// strichcode vol. (4)07 – „halloween blues“

mit den Comics „Parker Girls“ und „Halloween Blues“. // Terry Moores Parker Girls und Halloween Blues von Kas & Mythic sind zwei Comics, die auf ganz unterschiedliche Weise fesseln, aber eines gemeinsam haben: Sie erzählen packende Geschichten von starken Figuren, düsteren Geheimnissen und der Suche nach Gerechtigkeit. Mit Parker Girls beweist Terry Moore erneut, warum […]

mit den Comics „Parker Girls“ und „Halloween Blues“.

// Terry Moores Parker Girls und Halloween Blues von Kas & Mythic sind zwei Comics, die auf ganz unterschiedliche Weise fesseln, aber eines gemeinsam haben: Sie erzählen packende Geschichten von starken Figuren, düsteren Geheimnissen und der Suche nach Gerechtigkeit. Mit Parker Girls beweist Terry Moore erneut, warum er als einer der großen Meister des Independent-Comics gilt. Diese Gesamtausgabe, die in deutscher und englischer Fassung vorliegt, verbindet die unnachgiebige Härte eines Thrillers mit der komplexen Figurenzeichnung, die schon in Moores Meisterwerk Strangers in Paradise begeistert hat. Die Parker Girls sind keine gewöhnlichen Detektivinnen – sie sind eine elitäre, schlagkräftige Gruppe, die in moralischen Grauzonen operiert und nicht davor zurückschreckt, unorthodoxe Mittel einzusetzen. Im Mittelpunkt steht ein Auftrag, der schnell außer Kontrolle gerät: Tech-Milliardär Zackary May sucht Hilfe, als einer seiner Angestellten Millionen aus seinem Konto verschwinden lässt.

Doch bald zeigt sich, dass May selbst in ein Netz aus internationalen Machenschaften verwickelt ist, das weit gefährlicher ist, als zunächst angenommen. Besonders brisant wird es, als seine Frau Piper – eine ehemalige Parker Girl – tot aufgefunden wird. Persönliche Rache mischt sich mit beruflicher Verantwortung, und die Parker Girls, angeführt von der furchteinflößenden Tambi Baker und der legendären Katchoo, stehen einem Gegner gegenüber, der bereit ist, jedes Mittel einzusetzen. Die Handlung ist ein intensives Katz-und-Maus-Spiel, das durch Moores markante Zeichnungen noch verstärkt wird. Seine Fähigkeit, mit wenigen Strichen Emotionen und Spannung einzufangen, ist schlicht beeindruckend. Fans von Strangers in Paradise werden begeistert sein, bekannte Figuren in einem neuen Licht zu sehen, während Neueinsteiger von der Vielschichtigkeit der Charaktere und der klugen Handlung in den Bann gezogen werden. Parker Girls ist mehr als ein Comic – es ist ein düsterer, mitreißender Thriller, der einen noch lange nach der letzten Seite beschäftigt.

Auf der anderen Seite der Comic-Welt entführt Halloween Blues die Leser in eine ganz andere, aber nicht weniger faszinierende Geschichte. Die zentrale Frage ist ebenso verstörend wie faszinierend: Wer hat Dana Anderson getötet? Dana ist tot, doch das hindert sie nicht daran, als Geist im Haus ihres Witwers Forester Hill, eines Kriminalinspektors, weiterzuspuken. Hill selbst hat keine Erinnerung an die schicksalhafte Nacht, in der Dana ums Leben kam, und ist dadurch sowohl Verdächtiger als auch Ermittler in einem Mordfall, der von übernatürlichen Elementen durchzogen ist. Der Clou des Comics liegt in seiner Prämisse: An Halloween dürfen Geister von Mordopfern für einen Tag in die Welt der Lebenden zurückkehren, um nach der Wahrheit zu suchen. Dana nutzt diese Chance, um ihrem Mörder näher zu kommen – eine Spurensuche, die nicht nur Geheimnisse enthüllt, sondern auch die komplizierte Beziehung zwischen Dana und Forester beleuchtet. Mit nur 48 Seiten schafft es Halloween Blues, eine unglaublich dichte Atmosphäre aufzubauen. Die Zeichnungen sind detailreich und tragen maßgeblich zur düsteren Stimmung bei. Das Zusammenspiel von Noir-Elementen, übernatürlichem Horror und emotionaler Tiefe macht diesen Comic zu einem echten Juwel. Die Geschichte balanciert geschickt zwischen Tragik und Spannung, sodass man gar nicht anders kann, als mit Dana und Forester mitzufiebern. Was Parker Girls und Halloween Blues trotz ihrer Unterschiedlichkeit verbindet, ist die Auseinandersetzung mit Fragen nach Wahrheit, Gerechtigkeit und den Abgründen der menschlichen Seele. Beide Comics setzen auf starke Figuren, die in moralisch ambivalente Situationen geraten, und spielen meisterhaft mit Genre-Erwartungen. Während Parker Girls mit Action und Thriller-Elementen punktet, überzeugt Halloween Blues durch seine melancholische, fast poetische Herangehensweise an eine Geistergeschichte. Für Fans anspruchsvoller Comics, die mehr als bloße Unterhaltung suchen, sind beide Werke absolute Empfehlungen. Sie zeigen, wie vielfältig das Medium Comic sein kann – von harten Thrillern bis zu emotional aufgeladenen Mystery-Geschichten.