mit der neuen Vinyl-EP von Aerosmith & Yungblud.

// One More Time verbindet zwei Generationen von Rockstars auf eine Weise, die man so nicht kommen sah und die doch vollkommen logisch wirkt: die unverwüstliche Wucht von Aerosmith trifft auf die nervöse, impulsive, unberechenbare Dringlichkeit von Yungblud. In der Vinyl-Ausgabe liegt diese Kollaboration in einem schlichten Schuber vor, bewusst reduziert, beinahe roh – ganz im Geist einer EP, die den Geist des Rock nicht poliert, sondern freilegt. Aerosmith, seit den frühen 1970ern eine der prägendsten Hardrock-Bands der USA, bringen hier noch einmal ihre unverwechselbare Handschrift ein: Steven Tylers heisere, überlebensgroße Vocals und Joe Perrys Gitarrenlinien, die zwischen Blues, Glam und purer Bühnenwut vibrieren. Die Band hat in fünf Jahrzehnten sowohl Radioklassiker wie »Dream On« oder »Walk This Way« geschaffen als auch eine Ära geprägt, in der Rockmusik eine ganze Popkultur zusammenhielt. Jetzt, im Spätwerk, klingen sie nicht nostalgisch, sondern erstaunlich agil – als hätten sie spontan wieder Lust bekommen, das Studio zu zerstören und es anschließend gleich wieder neu aufzubauen.
Yungblud dagegen kam aus einer ganz anderen Richtung: jung, wütend, mit einer Energie, die Punk, Pop und britischen Alternative-Sound verschmilzt und in wenigen Jahren eine riesige Community an Fans und Außenseitern um sich versammelt hat. Sein Instinkt, Grenzen aufzulösen und in jedem Song eine Art emotionalen Kurzschluss zu erzeugen, passt überraschend gut zur Theatralik von Aerosmith. Und vielleicht erklärt genau das die Wucht dieser ungewöhnlichen Zusammenarbeit. Die EP wirkt wie ein funkelnder Kollisionmoment zweier musikalischer Temperamente. Songs wie »My Only Angel«, »Wild Woman« oder »A Thousand Days« tragen die Handschrift aller Beteiligten: impulsiv, melodisch, etwas schmutzig und doch hochmelodramatisch. Besonders spannend ist der neu eingespielte 2025-Mix von »Back in the Saddle«, der einerseits tief im Aerosmith-Modus um die Ecke Biegt, andererseits durch Yungbluds Präsenz wie elektrisiert neuinterpretiert wird. Auf Vinyl entfaltet sich diese Energie noch direkter. Die leichte Körnung des Sounds, die Wärme der Pressung, der Moment, in dem die Nadel sinkt und man die erste Spur von Unruhe in den tiefen Frequenzen spürt – all das macht diese Edition zu einer überraschend intimen Begegnung, die eigentlich von großer Bühne, grellem Licht und einem Schuss Größenwahn erzählt. Die geätzte Seite B verstärkt diesen Eindruck noch: ein visuelles Echo der Musik, das die Scheibe veredelt. One More Time ist nicht nur ein Cross-Generation-Treffen. Es ist ein Gefühl: zwei Künstlergenerationen, die sich für einen Moment auf dem gleichen Feld treffen – laut, ungebremst und überraschend harmonisch.
UND WAS NUN?