// aufgelesen vol. (2)76 – „losing earth“

mit neuen Büchern von Lisa Kränzler, Nathaniel Rich und Leïla Slimani. // Wer sich intensiver mit der Klimakatastrophe auseinander setzen möchte, die uns inzwischen ereilt, der sollte sich mal das neue Werk von Nathaniel Rich zu Gemüte führen. Darin legt er nochmal dar, wie wir Möglichkeit um Möglichkeit haben verstreichen lassen, unseren Planeten zu retten. […]

mit neuen Büchern von Lisa Kränzler, Nathaniel Rich und Leïla Slimani.

// Wer sich intensiver mit der Klimakatastrophe auseinander setzen möchte, die uns inzwischen ereilt, der sollte sich mal das neue Werk von Nathaniel Rich zu Gemüte führen. Darin legt er nochmal dar, wie wir Möglichkeit um Möglichkeit haben verstreichen lassen, unseren Planeten zu retten. Im Rahmen seiner Reportage namens „Losing Earth“ führt er uns unser aller Versagen vor Augen und es tut bisweilen wirklich weh dieses Werk zu lesen. Könnte man die Zeit noch einmal um dreißig Jahre zurückspulen, hätte alles auch anders kommen können. Dabei folgen wir seinen Aufzeichnungen, welche allesamt wissenschaftlich unterfüttert sind. Die desaströse Erderwärmung war schon vor vielen Jahrzehnten zu erkennen und dennoch hat kaum jemand etwas dagegen getan. Nun bekommen wir in den nächsten Jahren die Quittung für das, was versäumt worden ist und kaum einer schafft es mit einer solchen Unmittelbarkeit einem die Folgen dieses menschlichen Totalversagens vor Augen zu führen.

// Wer sich gerne mal an sprachgewaltige Lyrik herantraut, der ist beim neuesten Wurf von Lisa Kränzler genau an der richtigen Adresse. Die Autorin schafft es mit ihrem Roman „Coming Of Carlo“, welcher in diesen Tagen beim „Verbrecher Verlag“ erscheint, schon nach wenigen Seiten einen als Leser um den kleinen Finger zu wickeln. Im Mittelpunkt der Geschichte steht ein 17jähriger Teenager namens Karlo, der eines Tages feststellen muss, dass sein Vater gar nicht sein richtiger Vater ist. Gleichzeitig schlägt er sich mit einer langwierigen Verletzung am Fuß herum, die eigentlich schon längst überstanden sollte. Als er dann auch noch eine gewisse Gwen kennenlernt, ist er erst überaus fasziniert von ihr und irgendwann kann er seine Gefühle für sie nicht mehr länger verleugnen. Einerseits spürt er unbeschreibliches Glück, andererseits macht ihn die Geschichte mit ihr aber auch ziemlich eifersüchtig und so steigert er sich immer mehr in dieses Gefühl der Verzweiflung hinein. Als er sich dann in den Wald zurück zieht und es dort zu einem folgenreichen Aufeinandertreffen kommt, liegt plötzlich kein Stein mehr auf dem anderen und man fragt sich als Leser, wo dieses Werk über eine kaputte Welt eigentlich noch hinführen soll.

// Zu guter Letzt außerdem noch der Hinweis auf das neue Werk von Leïla Slimani.  Die französisch-marokkanische Schriftstellerin hat uns ja schon einige Bestseller beschert und für ihr Werk „Dann schlaf auch du“ den renommierten „Prix Goncourt“ erhalten. Nun liegt mit „All das zu verlieren“ ihr neues Buch via „Luchterhand“ vor und das hat es in sich. Die Protagonistin namens Adèle führt darin eigentlich ein weitestgehend perfektes Leben. Sie ist in Paris bei einer Tageszeitung angestellt und wohnt mit ihrer Familie in einem hippen Viertel der Stadt. Trotzdem ist Adéle immer wieder langweilig  und beginnt ein gefährliches Spiel mit fremden Männern. Eine Zeit lang geht das gut, doch dann droht ihr Stück für Stück die Kontrolle zu entgleiten und sie muss sich mit den Konsequenzen ihres Handelns auseinander setzen. Ob sie am Ende noch die Kurve kriegt? Lass dich ein auf dieses Werk über eine vielschichtige Persönlichkeit, das man am liebsten in einem Rutsch durchlesen möchte. Und damit Schluss für heute. Bis zur nächsten Leserunde.