// aufgelesen vol. (2)51 – „soloalbum“

mit neuen Büchern von Benjamin von Stuckrad-Barre, Maxim Biller, Angelika Klüssendorf, Adolf Muschg und Stephan Thome. // Ist es wirklich schon 20 Jahre her, dass Benjamin von Stuckrad-Barre seinen Bestseller „Soloalbum“ aus dem Ärmel schüttelte? Tatsächlich erscheint in diesen Tagen nämlich zwei Dekaden nach der Erstveröffentlichung eine Neuausgabe dieses ganz wunderbaren Werkes, das sich nun […]

mit neuen Büchern von Benjamin von Stuckrad-Barre, Maxim Biller, Angelika Klüssendorf, Adolf Muschg und Stephan Thome.

// Ist es wirklich schon 20 Jahre her, dass Benjamin von Stuckrad-Barre seinen Bestseller „Soloalbum“ aus dem Ärmel schüttelte? Tatsächlich erscheint in diesen Tagen nämlich zwei Dekaden nach der Erstveröffentlichung eine Neuausgabe dieses ganz wunderbaren Werkes, das sich nun auch all jene noch einmal zu Gemüte führen kennen, die den Autor erst seit seinem „Panikherz“-Rundumschlag auf dem Schirm haben. „Soloalbum“ ist neben dem Debüt auch gleichzeitig das Meisterstück von Stuckrad-Barre. Wie er hier das Ende einer gescheiterten Beziehung verhandelt, ist schlicht bemerkenswert. Heraus kommt ein mit zahlreichen Oasis-Referenzen versehen Popkultur-Werk, das man nahezu atemlos in einem Rutsch verschlingen möchte. Die Dringlichkeit, welche diese Zeilen auszeichnen, ist mit „Panikherz“ nun wieder in das literarische Schaffen des Autors zurückgekehrt und so bleibt zu hoffen, dass wir auch in Zukunft weitere Bücher dieses Kalibers von dem in Bremen geborenen Schriftsteller um die Ohren gehauen bekommen.

// Krimi-Fans kommen derweil im neuen Werk von Maxim Biller auf ihre Kosten. Der Prager Schriftsteller wusste ja schon in der Vergangenheit mit kompromisslosen Büchern wie „Esra“ oder „Die Tochter“ zu überzeugen und begibt sich nun auf die Spuren eines Familiengeheimnisses. Die Geschichte dreht sich dabei um eine russisch-jüdische Familie, die von Moskau über Prag und Hamburg nach Zürich flüchtet. Wie werden zurück katapultiert ins Jahre 1960 und der literarische Kniff an diesem Werk ist es, dass die Geschichte mal eben aus sechs unterschiedlichen Sichtweisen dargelegt wird. Auf gerade einmal 200 Seiten gelingt Maxim Biller mit „Sechs Koffer“ dabei eine literarische Glanztat, welche völlig zu Recht auf der Longlist zum Deutschen Buchpreis 2018 steht.

// Auf Selbiger findet sich daneben auch ein weiterer Roman von Angelika Klüssendorf wieder, die bereits mit „Das Mädchen“ und „April“ zwei Mal für den renommierten Preis nominiert gewesen ist. In „Jahre später“ erzählt die Autorin aus Ahrensburg die Geschichte des Mädchens April weiter und auch diesmal weiß sie zu begeistern. Im Mittelpunkt steht diesmal das Eheleben der Protagonistin. Nachdem sie ihren Mann auf einer Lesung kennenlernt, ist Selbiger ihr erst einmal unsympathisch. Sie stört seine Dreistigkeit, dann allerdings werden die beiden Einzelgänger doch ein Paar und es entwickelt sich eine Art toxische Beziehung, die weniger auf Sympathie, als auf Intensität beruht. Ob das mal gut geht? Lasst euch ein auf dieses Werk, das tatsächlich an den Nerven zerrt und immer wieder die Frage aufwirft: wie kann eine solche Beziehung eigentlich funktionieren?

// Adolf Muschg darf sich derweil ebenfalls Hoffnungen auf die renommierte Auszeichnung machen. Der in Zürich geborene Autor, der bereits unzählige Preise für sein umfassendes Werk erhielt, legt mit „Heimkehr nach Fukushima“ ein bemerkenswertes Buch vor, das man sich auf keinen Fall entgehen lassen sollte. Im Mittelpunkt steht ein Architekt namens Paul Neuhaus, der von seinen alten Freunden Ken-Ichi und Mitsuko eingeladen wird. Er landet in einem Ort nahe Fukushima, wo ihn der Bürgermeister zu sich einlädt. Die Gegend ist noch immer von Strahlung durchdrungen und der Bürgermeister möchte den Menschen wieder ein Stück Hoffnung schenken. Dazu möchte er eine Künstlerkolonie ins Leben rufen und dann entwickelt Paul auch noch Gefühle für Mitsuko. Doch ist in dieser Umgebung wirklich ein Neuanfang möglich? Ihr solltet euch dieses literarische Ereignis nicht entgehen lassen…

// …und euch zu guter Letzt noch dem „Gott der Barbaren annehmen. In dem gleichnamigen Buch aus dem „Suhrkamp“-Verlag beweist Autor Stephan Thome Weitblick. Wir befinden uns Mitte des 19ten Jahrhunderts, als eine christliche Rebellion das Kaiserreich Chinas niederzuschlagen versucht. Dabei gerät ein junger deutscher Missionar zwischen die Fronten, der eigentlich nur bei der Modernisierung des Landes helfen möchte. Während Rebellen in China versuchen einen Gottesstaat zu errichten, versucht er irgendwie heil aus der ganzen Geschichte wieder heraus zu kommen und es lohnt sich dieses Werk nicht an sich vorüberziehen zu lassen. Wir jedenfalls sind begeistert und wünschen euch viel Spaß mit diesem Rundumschlag an Werken, die allesamt einen Preis verdient haben. Und damit Schluss für heute. Bis zur nächsten Leserunde.