// szenewechsel vol. 36 – „janus“

mit Janus, Dexter, Doctor Who, Nashville und A Young Doctor´s Notebook. // Und ja, es ist wirklich kaum zu glauben, was hierzulande bisweilen für ein Mist über die Mattscheibe flimmert. Da kommt es einem kleinen Wunder gleich, dass die österreichische TV-Reihe „Janus“ beinahe alle Klischeefallen umschifft und sich ganz nebenbei zu dem deutschsprachigen TV-Ereignis des […]

mit Janus, Dexter, Doctor Who, Nashville und A Young Doctor´s Notebook.

janus// Und ja, es ist wirklich kaum zu glauben, was hierzulande bisweilen für ein Mist über die Mattscheibe flimmert. Da kommt es einem kleinen Wunder gleich, dass die österreichische TV-Reihe „Janus“ beinahe alle Klischeefallen umschifft und sich ganz nebenbei zu dem deutschsprachigen TV-Ereignis des Jahres aufschwingt. Wer also hierzulande nicht in den Genuss des österreichischen Fernsehens kommt (wo die Serie zuletzt lief), der sollte sich jetzt unbedingt die DVD zur ersten Staffel nach Hause holen. Darauf finden sich alle sieben Episoden mit einer Gesamtlaufzeit von 315 Minuten, die mit zum Besten gehören, was in unserem Nachbarland jemals produziert worden ist.

Die Serie selbst dreht sich um einen forensischen Psychologen namens Dr. Leo Benedikt, der versucht einigen mysteriösen Selbstmorden auf die Schliche zu kommen. Was hat die Menschen in den Tod getrieben und wer steckt hinter den nur scheinbar zusammenhangslosen Suiziden? Der Protagonist agiert in diesem Zusammenhang als eine Art „Sherlock 2.0“ und zieht damit die Aufmerksamkeit einer mächtigen Organisation auf sich, die selbst vor seiner eigenen Familie nicht Halt macht. Das überzeugende Ensemble um Alexander Pschill und Franzsika Weisz sorgt dafür, dass einem gerade in der ersten Hälfe der ersten Staffel immer wieder ein kalter Schauer über den Rücken jagt. Denn Vorsicht: „Janus“ ist geradezu unbarmherzig spannend und bricht mit altbackenen Konventionen, wonach zum Beispiel Gut und Böse immer schön säuberlich getrennt voneinander existieren müssen. Bei „Janus“ verlaufen die Grenzen fließend und am Ende muss man sich selbst entscheiden, welchen Weg man als Akteur in dieser oder jener Hinsicht eingeschlagen hätte. Fazit: „Janus“ ist die mit Abstand beste deutschsprachige Serie seit „Im Angesicht des Verbrechens“ und „Braunschlag“ und verdient es auch hierzulande im Hauptprogramm der Öffentlich-Rechtlichen gezeigt zu werden.

doctort-who// Nachdem erst vor kurzem das Special zum 50sten Geburtstag von „Doctor Who“ über die Mattscheiben der Nation flimmerte, erscheint nun eine gelungene Sammelbox mit den Weihnachts-, Oster und Herbstepisoden der vergangenen Jahre. Fünf spannende Episoden wurden auf „Die kompletten Extras“ versammelt, die allesamt aus den Jahren 2008 bis 2010 stammen. Wenn du also nochmal David Tennant in der Rolle des zehnten Doktors erleben möchtest, dann bist du hier an der richtigen Adresse. Vor allem das zauberhafte „Das Ende der Zeit“ gehört zu den gelungensten Folgen der Endlos-Reihe und leistet einen wichtigen Beitrag zum Gesamtverständnis der TV-Serie. Wem das noch nicht reicht, der wird auf den fünf DVDs mit einem riesigen Schatz an Bonusmaterial überschüttet. Nahezu sieben Stunden lang kann man sich durch diverse Audiokommentare hindurch wühlen, nicht verwendete Szenen begutachten oder sich von den beiden Features „Doctor Who Proms“ und „Doctor Who At Comic Con“ überraschen lassen. Es lohnt sich also auch für all jene, welche die Specials schon im Bezahlfernsehen gesehen haben, einen Blick in die DVD zu riskieren. Darüber hinaus könnte die Box auch dazu beitragen, dass sich „Doctor Who“ in Zukunft auch hierzulande als absolutes Kult-Phänomen etablieren dürfte. Wir fordern also: mehr davon bitte und freuen uns jetzt schon auf die diesjährige Weihnachtsepisode.

dexter-7// Erst vor kurzem wurde in den Vereinigten Staaten das dramatische Finale der letzten Staffel von „Dexter“ gezeigt und so viel schon mal vorneweg: es gab im Nachhinein einiges zu diskutieren. Hierzulande ist man inzwischen ebenfalls bei der siebten Season der Reihe angelangt und sieht sich als Zuschauer mit den Folgen konfrontiert, welche die Enthüllung von Dexters Serientäterschaft bei seiner Schwester Deb auslösen. Selbige ist fix und fertig und es fällt ihr sehr schwer, ihren Alltag durchzustehen. Immer wieder spielt sie in Gedanken bestimmte Szenerien durch und fragt sich, wie sie das Doppelleben von Dexter nur jahrelange nicht mitbekommen konnte. Dexter selbst sieht sich in diesem Zusammenhang mit einem astreinen Dilemma konfrontiert. Wie kann er sich selbst schützen, wenn seine Schwester zunehmend von den Geistern der Vergangenheit eingeholt wird. Sollte es am Ende vielleicht sogar Deb sein, die ihn zur Strecke bringt. Staffel 7 wirft in diesem Zusammenhang interessante Fragen auf und ist wie schon die vorhergehende Season mit einem wirklich packenden Finale versehen. Darüber hinaus rückt auch das Privatleben von Quinn, Batista und LaQuerta weiter in den Mittelpunkt. Ob am Ende alle heil aus der ganzen Geschichte herauskommen? Wir wollen natürlich nichts vorweg nehmen, freuen uns aber jetzt schon auf die noch ausstehenden Episoden und weißen bei dieser Gelegenheit auch noch einmal auf die zahlreichen DVD-Extras (Hinter den Kulissen, Runder Tisch der Drehbuchautoren, Audiokommentar von Jennifer Carpenter) hinweisen, die einem die Wartezeit auf das große Finale ein wenig versüßen.

nashville-1// Die Serie „Nashville“ könnte man auf den ersten Blick als lahme Country-Ballade ohne viel Tiefsinn abtun, wenn man aber mal genauer hinguckt, entpuppt sich das 21-teilige Werk über das Leben von Rayna James und Juliette Barnes als echt gelungenes Mattscheiben-Spektakel, das völlig zu Recht seinen Weg in hiesige Regale findet (ganz im Gegensatz zum ebenfalls famosen Footballer-Epos „Friday Night Lights“, in dem auch Connie Britton mitspielt, das hierzulande aber leider immer noch auf einen Veröffentlichungstermin wartet). Nun aber kommen wir zum Eingemachten. Die Serie dreht sich um die grundverschiedenen Country-Diven Rayne James und Juliette Barnes. Während erstere den Zenit ihrer Karriere längst überschritten hat, erstrahlt letztere gerade als heller Stern am Pop-Firmament und so sehen sich die Produzenten dazu genötigt, die beiden gemeinsam auf eine groß angelegte Tour zu schicken. Das große Drama scheint vorprogrammiert, doch dann schlägt der gemeinsam aufgenommene Track ein wie eine Bombe (allein die Folge lohnt die Anschaffung!) und die beiden müssen sich zusammen raufen, um nicht in musikalischer Hinsicht komplett den Bach runter zu gehen. Wer sich jetzt fragt, ob man das Ganze auch als nicht der Country-Szene zugeneigter Zuschauer genießen kann? Kein Problem! Die zahllosen Neben-Handlungsstränge sind sehr durchdacht ausgearbeitet und die Macher sorgen dafür, dass die Serie die gängigen Klischees weitestgehend umschifft. Besonders die junge Hayden Panettiere entpuppt sich in diesem Zusammenhang als echter Glücksgriff, weil sie der zickigen Protagonistin Juliette eine gehörige Portion an Tiefgang einhaucht, so dass man am Ende sogar so etwas wie Sympathie für das Pop-Sternchen entwickelt. Wenn du jetzt neugierig geworden bist, schnupper mal rein in diese für zwei „Emmys“ und zwei „Golden Globes“ nominierte Reihe, deren erste Season gerade auf zwei DVD-Boxen verteilt erschienen ist. Als schicken Bonus gibt’s darüber hinaus noch ein schönes Featurette, eine Bonus Episode, ein paar Outtakes und nicht verwendete Szenen oben drauf. Es lohnt sich also auch für all jene, welche die Serie schon im Bezahlfernsehen gesehen haben.

young-doctor// Zu den sicher verrücktesten Serien des Jahres 2012 zählt auch die Drama-Reihe „A Young Doctor´s Notebook“. Wer sich von „Harry Potter“-Darsteller Daniel Radcliffe nicht abschrecken lässt, sieht sich mit einem äußerst vielschichten Werk konfrontiert, das sich um einen russischen Oberarzt namens Dr. Vladimir Bomgard dreht. Selbiger blickt auf die Trümmer seiner Existenz zurück und erinnert sich an seine Jugend in einem Kaff in Sibirien. 17 Jahre zuvor hat er die Moskauer Eliteuniversität absolviert und sich anschließend ins reale Leben gestürzt. Selbiges konfrontiert ihn mit einer Chefarztstelle in einem kleinen russischen Ort, dessen Bewohner nur darauf warten, dass sich jemand um ihre kleinen (und großen Wehwehchen kümmert). Der Clou an der ganzen Sache ist: sein älteres Ich ist komischerweise auch vor Ort und wirft nur so mit hämischen und herablassenden Kommentaren um sich. Jon Hamm brilliert in diesem Zusammenhang als bitterböser Gegenpart zum enthusiastischen Jungspund, der von Daniel Radcliffe mehr als überzeugend in Szene gesetzt wird. Wenn du also auf großes Kino im Serienformat mit einer wirklich vielschichtigen Hauptfigur stehst, dann schnupper mal rein. Und damit Schluss für heute. Bis zum nächsten Szenewechsel.