mit neuer Musik von The Beach Boys, Donots, The Plea, Hot Chip, Simian Mobile Disco, Me And My Drummer, The Temper Trap und Moby.
// Man glaubt es ja nicht. Nachdem im vergangenen Jahr endlich das kongeniale „Smile“ vollendet worden ist und in einer außerordentlich gelungenen Deluxe-Edition auf den Markt kam, erscheint nun tatsächlich ein neues Album der altehrwürdigen Beach Boys. „That´s Why God Made The Radio“ ist in diesem Zusammenhang kein bißchen zu vergleichen mit der Resteverwertung, welche von Seiten der Band ab Mitte der 70er betrieben wurde, ganz im Gegenteil: Das 29. Album der Band strotzt nur so vor zärtlichen Harmonien und pfiffigen Hits. Niemand Geringerer als Brian Wilson höchstpersönlich stand hinter den Reglern und hat dafür gesorgt, dass das „Comeback“ der Jungs auch ordentlich poppt. Die ewigen Nörgler können natürlich auch diesmal anmerken, dass viele der Songs schon einige Jahre auf dem Buckel haben, man sollte aber dennoch berücksichtigen, dass hier nicht einfach vorhandenes Material bunt zusammengemischt wurde. Die Beach Boys haben sich mit diesem Album vielmehr von allen zeitgenössischen Zwängen befreit und klingen wie in ihren besten Tagen. Schlicht und einfach zeitlos.
// Die Donots wiederum hatten die Meisten von uns eigentlich schon seit Langem abgeschrieben. Doch bereits mit ihrem letzten Album machte die Band deutlich, dass sie es noch einmal wissen möchte. „Wake The Dogs“ kommt nun zwar nicht ganz an den grandiosen Vorgänger heran, dennoch dürfte es viele junge Hörer von der Band überzeugen. Man nehme eine Prise The Clash, eine große Portion Green Day und einen Hauch Billy Talent und fertig ist der Hit. Was jetzt ein bißchen gemein klingt, ist eigentlich gar nicht so gemeint. Denn „Wake The Dogs“ ist ein außerordentlich mitreißendes Werk. Viele Stücke zünden zwar erst nach dem fünften Durchlauf, dann aber bekommt man die Melodien des Über-Hits „Come Away With Me“ oder der Mitgröl-Hymne „Born A Wolf“ einfach nicht mehr aus dem Kopf. Die Donots mausern sich mit diesem Album endgültig zu einem Stadion-Act und es bleibt zu hoffen, dass die Fans da mitziehen. Es wäre nämlich einfach zu schade, das zauberhafte „So Long“ mit freundlicher Unterstützung von Frank Turner nicht aus tausenden Kehlen zu hören. Jungs, so kanns weitergehen.
// Das irische Indie-Rock-Kollektiv The Plea bewegt sich in der Zwischenzeit auf den Spuren von U2 und Coldplay. Ihre Breitwand-Melodien sind wie geschaffen, um in den großen Hallen von tausenden Menschen mitgesungen zu werden. Dass die Scheibe von niemand Geringerem als Chris Potter abgemischt wurde, der schon bei The Verves Klassiker „Urban Hymns“ hinter den Reglern saß, tut ihr übrigens, um die Songs der Jungs nicht im Einheitsbrei ertrinken zu lassen. Überhaupt findet man mit jedem Durchlauf mehr Gefallen an diesen Tracks – auch deshalb, weil sich die Band hin und wieder mal traut, das Tempo anzuziehen. „The Dreamers Stadium“ ist ein absoluter Proto-Typ von einem gelungenen Brit-Pop-Albums. Wer mal wieder so richtig schön nostalgisch werden möchte, sollte unbedingt mal reinhören. Und dann alle zusammen… „You Can´t Keep Your Eyes Still, Try As You Might…“
// Hot Chip haben es in den vergangenen Jahren wie kaum ein anderer Act verstanden, Club-Gänger mit Indie-Anhängern zu versöhnen. Nun erscheint ihr neues Album und das haut allen Hörern gleich zu Beginn einen dermaßen betörenden Beat um die Ohren, dass die Kollegen von The Rapture nur noch ehrfürchtig drein blicken dürften. „In Our Heads“ löst endlich all die Versprechen ein, die uns die Band seit ihrem Über-Album „Warning“ gemacht hat. Noch nie waren die Jungs so viel Pop, wie im Opener dieses Albums. Und spätestens wenn dir dann im Refrain die süßlichen „Ah Huuhuuhuu“-Chöre um die Ohren fliegen, möchte man auf Händen tanzen und anschließend kopfüber ins Schwimmbecken platschen. Hot Chip haben sich mit diesem Album vollends auf ihre Stärken verlassen und trauen sich sogar zu ein Saxofon auf der Scheibe unterzubringen. Wer mehr wissen möchte… Einfach mal reinhören –der Sommer kann kommen.
// Nachdem Simian Mobile Disco zu Beginn ihrer Karriere regelrecht in den Himmel gelobt wurden, hat sich die Aufregung inzwischen wieder gelegt. Die Fans der Band dürfte das freuen, denn sie können das Kollektiv nach wie vor im intimen Rahmen des Clubs live erleben und sich heimlich in Fäustchen lachen, während der Rest der Nation zu den multimedial-aufgemotzten Großeinsätzen von Kollegen wie Justice oder The Chemical Brothers pilgert. In „Unpatterns“ steckt in diesem Zusammenhang nicht nur eine gehörige Portion Enthusiasmus, die Scheibe verzichtet auch über die volle Distanz auf irgendwelche Features, was netterweise nicht auf Kosten der Abwechslung geht. Ganz im Gegenteil. Simian Mobile Disco verstehen sich als Experimentierkünstler, die auch mal dazu neigen, die Grenzen der musikalischen Möglichkeiten auszuloten, dabei sind die Jungs aber immer schlau genug, den Pop-Aspekt ihrer Musik nicht vollends unter den Tisch fallen zu lassen.
// Es gibt immer wieder diese Acts, die sich auf samtenden Pfoten anschleichen, bis sie plötzlich unvermittelt über einen herfallen. Me And My Drummer sind eine solche Band. Der Gruppe um Charlotte Brandi und Matze Pröllochs sollte man dabei allerdings ein wenig Zeit einräumen – die zärtlichen und synthetischen Klänge des Duos entfalten ihren Charme nämlich erst nach ein paar Durchläufen. „The Hawk, The Beak, The Prey“ ist ein Album, das man über Kopfhörer hören sollte. Dann erst durchdringt einen die Musik im vollen Maße. Dann wickeln einen Songs wie „You´re A Runner“ oder „Heavy Weight“ im Vorbeigehen um den kleinen Finger. Me And My Drummer haben ein Album aufgenommen, das man morgens beim Verlassen des Clubs hören möchte, wenn die rote Sonne hinterm Horizont aufblitzt. Dann scheint plötzlich alles um einen herum magisch zu sein und die Welt ertrinkt in einem Schleier aus Licht.
// Der Erstling von The Temper Trap hat es uns noch einfach gemacht, die Band herzlich im Indie-Pop-Wunderland willkommen zu heißen. Die Scheibe hatte genau die Hits im Gepäck, die man sich anno 2009 auf ein bunt-gemischtes Festivaltape packen mochte. Nun legt die Gruppe nach und versucht sich an einer Standortbestimmung. Wohin soll die Reise gehen? Richtung Stadionrock oder doch lieber in den verrauchten Indie-Club zurück? Der selbstbetitelte Zweitling macht in diesem Zusammenhang gar keine großen Anstalten, das offensichtliche zu verschleiern. The Temper Trap wollen eine Pop-Band sein und haben ein Album voller glitzernder Perlen aus dem Ärmel geschüttelt, die allesamt im großen Kontext funktionieren sollten. Dafür allerdings wird die Gruppe noch den einen oder anderen Aufmerksamkeitsschub bekommen müssen – in welcher Form auch immer. Sonst findet sich die Scheibe in wenigen Monaten unter der Rubrik verschollene Perlen des Jahres 2012 wieder. Und das wäre wirklich eine Schande.
// Moby wiederum lässt sein „kaputtes“ letztes Album noch einmal durch den Remix-Wolf drehen und man glaubt es nicht. Was im Original manchmal etwas langatmig wirkte, entfaltet im neuen Outfit einen zauberhaften Charme. Dafür sorgen unter anderem Kollegen aus dem Hause Holy Ghost!, Kleerup und Yeasayer. Die haben sich nämlich allesamt daran gemacht, die ursprünglichen Tracks noch einmal aufzupäppeln und insgesamt etwas tanzbarer zu arrangieren. Da fragt man sich eigentlich nur, ob das Feature von Paul Van Dyk wirklich nötig gewesen ist, wird dann aber schnurstracks von David Lynchs grandioser Version von „The Poison Tree“ eingelullt. Wer sich mal wieder ein richtig abwechslungsreiches Elektro-Indie-Album zu Gemüte führen möchte, wird von dieser Remix-Schleuder entsprechend bedient. Wir freuen uns auf Weiteres. Bis zum nächsten Zuckerbeat.
UND WAS NUN?