// strichcode vol. (3)80 – „der schrei“

mit dem Werk „Der Schrei“ von Nicolas Beuglet. // Von der ersten Seite an zog mich „Der Schrei“ von Nicolas Beuglet in eine düstere und fesselnde Welt hinein. Was hier passiert, ist mehr als nur eine klassische Kriminalgeschichte – es ist eine Tour de Force durch die Abgründe des menschlichen Geistes und ein unheimliches Erlebnis, […]

mit dem Werk „Der Schrei“ von Nicolas Beuglet.

// Von der ersten Seite an zog mich „Der Schrei“ von Nicolas Beuglet in eine düstere und fesselnde Welt hinein. Was hier passiert, ist mehr als nur eine klassische Kriminalgeschichte – es ist eine Tour de Force durch die Abgründe des menschlichen Geistes und ein unheimliches Erlebnis, das man so schnell nicht vergisst. Stellt euch vor: Ein toter Patient in der Psychiatrie von Gaustad, Norwegen. Sein Mund ist weit geöffnet, als ob er im Moment seines Todes einen lautlosen Schrei ausgestoßen hätte. Selbstmord, behauptet das Klinikpersonal – aber Kriminalinspektorin Sarah Geringen, eine Frau, die ganz offensichtlich mit eigenen Dämonen kämpft, erkennt sofort, dass hier etwas nicht stimmt.

Man kann ihre Unruhe fast spüren, während sie sich in den Fall stürzt, ihre unerschrockene Energie praktisch aus den Seiten der Graphic Novel herauskriecht. Und dann kommt Christopher Clarence ins Spiel, ein Investigativ-Journalist, der nach der Wahrheit genauso hungrig ist wie Sarah. Die beiden bilden ein ungleiches Team, aber das Zusammenspiel von professioneller Ermittlungsarbeit und journalistischer Intuition macht die Geschichte nur noch intensiver. Die Graphic Novel entwickelt sich schnell zu einem düsteren Thriller, bei dem die Spannung unaufhaltsam steigt. Laval Ng’s Zeichnungen tragen einen großen Teil dazu bei. Seine Linien sind scharf und präzise, fast so, als ob sie in die Seite selbst eingeschnitten wären, und die Farbpalette – düstere Blautöne, blutrote Akzente, kaltes Grau – unterstreicht die bedrohliche Atmosphäre perfekt. Es ist, als ob jede Seite das Echo eines stummen Schreis in sich trägt. Laval Ng versteht es meisterhaft, die psychologische Tiefe und die emotionale Intensität der Geschichte zu visualisieren. Die Gesichter der Charaktere sind wie offene Bücher – jedes Zucken, jedes Zögern, jeder Hauch von Angst ist klar zu erkennen. Die Geschichte selbst, geschrieben von Pierre Makyo, hält die Leser in Atem Atem. Sie entwickelt sich wie ein dunkles Labyrinth, bei dem jede neue Entdeckung zu mehr Fragen als Antworten führt. Es ist fast, als ob Makyo ein Spiel mit uns spielt – er gibt uns gerade genug Hinweise, um uns weiterzuziehen, aber nie genug, um die ganze Wahrheit zu erfassen. Und genau das macht „Der Schrei“ so besonders: Diese Graphic Novel ist nicht nur eine Ermittlung in einem seltsamen Todesfall, sondern auch eine tiefgehende Untersuchung dessen, was es bedeutet, menschlich zu sein, verletzlich und verloren in einer Welt, die oft keinen Sinn ergibt. „Der Schrei“ zwingt uns, genauer hinzuschauen – auf die Figuren, auf die Zeichnungen, auf uns selbst. Und das ist es, was mich am meisten beeindruckt hat: Die Geschichte bleibt nicht auf dem Papier. Sie hallt nach, lange nachdem man das Buch zugeklappt hat. Dieser stumme Schrei des toten Patienten – ist es nicht auch ein Schrei, den wir alle irgendwann in uns tragen? Ein Schrei nach Wahrheit, nach Gerechtigkeit, nach einer Welt, die nicht immer so finster ist wie die in „Der Schrei“? Für mich ist „Der Schrei“ mehr als nur eine Graphic Novel – es ist eine Erfahrung, die einem das Blut in den Adern gefrieren lässt und einen trotzdem nicht loslässt. Perfekt für alle, die sich trauen, tief in die Dunkelheit zu blicken und das Unheimliche zu entdecken, das dort lauert. Ein absolutes Muss für Fans von düsteren Thrillern und psychologischen Dramen – und für jeden, der die Kraft der Graphic Novel als Medium zu schätzen weiß.