mit Büchern von Frank Apunkt Schneider, Paula Lambert & Helmut Ziegler, William E. Bowman, Dan Kieran und Martin Büsser.
// Wer sich etwas intensiver mit der Geschichte von Punk und New Wave auseinander setzen möchte, der kommt an der erweiterten Auflage von „Als die Welt noch unterging“, welche vor kurzem im „Ventil Verlag“ erschienen ist, nicht vorbei. Das Werk von Frank Apunkt Schneider, einem langjährigen Poptheoretiker und Mitherausgeber der renommierten „Testcard“, setzt sich differenziert mit der Stimmung Ende der 80er Jahre in Deutschland auseinander und berichtet von dem unglaublichen Enthusiasmus, der damals in Szenekreisen herrschte. Dabei streift er den deutschen Punk-Underground genauso wie dessen Berührungspunkte mit den kommerziellen Medien.
Er nimmt sich die regionale Verbreitung der Neuen Deutschen Welle vor und liefert eine vielschichtige Abhandlung über die sogenannte „Kassettenszene“. Sogar über die Ausschlachtung von Punk in Teenie-Magazinen wie der Bravo, werden ein paar Sätze verloren. Wobei es dem Autor immer wieder gelingt, die Beweggründe der damaligen Protagonisten zu umreißen und so ein aufschlussreiches Bild über den damaligen Zeitgeist zu zeichnen. Zu eben jener Zeit schien alles möglich zu sein. Alles war erlaubt. Nichts konnte die Protagonisten der Szene bremsen. Und so könnte man in diesem Zusammenhang durchaus etwas nostalgisch werden, wenn das in Sachen Punk nicht einen faden Beigeschmack hätte. Wer wissen will, wie sich das damals anfühlte um das Jahr 1980 herum, sollte dieses Buch lesen. Es lohnt sich. Und eine ausgiebige Diskographie gibt’s auch noch oben drauf.
// Das Werk „Brüste“, welches in diesen Tagen bei „Rogner & Bernhard“ erscheint, dreht sich… na um was wohl?! Den beiden Autoren Paula Lambert und Helmut Ziegler gelingt es dabei sehr gekonnt, das Besondere an den Objekten ihrer Begierde auf Papier zu überführen und das Thema noch dazu unter den abstraktesten Gesichtspunkten zu beleuchten. So nehmen sich die beiden auf spannende Art und Weise dem Mysterium um die weibliche Brust an und sorgen so dafür, dass auch Literatur- und Kunst-Fans auf ihre Kosten kommen. Da nämlich spielen die beiden Wunderwaffen eine ebenso große Rolle, wie in der Wissenschaft. Die Brust ist in der heutigen Zeit gleichsam etwas Spektakuläres wie Skandalöses, sie umgibt ein Hauch von Magie und Mysterium. Und so scheint es auch bitter nötig, dass sich endlich ein „Standartwerk“ mit diesem Themengebiet auseinander setzt. Neben einer geschichtlichen Abhandlung finden sich natürlich auch zahlreiche Verweise auf Kinofilme in diesem Werk, die sich dem Geheimnis um die weibliche Brust annehmen. Und zahlreiche Illustrationen und Fotos werden natürlich auch mitgeliefert. Worauf also wartest du? Schnapp dir „Brüste – Das Buch“ und verblüffe deine Freundinnen und Freunde mit diesem exquisiten Gastgeschenk auf der nächsten Studentenparty. Danach jedenfalls gibt’s viel zu reden. Und jede Menge verstohlener Blicke.
// Bill Bryson verspricht, „Die Besteigung des Rum Doodle“ sei das „lustigste Buch, das Sie jemals lesen werden“. Da ist im Grunde genommen auch etwas Wahres dran. Zumindest wenn man Fan von abgedrehtem Humor der Marke Monthy Phyton oder Leslie Nielson ist. Man kommt jedenfalls schon nach wenigen Seiten nicht umhin, ein dauerhaftes Grinsen aufzusetzen, während man sich so durch die Seiten dieses Werkes von William E. Bowman wühlt. So treffen wir auf eine Gruppe überzeichneter Bergwanderer, die eine gehörige Portion verrückter Dinge während des Aufstiegs erleben. Der Leiter der Expedition, ein Typ namens Binder, ist sich des Ernstes seiner Lage zwar ununterbrochen bewusst, checkt darüber hinaus aber nicht besonders viel. Daneben haben wir einen Kerl, der ständig in Ohnmacht zu fallen droht, einen unbegabten Fotografen und einen Pfadfinder, der einen Kompass nicht richtig lesen kann. Als sich dann der Arzt in der Gruppe auch noch als chronisch Kranker entpuppt, ist das Chaos perfekt und für zahlreiche Lachattacken gesorgt. „Die Besteigung des Rum Doodle“ ist mit Sicherheit das verrückteste Buch, das jemals über das Bergsteigen geschrieben wurde und wir können den Sesselfurzern unter euch nur raten, mal einen Blick hinein zu werfen.
// Ebenfalls ums Reisen dreht sich das zauberhafte Werk „Slow Travel – Die Kunst des Reisens“. So eine literarische Abhandlung kann ja kurz vor den Sommerferien schon mal nicht schaden. Und auch, wenn das Werk von Dan Kieran in England spielt und dort einmal von Küste zu Küste gereist wird, kommt man als hiesiger Zeitgenosse nicht umhin, sich in dieses Buch zu verlieben. 965 km lang folgen wir in diesem Zusammenhang einem alten Milchwagen, der als Fahrzeug dient und immer wieder schöne Erinnerungen an den Streifen „The Straight Story“ von David Lynch wachruft. Das sympathische Fortbewegungsmittel ist in diesem Zusammenhang nicht nur mit einer Höchstgeschwindigkeit von 25 Stundenkilometern ausgestattet, sondern hat auch keine Gurte, geschweige denn Türen. Batteriebetrieben ist das gute Gefährt auch noch, was immer wieder zu kuriosen Situationen und Zwischenstopps führt. Das Kernziel aber ist schon nach kurzer Zeit erreicht. Man lässt sich als Reisender (und auch Lesender) einfach von der Geschichte treiben und genießt die Szenerie, die sich vor einem auftut. „Slow Travel“ ist in diesem Zusammenhang der absolute Gegenentwurf zum alljährlichen Pauschal-Urlaub mit zu erwartendem Monster-Stau. Einfach nur ein sympathisches Werk über die Kunst, sich zurückzulehnen. Wer also in diesem Jahr noch eine Reise plant, sollte unbedingt mal reinschnuppern.
// Martin Büsser ist nicht nur der Gründer des legendären Musikmagazins „Testcard“, das in regelmäßigen Abständen in Buchform erscheint und auch hier schon mehrfach lobend erwähnt wurde. Er ist inzwischen leider auch verstorben und so freuen wir uns umso mehr, einen Teil seines journalistischen Schaffens noch einmal in Buchform präsentiert zu bekommen. In seinem Werk „On The Wild Side“ widmet er sich den Jahren 1966 bis 1999 und damit den unterschiedlichsten musikalischen Szenen und Genres. So begibt er sich nicht nur auf Spurensuche in Sachen Krautrock, sondern nimmt sich auch intensiv der Punk-Szene an. Es folgen New Wave, Disco und Industrial. In den 80ern stehen dann die Neue Deutsche Welle, HipHop und diverse Indie-Acts auf dem Programm, bevor Grunge alles an sich reißt und Techno den Übertritt ins digitale Zeitalter einläutet. Kontrovers diskutiert wird außerdem über das Thema Rechtsrock, das hier sehr intensiv aufgearbeitet wird. Büsser gelingt es dabei immer wieder, die einzelnen Szenen und Genres unter einem anderen Blickwinkel zu beleuchten, wodurch seine Geschichten nicht nur spannend zu lesen, sondern auch mit zahlreichen interessanten Infos gespickt sind. Ob sich am Ende sein Ausblick auf die Popmusik im neuen Jahrtausend bewahrheiten wird? Am besten du findest es selbst heraus. Darüber hinaus darfst du dich noch über eine ganze Reihe exquisiter Plattentipps freuen. Also nicht lange zögern. Schnapp dir diesen Almanach in Sachen Pop. Es lohnt sich. Und damit Schluss für heute. Bis zur nächsten Leserunde.
UND WAS NUN?