// aufgelesen vol. (1)83 – „gegen alle regeln“

mit neuen Büchern von Walter Moers, Rafael Buschmann / Michael Wulzinger, Ulla Hahn, Friedrich Ani und Ariel Levy. // Walter Moers dürfte ja inzwischen wirklich jedem bekannt sein. Der Schöpfer vom „kleinen Arschloch“ und der Geschichten rund um „Käptn Blaubär“ versteht es einfach sehr gekonnt seine jungen und auch junggebliebenen Leser um den kleinen Finger […]

mit neuen Büchern von Walter Moers, Rafael Buschmann / Michael Wulzinger, Ulla Hahn, Friedrich Ani und Ariel Levy.

// Walter Moers dürfte ja inzwischen wirklich jedem bekannt sein. Der Schöpfer vom „kleinen Arschloch“ und der Geschichten rund um „Käptn Blaubär“ versteht es einfach sehr gekonnt seine jungen und auch junggebliebenen Leser um den kleinen Finger zu wickeln. In seiner neuen Geschichte entführt er uns mal wieder ins zauberhafte Zamonien. Dort treffen wir auf Prinzessin Dylia, die sich inzwischen Prinzessin Insomnia nennt und getreu ihres Namens ein ziemlich schlafloses Dasein fristet. Als eines Nachts ein schrecklicher Nachtmahr vorbei schaut, der auf den Namen Havarius Opal hört, kündigt selbiger an, die Prinzessin vollends in den Wahnsinn treiben zu wollen. Vorher allerdings nimmt er sie noch mit auf eine kleine Reise, die mit zahllosen überraschenden Wendungen aufwartet. Am Ende schließlich landen sie im dunklen Herz der Nacht, doch vorher treffen wir noch viele verrückte Gestalten wie Thalamiten, Egozetten und Hirnschatten. Die alptraumhafte Geschichte wird zudem unterfüttert von zahlreichen gelungenen Zeichnungen von Lydia Rode, die hier erstmals ihre Illustrationen einen breiten Öffentlichkeit zugänglich macht. Es lohnt sich also gleich in doppelter Hinsicht, sich die Geschichte von „Prinzessin Insomnia & der albtraumfarbene Nachtmar“ zu Gemüte zu führen.

// Wer sich gerne etwas intensiver mit der Geschichte des Fußballs auseinander setzen möchte, der kann nun zu einem äußerst spannenden Werk aus dem „Spiegel Buchverlag“ greifen. Rafael Buschmann und Michael Wulzinger machen sich nämlich in ihrem Buch namens „Football Leaks“ daran, die „schmutzigen Geschäfte im Profifußball“ offen zu legen und machen damit einmal mehr deutlich, welche sonderbaren Geschäfte hinter so manchem Spielertransfer stecken. Ob es dabei um unkontrollierte Geldströme oder seltsame Firmengeflechte geht, die beiden Autoren erzählen auf spannende Art und Weise die Geschichte des modernen Fußballs neu und legen offen, was sonst nur im stillen Kämmerchen besprochen wird. Mit Hilfe des Whistleblowers John bekommen wir dabei exklusive Einblicke in geheime Verträge und Absprachen, die zwischen Spielern, Beratern und Vereinen getroffen werden. Wenn du dich also für die dunklen Geheimnisse hinter dem schönen Schein interessierst, dann lass dir dieses Buch nicht entgehen.

// Ulla Hahn wiederum schließt mit ihrem neuen Werk endlich ihr autobiografisches Projekt ab, welches einst mit „Das verborgene Wort“ begann und schenkt uns einen famosen Roman, den man sich auf keinen Fall entgehen lassen sollte. Dabei tauchen wir tief ein in die Welt von Hilla Palm, die endlich einen Platz auf der Welt gefunden zu haben scheint, welchen sie Heimat nennen möchte. Zusammen mit Hugo macht sie zahlreiche Erfahrungen in den 68ern – einer Zeit, in der alles möglich zu sein schien. Eines Tages allerdings meint es das Schicksal nicht besonders gut mit ihr und Hilla verliert fast den Boden unter den Füßen. Glücklicherweise weiß sie sich aber gerade noch an den Menschen festzuhalten, die sie liebt. Und so wird nach und nach ihr marxistisches Weltbild zu einem Hort des Rückzugs, wobei sie auch in diesem Zusammenhang irgendwann feststellen muss, dass eine Freiheit ohne die Freiheit der Sprache keine wirkliche Erlösung beinhaltet. Wenn du also auf spannende Episoden aus der deutschen Geschichte stehst, dann lass dir Ulla Hahns neues Werk „Wir werden erwartet“ nicht entgehen. Es lohnt sich, gerade deshalb weil es so authentisch anmutet.

// Über Friedrich Ani brauchen wir nicht mehr allzu viele Worte zu verlieren. Der vielfach ausgezeichnete Autor hat mit seiner „Tabor-Süden“-Reihe ein Stück deutsche Gegenwartsliteratur geschaffen und dabei eine ganze eigene Sprache gefunden. Seine poetischen und doch pointierten Geschichten sorgen nicht nur für ein großes Vergnügen beim Lesen, sie sind auch so spannend in Szene gesetzt, dass man das Werk bis zum Schließen des Rückumschlages nicht mehr zur Seite legen möchte. In „Der einsame Engel“ dreht sich dabei alles um die Nachwehen des Brandanschlags auf die Detektei Liebergesell. Ihre Zukunft steht in den Sternen und dennoch macht sich Tabor Süden daran einen Geschäftsmann ausfindig zu machen. Dessen Mitarbeiterin macht sich große Sorgen und als Süden der Wahrheit immer näher kommt, wird schnell deutlich, dass es in diesem Zusammenhang keinerlei Erlösung geben wird. Wenn du also mal wieder einen spannenden Krimi zur Hand nehmen möchtest, um dir den Rest der Ferien zu vertreiben, dann schnapp dir das Werk. Es lohnt sich.

// „Gegen alle Regeln“ nennt sich das neue Buch aus der Feder von Ariel Levy, die darin „Eine Geschichte von Liebe und Verlust“ erzählt. Die Journalistin vom New Yorker machte bereits mit preisgekrönten Reportagen auf sich aufmerksam und wendet sich nun mal eben einem ganz persönlichen Thema zu. Nachdem sie ihre große Liebe Lucy geheiratet hat und mit Hilfe eines reichen Freundes auch noch schwanger wird, scheint ihr die Welt zu Füßen zu liegen. Im fünften Monat ihrer Schwangerschaft begibt sie sich nochmal in die Mongolei, um die Recherchen für eine letzte große Reportage abzuschließen. Auf der Reise allerdings verliert sie ihr Baby und ist nahezu traumatisiert von dem schrecklichen Ereignis. Anschließend findet sie nicht mehr in ihr normales Leben zurück und auch Lucy gibt’s sich zunehmend dem Alkohol hin. Ariel Levy schreibt ein überaus ehrliches und wirklich bewegendes Werk über die Schattenseite des Lebens und wie das so ist, wenn Erwartungen enttäuscht werden. Es kann einen völlig aus der Bahn werfen und so bleibt ihr am Ende nur noch eines: ihre Liebe zum geschrieben Wort.