// zuckerbeat vol. (3)92 – „bad kingdom“

mit neuer Musik von Bush, Damien Rice, Haley Bonar, Paul Smith / Peter Brewis, Live, Sea Wolf, DJ Koze und Freud. // Bush haben sich nach ihrem Comeback vor drei Jahren dazu entschlossen, noch einmal so richtig schön aufs Gaspedal zu treten. Mit „Man On The Run“ erscheint nun der zweite Streich der Band um […]

mit neuer Musik von Bush, Damien Rice, Haley Bonar, Paul Smith / Peter Brewis, Live, Sea Wolf, DJ Koze und Freud.

bush// Bush haben sich nach ihrem Comeback vor drei Jahren dazu entschlossen, noch einmal so richtig schön aufs Gaspedal zu treten. Mit „Man On The Run“ erscheint nun der zweite Streich der Band um Frontmann Gavin Rossdale und die Platte macht einfach nur verdammt viel Spaß. Man könnte fast schon behaupten, dass Bush heute ein wenig wirken, als wären sie aus der Zeit gefallen. Das aber ist ausdrücklich positiv zu verstehen und beschert uns neben der aktuellen Single „The Only Way Out“ noch eine ganze Menge weiterer Hit-Singles. So zugänglich jeednfalls klangen Bush bisher noch nie. „The Gift“ und „This House Is On Fire“ setzen sich spätestens nach dem dritten Durchlauf in den Gehörgängen fest und mit „Loneliness Is A Killer“ wird dann auch noch mal ordentlich auf die Kacke gehauen. Wäre diese Platte in den 90ern erschienen, sie wäre wahrscheinlich zu einem Konsens-Album avanciert. Heute animiert sie zumindest schonmal dazu, sich auf die kommenden Club- und Festivalgigs zu freuen, die Bush schon immer mit sehr viel Herzblut absolviert haben.

damien-rice// Damien Rice hat zusammen mit dem Allstar-Produzenten Rick Rubin nach einer gefühlten Ewigkeit endlich mal wieder ein neues Album eingespielt. „My Favourite Faded Fantasy“ besteht in diesem Zusammenhang zwar lediglich aus acht Songs, diese aber haben es allesamt in sich und beantworten damit auch die Frage „Warum überhaupt ein neues Album?“, welche sich der Künstler in den vergangenen Jahren immer wieder selbst stellte. „Darum!“, meinen wir und stellen schnell fest, dass die Musik wieder diese Dringlichkeit ausstrahlt, welche Damien Rice sehr gekonnt mit balladesken Motiven zu vermengen weiss. Heraus kommen zauberhafte Songs, wie die erste Single namens „I Don´t Want To Change You“, die man schon nach wenigen Durchläufen nicht mehr aus dem Kopf bekommt. Wenn du also auf die zärtlich- verspielten Songs des Künstlers stehst, dann schnapp dir das Werk. Es lohnt sich, weil man die pure Hingabe des Musikers in jedem Song spürt.

haley-bonar// Haley Bonar folgt ebenfalls der Devise: weniger ist mehr und veröffentlicht in diesen Tagen ein Debüt namens „Last War“, das lediglich aus neun Songs besteht. Diese allerdings sind so herrlich schön komplex arrangiert, dass man von dem Album gar nicht mehr genug kriegt. Im Vordergrund steht zwar der immense Pop-Appeal der Songs, aber im Hintergrund schlängeln sich komplexe Beats hin und her, dass einem schon fast wieder schwindelig wird. Wer also auf die Musik von Tegan & Sara steht, der ist hier genau an der richtigen Adresse. Der Teufel steckt hier nämlich im Detail und hält den Hörer auch beim x-ten Durchlauf noch bei der Stange. Diese Vielschichtigkeit ist wahrscheinlich auch darauf zurückzuführen, dass unterschiedlichste Künstler aus dem Hause Bon Iver, Andrew Bird und Tapes´n´Tapes an dem Album mitgearbeitet haben. Fazit: Schlicht bezaubernd, dieses Werk.

paul-smith// Field Music und Maximo Park haben sich in den vergangenen Jahren auch hierzulande eine breite Fangemeinde erspielt. Nun machen sich die beiden Protagonisten der jeweiligen Acts daran, ein gemeinsames Kollabo-Album aus dem Ärmel zu schütteln, das einen geradezu dazu einlädt, sich in winterliche Gefilde abzusetzen. Paul Smith und Peter Brewis erweisen sich auf „Frozen By Sight“ nämlich als regelrechte Experimentierkünstler. Dazu mixen sich die beiden Kollegen aus de4n Reiseaufzeichnungen Smiths und den Streicherpassagen von Brewis einen imposanten Cocktail, der einem nahezu den Atem raubt. Das Schönste dabei ist, dass sich die beiden Künstler auf diesem experimentellen Werk auch mal trauen aus den gängigen Song-Korsetts ihrer jeweiligen Hauptbands auszubrechen und fröhlich vor sich hin zu experimentieren. Das klingt ebenso waghalsig wie betörend und sorgt dafür, dass man jetzt schon in winterliche Euphorie verfällt.

live// Die Gruppe Live zählte mal zu den größten ihres Fachs. Inzwischen aber ist es weitestgehend ruhig geworden um die Band, die sich nach einer längeren Pause nun endlich mal wieder mit neuem Material zurückmeldet. „The Turn“ ist dabei allerdings nur noch entfernt mit den Werken zuvor zu vergleichen, weil die Platte mit dem neuen Sänger Chris Shinn eingesielt wurde. Der allerdings gibt sich reichlich Mühe zusammen mit den Originalmitgliedern von damals an die großen Erfolge von „The Distance To Here“ und „Throwing Copper“ anzuknüpfen. Ob ihnen damit auch der Sprung zurück an die Spitze der Charts glückt? Für ein gut getimtes Revival jedenfalls konnten sich hierzulande schon immer zahlreiche Menschen begeistern. In Sachen Qualität jedenfalls stehen die neuen Songs den alten Klassikern in keiner Weise nach. Also lassen wir uns einfach mal überraschen.

sea-wolf// Die Kalifornier aus dem Hause Sea Wolf haben uns im vergangenen Jahr ebenfalls chon den Herbst mit ihrem dritten Longplayer versüßt. Nun erscheint unter dem sperrigen Titel „Song Spells, No.1: CEDARSMOKE“ der Nachfolger, der erst einmal sehr experimentierfreudig loslegt. Spätestens aber beim poppigen „Bergamot Morning“ nimmt einen die Band dann aber doch wieder am Arm und schickt ihrer Hörerschaft auf eine famose musikalische Reise abseits aller stilistischen Grenzen. Dieses Album lotet die Möglichkeiten eines Indie-Pop-Acts sehr gekonnt aus und beschert uns passend zum Winterbeginn zehn spannende und risikofreudige Songs, die mit zahlreichen, bezaubernden Passagen gesegnet sind. Wenn du also auf Musik stehst, die sich in keine Schublade pressen lässt, dann bist du hier genau and er richtigen Adresse. Und bekommst mit „Whitewoods“ auch gleich noch einen der schönsten Songs des Herbstes präsentiert.

dj-koze// Wer auf zeitgenössische Elektro-Klänge steht, der darf sich passend zum kalten herbstwetter über ein paar neue Remixe des wunderbaren Ex-Fischmob-Mitglieds DJ Koze freuen. Mit „Reincarnations Part 2“ setzt sich der Künstler endgültig ein Denkmal und beschert uns einen bunten Strauß gelungener Adaptionen von Kollegen wie Moderat (die wahrscheinlich schönste Adaption von „Bad Kingdom“ aller Zeiten) und Herbert (gleich mit zwei Songs vertreten). Ebenfalls versammelt wurden Stücke der Künstler Caribou, Gonzales und Apparat. Wodurch man dieser rundum gelungenen Scheibe eigentlich nur eines vorwerfen kann: es finden sich keine überraschenden Remix-Aufträge unter den Tracks. Macht aber am Ende dann auch nichts: die Musik nämlich spricht für sich und „Reincarnations Part 2“ bietet nicht nur jede Menge qualitativ hochwertiger Tracks, es gehört auch zu den zugänglichsten Alben des Künstlers. Da kann man es eigentlich jetzt schon kaum mehr erwarten, dass irgendwann ein weiterer Teil erscheint.

freud1// Einen echten geheimtipp aus unserem sympathischen Nachbarland haben wir zu guter Letzt auch noch für euch. Freud nennt sich nämlich eine östereichische Indie-Band, die in ihrer Heimat mit der Single „bISCO dEAT“ bereits sechs Wochen lang an der Spitze der Charts stand. Nun erscheint das Debütalbum „Yesterday Today Tomorrow“ auch hierzulande und dürfte all jenen ein breites Grinsen aufs Gesicht zaubern, die sich schon am zurückgelehnten Zweitling der Würzburger Gruppe The Electric Club erfreuten. Die Songs strotzen nur so vor Harmonien und schicken Refrains und rufen dabei immer wieder schöne Erinnerungen an den Sound der Beatles hervor. Wenn du also auf nostalgisch-angehauchten Pop stehst, dann hör dir die Platte mal an. Sie lohnt sich. Und damit Schluss für heute. Bis zum nächsten Zuckerbeat.