mit neuer Musik von Blackmail, Flume, Amatorski, Jim James, Coheed & Cambria, Katriana, Lindi Ortega und Fabian von Wegen.
// Pünktlich zum 20jährigen Jubiläum erscheint in diesen Tagen endlich das neue Album von Blackmail und all jene, die die Band nach dem Abgang des ehemaligen Frontmanns schon abgeschrieben hatten, sehen sich eines Besseren belehrt. Die Nummer „II“ (nach neuer Zeitrechnung) sorgt für eine regelrechte Achterbahnfahrt der Gefühle. Auf der Scheibe bewegt sich die Band mal wieder auf dem schmalen Grad zwischen progressiven Klang-Eskapaden der Marke Trail Of Dead und schmissigen Hymnen, die schöne Erinnerungen an die Kollegen von Queens Of The Stone Age wachrufen. Das offiziell achte Album der Jungs ist ein hinreißendes Stück Musik, das einen schon nach kurzer Zeit dazu bringt, die Regler der Anlage auf Anschlag zu schubsen. Dann überrolen einen Tracks wie der dröhnende Opener „Impact“ oder das dynamische „Shine“ und man wünscht sich, dass dieser Trip niemals zu Ende geht. In dieser Form dürfen Blackmail gerne noch mal zwei Jahrzehnte weitermachen. Wir jedenfalls würden uns freuen.
// Wer auf verschwurbelte Elektro-Sounds steht, der kommt an dem aktuellen Album von Flume nicht vorbei. Das gleichnamige Werk des Australiers greift alles auf, was gerade in den Clubs angesagt ist und kreiert ein verdrehtes Gesamtbild daraus. Während der Künstler in seiner Heimat bereits an die Spitze der Charts gespurtet ist, backt er hierzulande noch kleine Brötchen, es dürfte aber trotzdem nicht lange dauern, bis zahlreiche Indie- und Elektroanhänger auf seiner Musik hängenbleiben. Flume stößt mit seinem Sound das Tor zu einer geisterhaften Welt auf, der man sich nur schwer zu entziehen vermag. Die Songs scheinen kein Anfang und kein Ende zu haben und so fühlt man sich von Sekunde zu Sekunde mehr berauscht von dieser Musik. Wer auf schräge Pop-Arrangements steht, ist hier zweifelsohne an der richtigen Adresse.
// Die belgische Elektronik-Band Amatorski wird derzeit von allen Seiten zum nächsten großen Ding hochgejubelt. Ganz unberechtigt ist der Hype übrigens nicht, denn auf ihrem Debütalbum (das zusammen mit der hochgelobten EP „Same Stars We Shared“ erscheint) finden sich sieben geisterhafte Post-Pop-Stücke, die man sich am Besten über Kopfhörer zu Gemüte führen sollte. Erst dann entfalten sich die zahlreichen Details, die das Kollektiv in seiner Musik untergebracht hat. So werden beim Hören von „TBC“ immer wieder schöner Erinnerungen an den Sound von Portishead und Sigur Ros wach und dennoch strahlt diese Musik eine Dringlichkeit, aus, die man gerade bei den zuletzt erwähnten Isländern zuletzt immer wieder vermisste. Wer auf Popmusik mit Shoegaze-Anleihen steht, sollte unbedingt mal reinschnuppern.
// Wir sind beim „Zuckerbeat“ bereits seit vielen Jahren große Fans der Gruppe My Morning Jacket. Umso mehr freut es uns, auch heute auf das aktuelle Soloalbum des MMJ-Frontmanns Jim James aufmerksam machen zu dürfen. „Regions Of Light And Sound Of God“ ist eines dieser kleinen Wunderwerke, das große Teile des Schaffens mit den langjährigen Bandkollegen in den Schatten stellt. Befreit von jeglichen Schranken, wagt sich der Sänger auch an komplexe Songstrukturen und verdrehte Beats heran und zieht einen damit in einen regelrechten Sog der Emotionen. Am Ehesten erinnert er dabei noch an den sagenhaften Erstling des John Lennon-Sprösslings Sean, der mit „Into The Sun“ einen leider weitesgehend vergessen Klassiker aus dem Ärmel schüttelte. Wenn du also auf große Pop-Musik im Space-Funk oder R&B-Korsett stehst, solltest du mal reinhören.
// Kaum Zeit zum Luft holen blieb den Fans von Coheed & Cambria in den vergangenen Jahren und so erscheint in diesen Tagen schon wieder ein neues Album der Emo-Space-Post-Rock-Fraktion. Dabei handelt es sich um den zweiten Teil ihres Konzept-Albums „The Afterman“, mit dem die Band in den Vereinigten Staaten bereits im vergangenen Oktober ein Riesenerfolg in den Charts hinlegte. Stellt sich eigentlich nur noch die Frage, ob die Band nun auch hierzulande auf den großen Durchbruch zusteuert? Verdient hätte sie es schon lange. Und wer jetzt denkt, dass der konzeptionelle Überbau des Coheed & Cambria´schen Schaffens den Hörgenuss beim Laien irgendwie schmälert, der sieht sich getäuscht. Es ist vielmehr so, dass die Band noch nie in ihrer Karriere so eingängige Songs geschrieben hat, wie heute – weshalb sich auf ihre Musik sicher auch Fans von Muse und Trail Of Dead einigen können dürften.
// Die Hamburgerin Katriana wickelt uns derweil mit charmanten Piano-Pop-Melodien um den Finger. Die zehn Songs ihres neuen Albums „Aber klar doch“ sind so luftig und raffiniert arrangiert, dass man schon nach wenigen Sekunden im Takt wippt. Songs, wie der Titeltrack heben sich durch schräge Posaunen-Sounds gekonnt vom Einheitsbrei ab und man ertappt sich noch Stunden später dabei, wie man die zärtlichen Melodien vor sich hinsummt. Wer auf deutschsprachigen Pop steht, der sich mehr an Amanda Palmer, als an den üblichen Schwerenötern aus den deutschen Charts orientiert, sollte unbedingt mal reinschnuppern. Katriana ist ein funkelnder Stern am hiesigen Pop-Firmament.
// Lindi Ortega hat uns in den vergangenen Jahren immer wieder mit ihren zärtlichen Country-Pop-Songs umschmeichelt. Auch ihr neues Album schielt in diese Richtung, nur dass hin und wieder auch mal ruhigere Töne angeschlagen werden. Am Ende muss man sich aber dennoch einlassen können auf diese Musik, denn auch auf „Cigarettes & Truckstops“ finden sich wieder zahlreiche Tracks, die geradezu nach einer Endlosschleife im Formatradio schreien. Trotzdem möchten wir anmerken: Wer durch die gelungene TV-Serie „Nashville“ wieder auf den Geschmack in Sachen handgemachter Country-Pop-Musik gekommen ist, sollte mal reinhören. Es könnte sich als lohnenswert erweisen.
// Auch sehr ansprechend ist das Debütalbut des Musikers Fabian von Wegen geraten, der sich auf „Emotionale Zitrone“ an poppigen Arrangemets abarbeitet ohne dabei in formatradiotaugliche Gefilde abzudriften. Stattdessen drehen sich seine Tracks immer wieder um die eigene Achse und sind mit dermaßen vielen verrückten Ideen gespickt, dass man schon nach wenigen Sekunden hemmungslos mitsingt. Wer auf Bands wie Virgina Jetzt! oder Anajo steht, sollte unbedingt mal einen Durchlauf riskieren. Fabian von Wegen ist perfektes Futter für jeden „TV-Noir“-Fan. Und damit Schluss für heute. Bis zum nächsten Zuckerbeat.
UND WAS NUN?