicht dazu bereit sind, sich ihre Ecken und Kanten abzuschleifen. „A Brief Crack Of Light“ ist ein direktes, ziemlich schörkelloses Rockalbum.
// Parka dürften mit ihrem Debütalbum für viel Aufregung sorgen. „Raus“ poltert mit „Besser wenn es brennt“ gleich mal dermaßen drauf los, dass man sich sofort auf die Tanzfläche stürzt. Die Stimme von Sänger Martin Fliegenschmidt ist zwar durchaus Geschmacksache, weil sie immer wieder Höhenflüge der Marke Muse absolviert, das wiederum macht Parka aber auch ein Stück weit unverwechselbar. Darüberhinaus geht „Raus“ auch über die volle Distanz von dreizehn Runden nicht die Puste aus. Mit „Oben“ und „Ich kann nicht tanzen“ haben die Drei mindestens noch zwei weitere, sichere Hits auf der Scheibe versteckt und „Oben“ ruft schöne Erinnerungen an die Kollegen von Schrottgrenze wach. Alles in allem ein äußerst vielversprechender Erstling. Wir freuen uns auf Weiteres.
// Das aktuelle Album von Konea Ra ist derweil ein gefundenes Fressen für all jene, die sich schon am breiten Output einer Georgia Anne Muldrow erfreuten. Die verspulten Elektro-Beats fallen völlig aus der Rolle und kontrastieren die zauberhafte Stimme der Protagonistin. Auf diese Weise entfalten sich die Tracks erst beim wiederholten Hören, rufen aber gleichzeitig schöne Erinnerungen an die Kollegen von Massive Attack und Fever Ray wach. Die verstörende Grundstimmung auf „Pray For Sun“ lässt einen nicht mehr los und geleitet einen in ferne Welten, in denen eine gespenstische Atmosphäre zu herrschen scheint. Wer mehr wissen möchte, am Besten einfach mal reinschnuppern, Konea Ra sind ein „fabelhafter“ Geheimtipp für jeden Elektro-Jazzer mit einer Schwäche für Pop-Musik.
// Eine „Pocket Full Of Soul“ kann man sich derweil von den sympathischen Berliner Damen aus dem Hause The Floorettes um die Ohren hauen lassen. Die Scheibe der Mädels schwelgt in nostalgischen Gefilden und orientiert sich am Northern Soul der 60er Jahre. Da werden auch zahlreiche Fans von den Pipettes mit der Zunge schnalzen. Die charmanten, schmissigen Tracks strahlen eine Lebensfreude aus, dass man sich sofort einen Grinseaufkleber auf die Stirn pappen möchte. Julia, Amelie und Katharina verstehen es noch dazu ganz vorzüglich ihr breites Unterhaltungsprogramm äußerst liebenswürdig in Szene zu setzen, weshalb sich auch ein Besuch ihrer Live-Auftritte lohnen könnte.
// Das Album „Takin The Strain“ hat eigentlich schon 27 Jahre auf dem Buckel. Die Originalaufnahmen stammen aus dem Jahre 1984, haben aber bis heute nichts von ihrem Reiz verloren. Die neun Songs des Originals jagen einen allesamt einen wohligen Schauer über den Rücken. Man möchte sich zu diesem Sound aufs nächste Sofa schmeißen und die Welt um sich herum vergessen. Wie es sich für ein ordentliches Re-Release gehört, wurden natürlich auch einige Bonus-Tracks aus der Schatulle gekramt. Und so kammen alle Spätgeborenen nun in den Genuß von fünf raren Live-Tracks, die einen guten Eindruck davon vermitteln, wozu Talisman auf der Bühne imstande sind. Diese Band ist Reggae-Geschichte. Ein wegweisendes Album, dessen Neuveröffentlichung längst überfällig gewesen ist.
// Fans von pianistischen Jazz-Eskapaden dürften an dem aktuellen Album von Rusconi ihre helle Freude haben. Die „Echo“-Gewinner von 2011 sorgen mit ihren atmosphärischen Sounds für beschauliche Momente, während die letzten Schneeflocken zu Wassertropfen transformieren. „Revolution“ liefert neun Perlen im Grenzgebiet von zwei und elf Minuten, die jedem Pop-Fan mal melancholisch, mal experimentell zublinzeln. Wer sich gerne von instrumentalen Sounds um den Finger wickeln lässt, sollte unbedingt mal reinhören. Es lohnt sich. Und damit Schluss für heute. Bis zum nächsten Zuckerbeat.
UND WAS NUN?