// aufgelesen vol. (2)64 – „kaffee und zigaretten“

mit neuen Büchern von Ferdinand von Schirach, Friedrich Luft und Èduard Louis. // Ferdinand von Schirach meldet sich in diesen Tagen ebenfalls mit einem neuen Buch zurück und das ist ein ganz großer Lesegenuss. In „Kaffee und Zigaretten“ schafft er es auf einzigartige Weise autobiografische Geschichten mit persönlichen Beobachtungen zu verknüpfen und daraus literarische Glanzlichter […]

mit neuen Büchern von Ferdinand von Schirach, Friedrich Luft und Èduard Louis.

// Ferdinand von Schirach meldet sich in diesen Tagen ebenfalls mit einem neuen Buch zurück und das ist ein ganz großer Lesegenuss. In „Kaffee und Zigaretten“ schafft er es auf einzigartige Weise autobiografische Geschichten mit persönlichen Beobachtungen zu verknüpfen und daraus literarische Glanzlichter zu kreieren. Dabei geht es immer wieder um die prägenden Ereignisse im Leben des Erzählers, die von großem Glück, Einsamkeit oder gar melancholischer Grundstimmung geprägt sind. Man spürt, dass der Autor hier nach den großen Themen im Kleinen sucht und natürlich spielen auch seine Rechtsfälle wieder eine große Rolle. Dem Autor gelingt auf diese Weise wohl sein bisher persönlichstes Buch und man möchte das knapp 200-seitige Werk tatsächlich nicht mehr aus der Hand geben, wenn man es erst einmal aufgeschlagen hat. Wenn du jedenfalls mehr wissen möchtest über den mit zahlreichen Literaturpreisen ausgezeichneten Schriftsteller, dann lass dir dieses Buch nicht entgehen. Es dreht sich im Wesentlich. Um alles oder nichts.

// Friedrich Luft wiederum ist für seine Feuilletons seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges bekannt. Er schrieb unzählige Beiträge in der Zeit bis zur Wiedervereinigung und die sind auch heute noch unbedingt lesenswert. In dem Werk „Über die Berliner Luft“ aus dem Verlag „Die Andere Bibliothek“ findet sich nun passenderweise noch einmal all das, was man seiner wöchentlichen „Stimme der Kritik“ so schätzte. Er widmet sich dabei vor allem den Menschen in der Hauptstadt und zeigt auf, wie sie mit der Verwüstung und dem Mangel vor Ort umgegangen sind. All das ist nicht nur aufschlussreich, sondern auch bewegend, bisweilen sehr Tragik-komisch und so taucht man ein in Geschichten über „Sokrates beim Bier“ oder den „Hochmut der Frühaufsteher“. Der kalte Krieg rückt fortan ins Zentrum und auch Paris und die Olympischen Spiele in London werden besucht. Dadurch lässt Friedrich Luft den damaligen Zeitgeist wieder auferstehen und schafft es nie den Blick vom Alltag abzuwenden, geschweige denn den Sinn für das große Ganze zu verlieren. Wilfried F. Schoeller wiederum steuert abschließend noch ein lesenswertes Nachwort bei, diese Erzählungen allerdings sind so zeitlos, dass sie einem noch lange Zeit später im Kopf herumschwirren. Wenn du also mehr über das Leben in unserer Hauptstadt wissen möchtest, lass dir dieses Werk nicht durch die Lappen gehen.

// Zu guter Letzt außerdem noch der Hinweis auf das aktuelle Werk von Èduard Louis. Der widmet seinen neuesten literarischen Wurf dem Leben seines Vaters und rückt dabei die Frage in den Mittelpunkt, wer ihn umgebracht hat. Sein Vater war immer wütend auf die Gesellschaft gewesen. Er hat nie verstanden, warum die Schwächsten auf unserem Planeten immer wieder unter die Räder kommen. In zornigen Worten widmet sich sein Sohn hier den wichtigen Fragen des Lebens und dadurch entsteht nicht nur eine rührende Hommage an seinen Vater, sondern auch ein vielschichtiges Bild einer Person, mit der es das Leben nicht immer gut gemeint hat. Damit gelingt Louis der nächste große Wurf nach seinem gefeierten Debüt „Das Ende von Eddy“ und dem ebenfalls lesenswerten Nachfolger „Im Herzen der Gewalt“. Wenn du also auf Literatur stehst, die etwas verändern möchte, dann lass dir dieses Buch nicht entgehen. Und damit Schluss für heute. Bis zur nächsten Leserunde.