// zuckerbeat vol. (2)74 – oceania

mit neuer Musik von The Smashing Pumpkins, Lykke Li, Xavier Rudd, The Magnetic North, Cornershop, Sigur Rós, Evening Hymns und The Tallest Man On Earth. // Billy Corgan scheint sich auf seiner alten Tage ein Beispiel an Conor Oberst von Bright Eyes genommen zu haben. So einen ausladenden Opener wie „Quasar“ hatten die Smashing Pumkins […]

mit neuer Musik von The Smashing Pumpkins, Lykke Li, Xavier Rudd, The Magnetic North, Cornershop, Sigur Rós, Evening Hymns und The Tallest Man On Earth.

pumpkins// Billy Corgan scheint sich auf seiner alten Tage ein Beispiel an Conor Oberst von Bright Eyes genommen zu haben. So einen ausladenden Opener wie „Quasar“ hatten die Smashing Pumkins jedenfalls noch nie im Gepäck. Die Geduld des Zuhörers wird aber schon kurz darauf mit einigen der gelungsten Pumpkins-Songs aller Zeiten belohnt. Es zieht sich zwar grundsätzlich so ein schwelgerischer Moment durch die Songs des aktuellen Albums, das in diesem Zusammenhang sehr passend mit dem Namen „Oceania“ betitelt wurde. „My Love Is Winter“, „One Diamond, One Heart“ und „The Celestials“ gehören aber dennoch zu den ergreifendsten (Song-)Momenten, die Billy Corgan jemals aus dem Ärmel geschüttelt hat. Allein der Titeltrack franzt in traditioneller U2-Manier aus (die neun Minuten Laufzeit wären beileibe nicht nötig gewesen, um den schwerelosen Titel zu rechtfertigen), ansonsten aber beschränkt sich Corgan aufs Wesentliche und hat nach dem ausfernden „Teargarden“ von 2009 mit „Oceania“ das wohl gelungenste Werk seit „Adore“ aus dem Ärmel geschüttelt. So kanns weitergehen.

lykke-special// Ebenfalls äußerst prickelnd wurde das aktuelle Album von Lykke Li in Szene gesetzt. Die Hit-Single „Get Some“ mit ihrer hintersinnigen Hookline „I´m Your Prostitute, You Gon´ Get Some” rotiert ja schon seit Monaten im Beck-Remix in den einschlägigen Indie-Clubs des Landes rauf und runter. Umso besser, dass Selbige nun auf der kürzlich erschienenen „Special Edition“ des Albums „Wounded Rhymes“ zu finden ist, das ursprünglich bereits im vergangenen Jahr erschienen ist. Neben Beck geben sich außerdem so illustre Kollegen wie Mike D, The Magician und Tyler The Creator aus dem Hause Odd Future die Ehre und lassen die Stücke von Lykke Li im neuen Licht erstrahlen. Neben den vier Remix-Krachern bekommt man außerdem das aktuelle Album nochmal mit runderneuertem Artwork präsentiert und so viel sei gesagt: es lohnt sich der Musik von Lykke Li zu lauschen, weil sie im Gegensatz zum Erstling über jegliche Stilgrenzen hinweghechtet. Wer auf tanzbaren Indie-Rock mit melancholischen Zwischentönen steht, dürfte aus dem Schwärmen gar nicht mehr herauskommen. Deshalb gilt: All diejenigen, die „Wounded Rhymes“ bisher noch nicht im Regal stehen haben, sollten unbedingt zugreifen!

xavier-rudd// Xavier Rudd hat es einem als Hörer nicht immer leicht gemacht. Auf seinem aktuellen Album „Spirit Bird“ schüttelt er nun einige spärlich arragierte Tracks im Grenzgebiet von karibischem Pop und amerikanischen Blues aus dem Ärmel. Der gebürtige Australier macht in diesem Zusammenhang keinerlei Kompromisse und schreckt auch vor Songs mit sieben bis zehn Minuten Lauflänge nicht zurück. Diese Unberechenbarkeit macht sein siebtes Album am Ende zu etwas ganz Besonderem, denn es wäre sicher ein Leichtes für den Künstler gewesen, den beschwingten Liedermacher-Klängen eines Jack Johnson nachzueifern. Stattdessen setzt Rudd mit „Spirit Bird“ alles auf eine Karte und schüttelt mal eben das mutigste Album seiner musikalischen Laufbahn aus dem Ärmel.

magnetic-north// Schon das aufwendig gestaltete Artwork des aktuellen Albums von The Magnetic North (welches sich hinter einen klassischen Buchrücken versteckt) macht deutlich, dass die Band keine halben Sachen mag. Mit ihrem Werk „Orkney: Symphony Of The Magnetic North“ nehmen sie den Hörer bei der Hand und entführen ihn auf die sogenannten „Orkney Islands“ – den Heimatort des Kollektivs um Sänger Erland Cooper, der auch bei Erland & The Carival als Frontmann aktiv ist. Zusammen mit seinen Bandkollegen(innen) Simon Tong und Hannah Peel bewegt sich das irirsche Trio auf dem schmalen Grad zwischen traditioneller Folklore und orchestraler Pop-Musik. Man scheint regelrecht den Wind durchs Haar der Protagonisten streifen zu sehen, während ihre schwelgerischen Klänge durch den Raum zischen. Wer sich gerne mal wieder ein formvollendetes Gesamtunstwerk von einem Album ins Regal stellen möchte, sollte mal reinhören.

cornershop// Cornershop sind in den vergangenen Jahren leider weitesgehend von der Bildfläche verschwunden. Nach ein paar halbgaren Werken musste man beim Anblick des aktuellen Albums schon aufgrund des Titels „Urban Turban – The Singhles Club“ ein bißchen Angst bekommen, dass sich da jemand mit einem Best Of-Compilation so langsam von der großen Bühne verabschiedet. Doch denkste. Die Scheibe ist nämlich gar keine Zusammenstellung der größten Gassenhauer der Band, sondern ein groß angelegtes Experiment. Cornershop haben sich für „Urban Turban“ nämlich einige Musiker ins Studio eingeladen, um mit ihnen zusammen elf Tracks aus dem Ärmel zu schütteln, die das komplette Spektrum von Rap (Kay Kwong) bis Pop (Soko) abdecken. Dadurch wirkt ihr achtes Album zwar zwischenzeitlich etwas zerrissen, das macht aber nichts, weil immer wieder deutlich wird, dass Cornershop es auch anno 2012 noch einmal wissen wollen. Wir freuen uns auf Weiteres.

sigur-ros// Wer dachte, die Musik von Sigur Rós würde sich nicht noch weiter entschleunigen lassen, der kann sich jetzt von den isländischen Kollegen eines Besseren belehren lassen. Das aktuelle Album der Band ist noch ein wenig gemächlicher in Szene gesetzt, als die sowieso schon schwelgerisch-verlangsamten Vorgänger. Trotzdem entfaltet der gemächliche Sound der Jungs auch diesmal seinen Charme. Das liegt vor allem daran, dass sich immer wieder ein paar gelungene Pianomelodien oder Gesangslinien zwischen die einzelnen Tracks schleichen. Mit „Valtari“ perfektionieren Sigur Rós ihren Sound ohne dabei Gefahr zu Laufen, sich selbst zu wiederholen. Stattdessen fühlt man sich in einen Rausch versetzt von diesen zärtlichen Melodien, die einen auf sanften Flügen in Richtung Himmelszelt emporhieven. „Valtari“ ist schlicht und ergreifend ein engelsgleiches Werk.

evening-hymns// Wer an der Musiker von Sigur Rós Gefallen findet, könnte auch mit dem aktuellen Album der Gruppe Evening Hymns glücklich werden. Die Gruppe wildert zwar hin und wieder auch ein bißchen in verfolckten Gefilden der Marke Bon Iver, darüber hinaus kann man zu ihrer Musik aber auch ganz hervorragend das schnellebige Treiben auf den Straßen da draußen vergessen. Die elf Songs ihres aktuellen Albums „Spectral Dusk“ nehmen sich viel Zeit und fordern mit zweiminütigen Intros schon einmal die volle Aufmerksamkeit des Hörers. Wer aber dran bleibt und der spirituell angehauchten Scheibe seine volle Aufmerksamkeit schenkt, wird mit einem ganzen Sammelsurium an zauberhaften Momenten belohnt.

tallest-man-on-earth// Und zugegeben. Ob man mit der Musik von The Tallest Man On Earth etwas anzufangen weiß, das hängt vor allem davon ab, ob man den eigenenwilligen Gesang von Kristian Matsson etwas abgewinnen kann. Der erinnert in seinen schönsten Momenten nicht nur an Bob Dylan („1904“), sondern auch an die Kollegen aus dem Hause Friska Viljor. Das aktuelle Album „There´s No Leaving Home“ hat darüber hinaus durchaus das Zeug zum Klassiker im eigenen Back-Katalog. Der schwedische Musiker ist hier völlig bei sich selbst und besinnt sich in seinen zehn spärlich arrangierten Songs vollends auf seine Stärken (soll heißen: seine Gesangsstimme). Selbige wird in diesem Zusammenhang lediglich von ein paar gezupften Gitarrenakkorden unterfüttert, was die Gänzehautstimmung noch weiter erhöht. Wer mal wieder ein richtig gelungenes Liedermacher-Werk hören will, sollte unbedingt mal einen Durchlauf riskieren. Und damit Schluss für heute. Bis zum nächsten Zuckerbeat.