mit dem Roman „Das Kalendermädchen“ von Sebastian Fitzek.

// Sebastian Fitzek beweist mit Das Kalendermädchen einmal mehr, warum er als Meister des deutschen Psychothrillers gilt. Dieser düstere und fesselnde Roman vereint die beklemmende Atmosphäre der Adventszeit mit einem psychologischen Abgrund, der seinesgleichen sucht. Von der ersten Seite an zieht Fitzek seine Leser in ein komplexes Netz aus Geheimnissen, Gefahr und verzweifeltem Überlebenswillen. Die Handlung dreht sich um Alma, ein elfjähriges Mädchen, dessen Leben an einem seidenen Faden hängt. Ihre lebensbedrohliche Erkrankung zwingt ihre Adoptivmutter Olivia Rauch dazu, eine nahezu unmögliche Suche zu starten: die nach Almas biologischen Eltern, deren Identität aus gutem Grund geheim gehalten wurde. Was zunächst wie eine klassische Spurensuche klingt, entwickelt sich rasch zu einem albtraumhaften Thriller, der in die tiefsten Abgründe der menschlichen Psyche führt. Fitzek nutzt in Das Kalendermädchen geschickt drei Zeitebenen, um Spannung und Tiefe zu erzeugen.
Die Gegenwart, in der Olivia verzweifelt um das Leben ihrer Tochter kämpft, wird durch eine unheimliche Legende ergänzt, die im Mittelpunkt der Vergangenheit steht: die Geschichte des „Kalendermädchens“, einer jungen Frau, die in einem abgelegenen Häuschen im Frankenwald von einem Psychopathen gefangen gehalten wurde. Der Täter zwang sie, einen Adventskalender des Grauens zu öffnen – mit tödlichen Überraschungen hinter jedem Türchen. Doch wie hängen diese Geschichten zusammen? Die Verbindung wird erst im Verlauf des Buches klar und entfaltet eine nervenaufreibende Dynamik. Olivia Rauch, eine Psychologin, die auf Gewaltverbrechen spezialisiert ist, erweist sich als vielschichtige Protagonistin. Ihre professionelle Erfahrung steht in scharfem Kontrast zu ihrer persönlichen Verzweiflung, was sie zu einer glaubwürdigen und berührenden Figur macht. Fitzek zeichnet sie mit einer Feinheit, die Leser dazu bringt, ihre Angst und Hoffnung mit jedem Kapitel mitzuerleben. Besonders beeindruckend ist, wie Fitzek die Weihnachtszeit, eigentlich ein Symbol für Geborgenheit und Freude, in einen düsteren Kontrapunkt verwandelt. Der Adventskalender, der sonst Vorfreude weckt, wird zum perfiden Werkzeug des Terrors. Die winterliche Kulisse des Frankenwaldes verstärkt die bedrückende Atmosphäre und macht den Roman zu einer ebenso schaurigen wie packenden Lektüre. Stilistisch zeigt sich Fitzek in Höchstform. Mit kurzen Kapiteln und unerwarteten Wendungen hält er die Spannung bis zur letzten Seite aufrecht. Gleichzeitig wagt er sich an tiefgehende Fragen: Wie weit darf man gehen, um ein Leben zu retten? Und was passiert, wenn Geheimnisse ans Licht kommen, die besser verborgen geblieben wären? Das Kalendermädchen ist nicht nur ein Thriller, sondern ein psychologisches Meisterwerk, das die Leser dazu zwingt, sich mit der dunklen Seite von Menschlichkeit auseinanderzusetzen. Fitzek-Fans werden begeistert sein, während Neulinge in der Welt des Autors spätestens mit diesem Buch zu glühenden Anhängern werden dürften. Ein unverzichtbarer Thriller für die dunkle Jahreszeit – und nichts für schwache Nerven!
UND WAS NUN?