// aufgelesen vol. (1)76 – „die nacht ist laut, der tag ist finster“

mit neuen Büchern von Gay Talese, Kat Kaufmann, Uwe Kopf, Peter Boxell und Brian Southall. // Gay Talese widmet sich in seinem neuen Werk ganz den Abgründen der menschlichen Seele. Dabei rückt er einen gewissen Gerald Foos ins Rampenlicht seiner Geschichte, der süchtig danach ist, über das Sexleben anderer Menschen Bescheid zu wissen. Jahrzehntelang dringt […]

mit neuen Büchern von Gay Talese, Kat Kaufmann, Uwe Kopf, Peter Boxell und Brian Southall.

// Gay Talese widmet sich in seinem neuen Werk ganz den Abgründen der menschlichen Seele. Dabei rückt er einen gewissen Gerald Foos ins Rampenlicht seiner Geschichte, der süchtig danach ist, über das Sexleben anderer Menschen Bescheid zu wissen. Jahrzehntelang dringt er in die Intimsphäre seiner Motel-Gäste in Colorado ein und beobachtet sie beim Sex mit Ehegatten, Fremden oder Geliebten. Die Vorlieben der Gäste ändern sich dabei mit der Zeit, Gruppensex, gleichgeschlechtliche Liebe kommt hinzu und natürlich auch der Sex mit sich selbst. Als er allerdings beginnt in das Geschehen einzugreifen, zieht sich die Schlinge um seinen Hals immer weiter zu und die drohenden Konsequenzen drohen ihm die Luft zum Atmen zu rauben. Ob es am Ende noch einen Ausweg gibt? „Der Voyeur“ ist ein bisweilen wirklich verstörendes Buch, das einen aber dennoch bis zur letzten Seite nicht mehr loslässt. Wenn du also auf beängstigend-melancholische Geschichten stehst, dann lass dir dieses Werk nicht entgehen. Es lohnt sich.

// Kat Kaufmann hat uns ja bereits mit ihrem Werk „Superposition“ um den kleinen Finger gewickelt und dafür noch dazu den „ZDF-aspekte-Literaturpreis“ abgeräumt. Nun steht der Nachfolger namens „Die Nacht ist laut – der Tag ist finster“ in den Regalen und schon nach wenigen Zeilen ist man wieder fasziniert vom literarischen Klang dieses Werkes. Im Mittelpunkt der Geschichte steht dabei ein gewisser Jonas, der vor seiner abgebrannten Wohnung herumhockt und lediglich noch 5000 € und eine Notiz von seinem verstorbenen Opa mit sich herumträgt. Darauf steht, dass er einen gewissen Valerij Butzukin finden soll, ein Name der Jonas so rein gar nichts sagt. Fortan macht sich der junge Mann auf zu einer großen Reise, die ihn schließlich bis nach Moskau führt und für ihn selbst zu einer wahrhaft lebensgefährlichen Odyssee wird. Ob er am Ende wirklich vor dem gesuchten steht und was es mit Selbigem eigentlich auf sich hat? Lasst euch dieses literarische Road-Movie auf keinen Fall durch die Lappen gehen. Es weiß einen mehr als nur einmal zu überraschen.

// Das Romandebüt von Uwe Kopf weiß derweil schon allein mit seinem fulminanten Titel zu punkten. „Die elf Gehirne der Spinnenraupe“ dreht sich dabei um das Leben von Tom und was in Selbigem so alles schief gelaufen ist. Im Mai 1998 schließlich, und das ist der Ausgangspunkt von Kopfs Roman, erhängt sich „der 40-jährige Junge“ in Hamburg und blickt vorher noch auf eine weitestgehend gescheiterte Existenz zurück. Tom hatte nämlich nicht nur wenig Glück bei der holden Weiblichkeit, sondern auch im Berufsleben. Seine paar Gröten verdient er sich als Briefsortierer und Korrekturleser einer TV-Zeitung – ein Umstand, der ihn immer wieder dazu verleitet ein bisschen zu tief ins Glas zu gucken.  Dass er sich dann auch noch in eine Ärztin verliebt, die für ihn einen Ausweg aus dem ganzen Dilemma namens Leben bedeutet haben könnte, gibt ihm schließlich den Rest und so schlittert Tom Schritt für Schritt ins Verderben. Trotz aller Schwermut wird Uwe Kopfs Debüt dabei von einer literarischen Leichtigkeit getragen, die man wohl nur bei Erstlingswerken vorfindet und von der man einfach nicht genug kriegen kann. Also schaut mal rein in dieses Werk. Es lohnt sich.

// Wer gerne Bücher über Bücher verschlingt kommt nun außerdem in den Genuss der 7. aktualisierten Auflage von „1001 Bücher, die sie lesen sollten, bevor das Leben vorbei ist“. In dem Rundum-Glücklich-Paket steckt ein großer Fundus an Klassikern und Geheimtipps, die hier allesamt in kleinen schmissigen Texten beschrieben werden. Nach einem aufschlussreichen Vorwort von Peter Ackroyd geht es los und wir reißen erst einmal zurück in der Zeit. Bereits vor dem Jahre 1800 wurden diverse wichtige Werke veröffentlicht und natürlich sollen auch Selbige ihre Erwähnung in diesem Almanach finden. Im Grunde genommen fühlt man sich beim Durchblättern dieses Werkes, als würde man auf einem alten Dachboden herumstöbern. Da wurden schon die verrücktesten Schätze ans Tageslicht gezerrt und so darf man sich als Leser auch durch die rege Beteiligung von 157 Schriftstellern unter der Ägide von Herausgeber Peter Boxell auf ein wirklich spannendes Unterfangen einstellen, das nicht zur zum Weiterlesen anregt, sondern auch zahlreiche potenzielle Geschenktipps für die anderen Bücherwürmer im Freundeskreis bereit hält.

// Zu guter Letzt richten wir den Blick heute außerdem noch auf die altehrwürdigen Beatles und ihren Meilenstein namens „Sgt. Pepper´s Lonely Hearts Club Band. 1967 erschien das Album, das den Ruf der Bandmitglieder als Weltstars zementierte und das bis heute zu den wichtigsten Veröffentlichungen der Pop-Geschichte erzählt. Im schicken Hardcover-Album-Format werden wir dabei noch einmal zurückversetzt in eben jene bewegte Zeit, als die Aufnahmen zu dem Album-Klassiker liefen. Hübsch untergliedert in A- und B-Seite finden sich im ersten Block die persönlichen Memoiren des Insiders Brian Southall, der extra dafür die Tontechniker und Journalisten von einst interviewte. Heraus kommt ein spannender Schatz voll Anekdoten, der den einen oder anderen Song noch einmal in einem anderen Licht erstrahlen lässt. Die B-Seite schließlich wendet sich dem Weltgeschehen zwischen 1966 und 1968 zu und versucht das Album und die Stellung der Beatles in einen zeitgeschichtlichen Hintergrund zu rücken. Dabei wird auch der Einfluss auf die Pop-Kultur in den Blick genommen und die Auswirkungen auf unsere heutige Gegenwart. Wenn du also tiefer eintauchen willst in die Welt der Beatles, dann lass dir dieses Buch nicht entgehen. Und damit Schluss für heute. Bis zur nächsten Leserunde.