// aufgelesen vol. (3)30 – „menschliche dinge“

mit neuen Büchern von Elena Ferrante, Karine Tuil und Kate Elizabeth Russel. // Und nun ist es wieder soweit. Ein neues Werk der wunderbaren Elena Ferrante steht in den Regalen und die Welt steht Kopf. „Das lügenhafte Leben der Erwachsenen“ dreht sich dabei wie es der Titel schon andeutet, um eine junge Frau, die auf […]

mit neuen Büchern von Elena Ferrante, Karine Tuil und Kate Elizabeth Russel.

// Und nun ist es wieder soweit. Ein neues Werk der wunderbaren Elena Ferrante steht in den Regalen und die Welt steht Kopf. „Das lügenhafte Leben der Erwachsenen“ dreht sich dabei wie es der Titel schon andeutet, um eine junge Frau, die auf dem Sprung ins Erwachsenenleben steht. Dabei transferiert uns die Autorin ins Neapel der Neunziger Jahre. Giovanna, gerade einmal dreizehn Jahre jung, gilt als Vorzeigekind und äußerst motivierte Schülerin. Dann aber verändert sich etwas, als sie eines Tages der Geschichte ihres Vaters auf die Spur kommt. Er stammt aus einem Teil Neapels, an dem es ziemlich vulgär zugeht, und es treten immer mehr Geheimnisse ans Licht, die sie zusehends verstören. Als dann bei einem Abendessen auch noch ein Freund der Familie die Mutter zärtlich zu streicheln beginnt, dreht sie fast durch. Wem ist hier eigentlich noch zu trauen und woran soll sie sich festhalten, wenn alles um sie herum so fragil ist. Lass dich ein auf eine spannende Odyssee voller spannender Wendungen, die einem nochmal deutlich macht, was das eigentlich ist: Erwachsenwerden.

// Wie eine Familie sich Stück für Stück zersetzt, das kann man im neuesten Werk von Karine Tuil auf erschreckende Weise miterleben. Im Mittelpunkt steht eine Familie um Jean und Claire und deren Wunderkind Alexandre. Ihnen ist der äußere Schein sehr wichtig und sie mimen seit Jahren die perfekte Familie. Hinter den Kulissen allerdings brodelt es. Alexandre hat bereits einen Selbstmordversuch hinter sich und nach einer Feier im renommierten Elysée-Palast trennen sich schließlich ihre Wege. Der Vater verführt eine Praktikantin. Die Mutter zieht es zu ihrem neuen Lebensgefährten und Alexandre landet auf einer Party, die vollkommen ausartet. Als sich am nächsten Morgen alles wieder beruhigt, steht dann auch noch die Polizei vor der Tür. Ihnen liegt eine Anzeige wegen Vergewaltigung vor und so wird noch einmal eben jener schicksalhafter Abend rückvollzogen, der zum Einsturz des Kartenhäuschens führte. Die Autorin schafft es dabei in „Menschliche Dinge“ auf erschreckende Weise noch einmal vor Augen zu führen, wie brüchig unser Leben doch ist und hat damit völlig zu Recht den „Prix Goncourt des Lycéens“ und den Kritikerpreis „Prix Interallié“ abgestaubt.

// Ein Update zu Nabokovs „Lolita“ stellt derweil der neue Roman von Kate Elizabeth Russel dar. Die Autorin zeichnet darin die wirklich erschreckende Liebesgeschichte einer 15jährigen mit ihrem Lehrer nach. Einige Jahre später schließlich wird eben jener Englisch-Lehrer wegen sexuellen Missbrauchs angezeigt und dabei war sich die Protagonistin doch sicher, dass es wahre Liebe gewesen sein muss. Nach und nach dröselt sie die Vergangenheit in diesem Zusammenhang noch einmal auf und das Werk entwickelt sich zu einem spannenden Thriller, der einen bis zum Ende in Atem hält. Was ist wenn das zwischen den beiden vielleicht doch nicht die große Liebe war, für die sie es gehalten hat? Was wenn sie nur eines von vielen weiteren Opfern des Lehrers ist? Diese Fragen werden hier allesamt durchdekliniert und wir können euch nur empfehlen, diesem Thriller namens „Meine dunkle Vanessa“mal eine Chance zu geben. Es lohnt sich. Und damit Schluss für heute. Bis zur nächsten Leserunde.