// zuckerbeat vol. (3)03 – „der kater hält bis mittwoch“

mit neuer Musik von Textor, Deftones, Feine Sahne Fischfilet, Disco Ensemble, 3 Doors Down, 1000 Gram und den Soundtracks zu „Vielleicht lieber Morgen“ und dem zweiten Teil von „Breaking Dawn“. // Als sich vor einigen Jahren die Gruppe Kinderzimmer Productions auflöste, ist damit auch ein leuchtender Stern am Deutschen HipHop-Himmel erloschen. Umso erfreuter sind wir, […]

mit neuer Musik von Textor, Deftones, Feine Sahne Fischfilet, Disco Ensemble, 3 Doors Down, 1000 Gram und den Soundtracks zu „Vielleicht lieber Morgen“ und dem zweiten Teil von „Breaking Dawn“.

textor// Als sich vor einigen Jahren die Gruppe Kinderzimmer Productions auflöste, ist damit auch ein leuchtender Stern am Deutschen HipHop-Himmel erloschen. Umso erfreuter sind wir, dass in diesen Tagen endlich ein Lebenszeichen des Kinderzimmer-MCs Textor am Pop-Firmament zu erhaschen ist. Sein Soloalbum „Schwarz Gold Blau“ hat in diesem Zusammenhang allerdings nur noch bedingt etwas mit dem Schaffen seiner Vorgänger-Band zu tun. Neben klassischen HipHop-Tracks versucht sich der Künstler diesmal auch an klassischen Pop-Songs, die einen nostalgischen Flair ausstrahlen.Textor hat sich dafür vor allem die 20er und 30er Jahre vorgenommen und wohl das erste deutschsprachige Akustik-Hop-Album eingespielt. Bemerkenswerter Weise funktioniert dieses ambitionierte Unterfangen außerordentlich gut. Die melancholische Note zahlreicher Tracks, welche von Cello, Flöte oder Piano getragen werden, hüllt einen watteweich ein und lässt auf weitere Großtaten in nicht allzu ferner Zukunft hoffen. „Schwarz Gold Blau“ ist das wohl außergewöhnlichste HipHop-Album des Jahres und präsentiert einen Musiker, der sich auch im Jahr 2012 nicht zu schade ist, seine künstlerischen Möglichkeiten voll und ganz auszuschöpfen. Lieber Textor, wir verneigen uns.

deftones// Und na also, es geht doch. Nachdem wir uns in den vergangenen Jahren irgendwie entfremdet hatten von den altehrwürdigen Deftones, die uns mit ihrem fulminanten Debüt zahlreiche Festivalsommer versüßten und für panikartige Zuständen in den ersten Reihen sorgten, hat die Band sich nun endlich mal wieder auf ihre größte Stärke besorgen: Auf ihrem neuen Werk „Koi No Yokan“ paaren sie die bedrückende Atmosphäre des Band-Klassikers „White Pony“ mit der Brachialität ihres ersten Albums „Adrenaline“ und klingen dabei trotzdem nicht, als würden sie auf die Herzen der ewigen 90s-Nostalgiker schielen. Ganz im Gegenteil: Alles auf „Koi No Yokan“ schreit nach Aufbruch und so bekommt man als Hörer eine Band präsentiert, die es noch einmal wissen möchte. Ich habe in den den letzten Jahren kein so mitreißendes Rockalbum der härteren Gagart mehr gehört (den unsäglichen Begriff NuRock möchte ich hier einmal ganz bewusst aussparen). Die Deftones spielen mit „Koi No Yokan“ endgültig in ihrer eigenen Liga. Da freuen wir uns jetzt schon auf die anstehenden Live-Dates.

fsf// Es war ja eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis auf „Audiolith“ endlich mal ein Deutschpunk-Album erscheinen würde. Nach der gemeinsamen Anti-Rechts-Tour sind die Kollegen von Feine Sahne Fischfilet bei dem Hamburger Indie-Label unterm Vordach gestrandet und knallen uns ein paar hymnische Kracher im Grenzgebiet von The Mighty Mighty Bosstones und Slime vor den Latz. 11 Songs haben es am Ende auf „Scheitern und verstehen“ geschafft und die werden jedem Fan von Dritte Wahl bis Rantanplan die Herzklappen öffnen. Schon nach wenigen Sekunden ist man lautstark am Mitgrölen und freut sich über die Bläsereinsätze, die einen zu allem Überfluss auch noch zum Herumhopsen anregen. Feine Sahne Fischfilet haben mit „Scheitern und Verstehen“ unser persönliches Deutschpunk-Album des Jahres geschrieben. Da gilt es jetzt gleich den Back-Katalog der Jungs zu checken, vielleicht lässt sich da ja auch noch der eine oder andere Genre-Klassiker sichten.

disco-enesemble// Nachdem Disco Ensemble anfangs noch als Billy Talent-Verschnitt gehandelt wurden, hat sich die Band inzwischen durch ihre gelungene Bühnenperformance eine breite Fanbase erspielt. Im Gegensatz zum poppigen Zweitling „First Aid Kit“ von 2005 hat sich die Band auf ihren beiden Nachfolgern konsequent am Herumexperimentieren versucht und damit so manchen Fan vor den Kopf gestoßen. Auf ihrem aktuellen Album besinnen sie sich nun wieder auf ihre Stärken und schütteln einen elf-teiligen Hit-Reigen aus dem Ärmel, der mit zahlreichen Hymnen für die Tanzfläche gesegnet ist. Spätestens wenn der Refrain von „Too Much Feeling“ einsetzt, möchte man die Sonne anrufen und sie bitten, nochmal einen wonnig-warmen Festivaltag möglich zu machen. Mit „Warrirors“ finden Disco Ensemble endlich wieder in die Spur zurück. Da freuen wir uns jetzt schon auf Weiteres.

vielleicht// All jene, die sich aufgrund des wunderbaren Coming Of Age-Streifens „Vielleicht lieber morgen“ noch einmals aufs Neue in die Musik der 80er verliebt haben, können sich nun auch den passenden Soundtrack dazu ins Regal stellen. Der Film, welcher im Original auf den Titel „The Perks Of Being A Wallflower“ hört, ist nicht nur gesegnet mit David Bowies-Über-Hymne „Heroes“ (ein Song, den die Darsteller den ganzen Film über aufzuspüren versuchen, was letztlich zu einem bewegenden Finale führt), sondern auch mit dem unsterblichen „Come On Eileen“ von Dexys Midnigh Runners und der Alternative-Hymne „Teenage Riot“ aus der Feder von Sonic Youth. Das ist aber noch lange nicht alles: The Smiths kommen mit ihrer Tagtraum-Hymne „Asleep“ genauso zum Zug, wie New Order, welche mit „Temptation“ vertreten sind. Also kommt schon: Vergesst die üblichen 80er Jahre Hit- Compilations. Holt euch lieber diesen Soundtrack mit zwölf atemberaubenden Songs, denen die Zeit einfach nichts anzuhaben scheint.

breaking-dawn2 // Und ja, auch der fünfte Teil der „Twilight Saga“ ist wieder mit einem herzergreifenden Soundtrack gesegnet, der eine illustre Riege an angesagten Acts versammelt. Statt Muse und Konsorten geben sich diesmal die Kollegen von Green Day (mit der Sonnenuntergangs-Hymne „The Forgotten“) und Feist die Klinke in die Gand und sorgen für den entsprechenden Herzschmerz beim Hörer. Ebenfalls am Start sind Ellie Goulding und Passion Pit, sehen aber gegen den wunderbaren Track „Ghosts“ aus der Feder vom James Vincent McMorrow dann doch ziemlich alt aus. Wem das immer noch nicht reicht, der darf sich am Ende noch über ein paar Schmachtfetzen von Iko und A Boy & His Kite freuen. Soll heißen: wer sich schon immer mal eine Alternative-Kuschelrock-Samplerreihe gewünscht hat, kommt an dem zweiten Soundtrack zu „Breaking Dawn“ nicht vorbei.

3-doors-down// Passend zur Compilation-Saison im verschneiten Dezember lassen sich auch die Alternative-Rocker von 3 Doors Down nicht lumpen und veröffentlichen eine kleine, aber feine „Greatest Hits“-Collection ihrer größten Songs. Damit das Ganze auch für Fans interessant ist, legen sie als Bonus-Präsent gleich noch drei neue Songs oben drauf. Die wiederum reihen sich gekonnt ein in den rockigen Reigen. Die größten Hits wie „Kryptonite“, „Be Like That“ und „Loser“ sind einfach nicht totzukriegen und dürfen dementsprechend auch 2012 gerne noch einmal auf Endlosschleife geschickt werden. In positiver Hinsicht ist außerdem anzumerken, dass sich die Macher in Sachen Artwork sehr viel Mühe gegeben haben und neben einer kleinen Bandhistory zahlreiche Archiv-Fotos aus der Kiste gekramt haben.

1000-gram// Unter dem Namen 1000 Gram erscheint in diesen Tagen außerdem ein imposantes Indie-Pop-Werk einer deutsch-schwedischen Formation, das allen Phoenix-Fans ein breites Grinsen aufs Gesicht zaubern sollte. Im Gegensatz zu den Franzosen scheuen sich die Berliner/Göteborger allerdings auch nicht, den einen oder anderen Querschläger in Form einer verzerrten Gitarre unter die Songs zu mischen. „Ken Sent Me“ wandelt auf den Spuern von The Smiths, hat aber auch die eine oder andere Breitseite von Sonic Youth mitbekommen. Der Hitdichte des Werks schadet das nicht – ganz im Gegenteil. Es ist genau diese offenherzige Herangehensweise, die einen bis zum Ende bei der Stange hält und das Album von 1000 Gram auch beim zehnten Durchlauf noch interessant macht. Also schnuppert mal rein. Es lohnt sich. Bis zum nächsten Zuckerbeat.