mit dem Werk „Die Intuitionistin“ von Colson Whitehead.
// Colson Whitehead ist bekannt für seine kraftvollen Romane, die Gesellschaftskritik und geniale Fiktion miteinander verweben. Mit Die Intuitionistin, seinem Debüt, legt er den Grundstein für diese unverwechselbare Mischung. Was auf den ersten Blick wie ein Buch über Fahrstuhlinspekteure klingt – ja, wirklich – entpuppt sich als spannender, tiefgründiger Roman, der weit mehr ist als das. Wir befinden uns in einer alternativen Version von New York, in der Aufzüge das Herz der Stadt sind. Kein Witz: Der soziale Aufstieg ist hier wörtlich zu nehmen. Und mittendrin steht Lila Mae Watson, die erste Schwarze Fahrstuhlinspekteurin der Stadt. Schon allein das Setting ist absolut genial. Whitehead lässt die Stadt pulsieren, die Aufzüge fahren rauf und runter – genau wie das Schicksal der Protagonisten. Die zentrale Spannung des Buches liegt in einem bizarren, aber faszinierenden Konflikt zwischen zwei Lagern von Inspekteuren: die Empiristen und die Intuitionisten.
Die einen schwören auf knallharte Fakten und handfeste Prüfmethoden, die anderen auf ihr Bauchgefühl. Lila Mae gehört zur letzteren Gruppe. Sie betritt einen Fahrstuhl, spürt in sich hinein und weiß, ob er funktioniert oder nicht – und das mit unfassbarer Präzision. Bis zu dem Tag, an dem einer ihrer abgenommenen Fahrstühle abstürzt. Klar, das Chaos bricht aus. War es Sabotage? Ein Unfall? Oder steckt mehr dahinter? Die Art und Weise, wie Whitehead mit diesem merkwürdigen Thema umgeht, ist einfach großartig. Er kombiniert Noir-Atmosphäre mit einem Hauch Science-Fiction und durchzieht das Ganze mit satirischen Untertönen. Das Buch bewegt sich zwischen Krimi und philosophischer Betrachtung darüber, wie wir die Welt wahrnehmen und welche Mechanismen hinter dem Aufstieg und Fall – in jeder Hinsicht – stecken. Doch Die Intuitionistin wäre kein Whitehead-Roman, wenn es nicht auch eine soziale Ebene gäbe. Lila Mae kämpft nicht nur gegen die äußeren Mächte, sondern auch gegen den allgegenwärtigen Rassismus und Sexismus. Sie ist klug, unerschrocken und dennoch gefangen in einer Gesellschaft, die sie ständig in Frage stellt. Der Fahrstuhl wird zur Metapher für den sozialen Aufstieg, und die Frage, wer es nach oben schafft und wer abstürzt, wird mit bitterem Zynismus verhandelt. Die Sprache ist messerscharf, die Dialoge sitzen und die Handlung treibt dich durch die Seiten wie ein unaufhaltsamer Aufzug. Whitehead beweist schon in diesem Debüt, warum er später zwei Pulitzer-Preise gewinnen würde. Die Intuitionistin ist nicht nur spannend, sondern auch intelligent, gesellschaftskritisch und stilistisch brillant. Wer auf eine Geschichte steht, die mehr bietet als nur Oberfläche, die tief in die Mechanik von Macht, Aufstieg und Fall eintaucht, sollte sich diesen Roman nicht entgehen lassen. Ein Muss für alle Fans von kluger, innovativer Literatur!
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