// zuckerbeat vol. (4)68 – „gimme danger“

mit neuer Musik von Aimee Mann, Soulwax, Emma6, Sookee, Claire, Nathan Gray Collective, Heisskalt und dem Soundtrack zu „Gimme Danger“. // Aimee Mann macht einen mit ihrer Musik unmittelbar nostalgisch. Ob das an ihrem famosen Soundtrack zu „Magnolia“ liegt oder den schönen Erinnerungen, die „Bachelor No. 2“ in einem wachruft liegt, lässt sich nicht genau […]

mit neuer Musik von Aimee Mann, Soulwax, Emma6, Sookee, Claire, Nathan Gray Collective, Heisskalt und dem Soundtrack zu „Gimme Danger“.

aimee-mann// Aimee Mann macht einen mit ihrer Musik unmittelbar nostalgisch. Ob das an ihrem famosen Soundtrack zu „Magnolia“ liegt oder den schönen Erinnerungen, die „Bachelor No. 2“ in einem wachruft liegt, lässt sich nicht genau sagen, aber man fühlt sich einfach wie zu Hause, wenn ihre Stimme erklingt. Nachdem sie auf ihrem letzten Album etwas experimentierfreudiger zu Werke ging, beschränkt sie sich auf „Mental Illness“ nun wieder auf das Wesentliche. Mit Streichern, einer akustischen Gitarre und ihrer zauberhaften Stimme allein schafft sie es dabei in Windeseile ihre Hörerschaft um den kleinen Finger zu wickeln. Dabei zieht sich ein sanfter Hauch von Melancholie durch die Songs dieses Werks, das sich um unterschiedliche Formen von Geisteskrankheiten dreht und dabei so unmittelbar die Stimmungslage des Zuhörers beeinflusst, dass es eine wahre Freude ist. Wenn du also auf die Momente im Leben stehst, bei denen es gefühlstechnisch hoch und runter geht, dann bist du bei diesen 11 Songs an der richtigen Adresse. Aimee Mann nimmt den Titel des Werkes nämlich keineswegs wörtlich, sondern beschäftigt sich mit den kleinen Problemen des Alltags, die einen oft für lange Zeit nicht mehr loslassen.

emma6

// Emma6 werden mit ihrem neuen Album sicher eine ganze Menge Leute glücklich machen. Nicht nur, dass die Band nach dem Vorgänger einen erheblichen Schritt nach vorne gemacht hat, nein diese Scheibe hier funktioniert tatsächlich auch im Album-Kontext und ist mit ihren zehn Songs keine Minute zu lang. Los geht’s mit dem sperrigen Stück „Kapitulieren“, das schon mal deutlich macht, dass sich hier niemand dem Massengeschmack unterordnen möchte. Was folgt sind mit „10 Jahre“ und „Lichtungen“ zwei astreine Hymnen, die einem noch Stunden später im Kopf herum schwirren. „Das Haus mit dem Basketballkorb“ zieht dann wieder die Handbremse und macht deutlich, wieviel Abwechslungsreichtum doch in der Musik dieser Band steckt. Spätestens bei „Lemminge“ sind dann auch noch die Fans der leider inzwischen aufgelösten „Hansen Band“ mit ein Bord und bekommen ein schmissiges Stück Indie-Pop mit euphorischem Finale präsentiert. Wenn du also noch nach einem deutschsprachigen Pop-Album suchst, das die klassischen Klischee-Fallen gekonnt umschifft, dann lass dir „Wir waren nie hier“ nicht entgehen.

sookee// Wer auf deutschen Rap mit Haltung steht, der ist bei Sookee an der richtigen Adresse. Schon seit geraumer Zeit richten sich ihre Lyrics gegen jegliche Form von Rassismus oder Sexismus und so hat sich die Künstlerin, die im echten Leben Nora Hantzsch heißt, auch schon eine breite Fanbase erspielt. Die „Quing Of Berlin“ redet offen über linke Politik und Feminismus und wehrt sich gegen gängige Klischees und feste Rollenzuschreibungen. Vielfalt ist Trumpf im Hause Sookee und so bekommt man auf ihrem aktuellen Album namens „Mortem & Makeup“ auch einen bunten Strauß zeitgenössischer Rap-Tracks präsentiert, die man am Liebsten immer wieder hören möchte. Gerade dann nämlich wenn sie über soziale Gerechtigkeit rappt oder über Toleranz klingt das niemals schablonenhaft, sondern überzeugend und so freuen wir uns über 14 spannende Tracks, die auch noch zwei spannende Features von grim104 und Charlotte Brandi abwerfen.

soulwax// Endlich lassen auch die altehrwürdigen Recken von Soulwax mal wieder etwas von sich hören und veröffentlichen mit „From Deewee“ ihr erstes Studioalbum seit den „Nite Versions“ aus dem Jahre 2005. Die Scheibe, die im gleichnamigen Studio in Gent live eingespielt wurde, zeigt die Dewaele Brüder in Bestform und macht noch einmal deutlich, welche Kreativität durch die Adern des Duos fließt. Nachdem sie im vergangenen Jahr schon dutzende Alter Egos erfanden, um einen Soundtrack für den Film „Café Belgica“ zu kreieren, möchten es die Beiden, die auch unter dem Titel „2manydjs“ schon Weltruhm hinter den Reglern erlangten, noch einmal unter dem Banner Soulwax wissen. Heraus kommt ein überaus spannendes Werk, für das sie ihre Gitarren mal eben kurzerhand in die Kiste gepackt haben und stattdessen in elektronischen Gefilden unterwegs sind. Wenn du also auf treibende Elektrobeats stehst, die auch eine gehörige Portion an Pop-Appeal ausstrahlen, dann lass dir dieses Werk hier nicht entgehen.

claire// Bereits im Jahre 2013 haben die sympathischen Indie-Darlings von Claire einen überraschenden Achtungserfolg in den Hitparaden hingelegt. Auf Platz 38 der Albumcharts schaffte es ihr Debüt und auch der Nachfolger „Tides“ hat so einiges zu bieten. Neben der fulminanten Party-Hitsingle „Friendly Fire“, die im Radio schon rauf und runter läuft, versammelt die Gruppe um Frontfrau Josie-Claire Bürkle elf weitere packende Songs, die sich nicht so recht in eine bestimmte Schublade pressen lassen möchten. „Tides“ lotet stattdessen vielmehr aus, wo der Weg für Claire in Zukunft hingehen könnte und die Band wird dabei nicht müde äußerst experimentierfreudig zu Werke zu gehen. So versammeln sich auf der Scheibe noisige Shoegaze-Passagen, himmelhochjauchzende Radioballaden und tanzbare Funk-Sounds. Dass das Album dabei trotzdem wie aus einem Guss klingt, ist bemerkenswert und macht nur noch einmal deutlich, wie immens gereift sich die Gruppe im Jahre 2017 präsentiert. Wir fordern: mehr davon, bitte!

nathan-gray-collective// Fans von Boysetsfire sollten derweil mal die Ohren spitzen, wenn der Name Nathan Gray Collective fällt (übrigens auch live zu sehen am 21. April im Z-Bau in Nürnberg). Der Frontmann der wunderbaren Hardcore-Band hat nämlich seit nun schon drei Jahren ein spannendes Nebenprojekt am Start, mit dem er ganz bewusst Grenzen überschreitet. Zusammen mit Daniel E. Smith macht er sich dabei auf in düstere Gefilde und vermengt auf spannende Art und Weise Dark Wave-, Industrial- und Gothic-Anleihen. Heraus kommt ein überaus reizvoller Mix, der schon auf der Debüt-EP für Staunen bei den Fans sorgte. Nun liegt danke einer gelungenen Crowdfunding-Kampagne auch endlich das erste Album des Projekts vor und das hat es in sich. Wer auf melancholische und düstere Klänge steht, der kommt hier über die volle Distanz auf seinen Kosten. Nathan Gray scheut sich nicht davor die Szenegrenzen hinter sich zu lassen und vollends seiner Passion zu folgen. Diese Kompromisslosigkeit beeindruckt und somit wollen wir euch „Until The Darkness Takes Us“ trotz des just einsetzenden Frühlingsbeginns dennoch ganz innig ans Herz pressen.

gimme-danger// Fans von Iggy Pop können sich derweil einen spannenden Rundumschlag in Form eines aktuellen Soundtracks nach Hause holen. Niemand Geringerer als Jim Jarmusch hat sich nämlich zusammen mit Iggy Pop daran gemacht die Geschichte der Stooges noch einmal nachzuzeichnen. Herausgekommen ist eine astreine Liebeserklärung an eine der größten Rock´n´Roll-Bands des Planeten und passend dazu ein ganz wunderbarer Soundtrack, der die Herzen der Fans höher schlagen lassen dürfte. „Gimme Danger“ besteht aus 14 handverlesenen Songs, darunter Klassiker wie „No Fun“, „I Wanna Be Your Dog“ und „“Down On The Street“. Dazu gibt es mit „I Got A Right“ und „I´m Sick Of You“ noch zwei spannende Tracks aus den „Raw Power“-Sessions und drei spannende Tracks von MC5 („Rambin´ Rose“), The Iguanas („Again And Again“) und Prime Movers Blues Band („I´m A Man“). Es lohnt sich also unbedingt mal reinzuschnuppern in diese famose Compilation auf deren zugehörigen Film wir jetzt schon überaus gespannt sind.

heisskalt// Heisskalt verstehen es nun schon seit geraumer Zeit eine spannende Melange aus HipHop-, Postrock und Hardcore-Klängen so miteinander zu vermengen, dass es überaus spannend anmutet. Nun zeigt sich die Band noch einmal dort, wo sie am besten ist: auf der Bühne. Und wir können allen Fans der Gruppe um Gitarrist und Frontmann Mathias Bloech nur raten sich ihre „Live“-Show mal zu Gemüte zu führen. Auf dem gleichnamigen Werk versammelt die Band derweil die größten Hits ihrer bisherigen Karriere. Ob „Nicht anders gewollt“, „Absorber“ oder „Alles Gut“. Hier kommt wirklich jeder auf seine Kosten und das obwohl die Platte in verschiedenen Städten mitgeschnitten wurde. Ob die Jungs nun aber in Müster, Köln, Leipzig oder Essen aufgetreten sind. Das Ergebnis in Form dieser Compilation klingt äußerst homogen und lässt jetzt schon auf weitere Großtaten in nicht allzu ferner Zukunft hoffen. Also viel Spaß beim Abgehen. Bis zum nächsten Zuckerbeat.