mit neuer Musik von Umse, Saalschutz, Tubbe, Exclusive, Apparat, Dido, The Boys You Know und PVT.
// Der Rapper Umse wird schon seit Langem als wohlgehüteter Geheimtipp in der Szene verehrt. Nach zwei Alben und zwei EPs scheint es nun aber an der Zeit, die ganze Geschichte endlich auf´s nächste Level zu hieven. Mit „Wachstum“ legt der Künstler nun sein Debüt auf „Jakarta Records“ vor und macht „endlich wieder Rap, den man tierisch laut aufdreht, weil man halt drauf steht, wenns unter die Haut geht“. Mehr als drei Jahre hat die Arbeit an der Scheibe in Anspruch genommen und man merkt dem Musiker an, dass er auf „Wachstum“ sein ganzes Potenzial in die Wagschale wirft. 14 Songs haben es am Ende auf die Scheibe geschafft und neben Summsemann dürfte es derweil wohl keinen deutschen Künstler im Rap-Bereich geben, der so positiv an die ganze Sache mit den Wortspielen herangeht. Wenn du also auf klassisches Rap-Tracks aus den 90er stehst, aber trotzdem kein „90s Revival sondern ein Style Überbleibsel“ erleben möchtest, solltest du unbedingt mal reinhören. Umse richtet seinen Blick „Zurück in die Zukunft“. Und nicht nur Marty McFly ist begeistert… wir auch!
// Lange hats gedauert aber jetzt ist es endlich soweit. Saalschutz sind wieder da und veröffentlichen mit „Saalschutz Nichtsnutz“ ihr zweites Album auf „Audiolith“. Hatte die Band auf dem Vorgänger noch ordentliche auf die Kacke gehauen und damit zu den Label-Mates von Egotronic und Supershirt aufgeschlossen, geht’s diesmal wieder etwas vertrackter zu. Die zwei größten Hymnen des Albums namens „Und alle so yeah“ und „Die von Freddy Mercury“ werden direkt zu Beginn verbraten und danach wird der eigenen Kreativität freien Lauf gelassen. Saalschutz schreiben inzwischen sogar so etwas wie Rave-Balladen und setzen sich mit der Klampfe kurz vor verklingen des letzten Tones einfach mal ans Lagerfeuer, um ein lautstarkes „Hey Mr. Lehrer“ aus dem Ärmel zu schütteln. Dazwischen wir gerockt, geliebt, zitiert und pulsiert. Das schönste aber ist: die Scheibe wächst von Durchlauf zu Durchlauf. Fühlt man sich anfangs noch etwas überfordert von diesem stilistischen Drahtseilakt, fügt sich nach einigen Runden alles schlüssig zusammen. „Saalschutz Nichtsnutz“ ist Zitat-Pop der Extraklasse. Und kommt netterweise mit einer live eingespielten Bonus-CD daher, die nochmal die größten Hits der vergangenen Jahre versammelt. Wer da nicht zuschlägt, hat sein Ravepunk-Herz schon vor geraumer Zeit verloren.
// Weitergeraverockt werden darf dann mit den Kollegen von Tubbe, die ihr Debütalbum ebenfalls via „Audiolith“ veröffentlichen. Im Gegensatz zu Saalschutz wird hier hemmungslos drauf los-gepoppt – im musikalischen Kontext wohl gemerkt. „Eiscafe Ravetto“ hat neben den bereits bekannten Tracks „Mess“ und einer aufgeppten Version von „Bird In A Traffic Jam“ aber mindestens noch fünf weitere Rave-Raketen im Gepäck. Vor allem der Opener „Liebe anstatt“ sorgt dafür, dass man schon nach wenigen Sekunden hinter neondurchfluteten Nebelschwaden verschwinden möchte. Also kommt schon: pilgert mit Tubbe zusammen zum Planeten „Rave-Pop“. Da gibt’s einiges zu erleben.
// Wer schon an der Single „Nachtmensch“ der Gruppe Exclusive Gefallen gefunden hat, der dürfte beim Durchhören ihres gleichnamigen Albums vollends auf Wolke Sieben schweben. Die Scheibe „basst“ und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Alles hämmert und schlägt auf einen ein, bevor ein hymnischer Refrain zum hemmungslosen Mitgrölen einlädt. Exclusive gelingt es, elektronische Beats mit Rockmusik in einen Topf zu werfen ohne dass es irgendwie peinlich anmuten würde. Ganz im Gegenteil: der Sound der Münchner rockt und man freut sich jetzt schon auf die anstehenden Live-Dates, die hoffentlich den hohen Erwartungen gerecht werden. Wenn du dich schon seit Längerem fragst, wie die Zukunft von Rock aussehen könnte… Exclusive vermitteln einen Eindruck davon.
// Mit seinem Projekt Apparat macht sich Sascha Ring derweil daran, seiner Musik etwas Theatralik einzuhauchen. „Krieg und Frieden (Music For Theatre)“ ist nämlich der Soundtrack zu Tolstois gleichnamigem Theaterstück (in der Neuinterpretation für die Ruhrfestspiele in Recklinghausen von Sebastian Hartmann) und man fühlt sich wie in einen Sog der Emotionen gerissen von dieser Musik. Die zauberhaften Intrumentals, die sphärischen Klangexperimente, die einlullenden Vocal-Tracks –alles greift hier formvollendet ineinander und sorgt dafür, dass sich eine wilde Inszenierung vor dem geistigen Auge abspielt. Einfach bemerkenswert, diese Musik.
// Dido hat uns in den vergangenen Jahren ja so manche schillernde Perle geschenkt. Nun erscheint ihr erstes Werk nach vier Jahren Pause und hört passend dazu auf den Titel „Girl Who Got Away“. In Sachen Stilsicherheit hat sich aber auch auf der neuen Scheibe nicht sonderlich viel getan. Es geht zwar hin und wieder ein wenig optimistischer zu, als auf dem Vorgänger, im großen und ganzen bleibt die Künstlerin sich aber treu und dürfte dafür auch von ihren Fans hofiert werden. Herausstechen können über die volle Distanz vor allem das gelungene Duett mit Rapstar Kendrick Lamar und das gelungene „All I See“, das sie mit freundlicher Unterstützung von Pete Miser auf der Bonus-CD verbuddelt hat. Es lohnt sich also auch zur Deluxe-CD zu greifen, weil neben dem eben genannte Track noch fünf weitere Songs auf dem Silberling zu finden sind. Also komm schon: „Go Dreaming!“
// Der Österreicher Indie-Popper Thomas (Tom) Hangweyrer hat unter dem Namen The Boys You Know sein neustes, musikalisches Baby in die Welt gesetzt und präsentiert uns auf seinem Album „Waste Your Time“ eine ganze Reihe verschrammelter Gitarrenrocker der Marke Dinosaur Jr. und Slut. Produziert wurde das Ganze von niemand Geringerem als Wolfgang Möstl, der schon den Krawallrock von Killed By 9V Batteries treffsicher in Szene setzte. Auf „Waste Your Time“ kommen in diesem Zusammenhang auch die Fans der altehrürdigen Lemonheads auf ihre Kosten – von deren Musik ist der Sound der „Boys“ nämlich spürbar beeinflusst. Wer sich also endlich mal wieder in eine Band verlieben möchte, die nicht auf allen Radiokanälen rauf und runter gehypt wird, sollte unbedingt mal reinhören. Es lohnt sich.
// Nachdem die Elektonic-Rocker von PVT (alias Pivot) ihrem ehemaligen Heimathafen „Warp“ den Rücken zugekehrt haben, erscheint ihr neuester Wurf nun auf dem New Yorker Label „Felte“. Auf der Scheibe selbst prangt in fetten Lettern „under exclusive licence from pvt“ und so schwimmt sich die Band auch in stilistischer Hinsicht freu. Die Anleihen in Richtungen Düsterrock werden deutlicher herausgearbeitet und so möchte man sich am Liebsten in ein schwarzes Gewand hüllen, während die elf Tracks das Soundsystem fluten. Wer sich schon immer mal gefragt hat, wie eine Dark-Version von Bloc Party klingen könnte, hier bekommt er einen Eindruck davon. Und damit Schluss für heute. Bis zum nächsten Zuckerbeat.
UND WAS NUN?