// zuckerbeat vol. (6)61 – „das letzte lied der welt“

mit der finalen Doppel-Live-CD von Fettes Brot. // Brotstock fühlt sich an wie eine verspätete, aber umso herzlicher gemeinte Umarmung einer Band, die für viele mehr war als nur ein musikalisches Kapitel. Fettes Brot, seit den frühen 90ern verlässliche Lieferanten für Humor, Haltung und hymnentaugliche Hooks, verabschiedeten sich 2023 von der Bühne – und für […]

mit der finalen Doppel-Live-CD von Fettes Brot.

// Brotstock fühlt sich an wie eine verspätete, aber umso herzlicher gemeinte Umarmung einer Band, die für viele mehr war als nur ein musikalisches Kapitel. Fettes Brot, seit den frühen 90ern verlässliche Lieferanten für Humor, Haltung und hymnentaugliche Hooks, verabschiedeten sich 2023 von der Bühne – und für viele Fans war das ein Moment, der sich fast so final anfühlte wie das Ende einer Ära. Dieses 2CD-Set bringt nun ein Stück dieses Moments zurück, nicht als nostalgische Rekonstruktion, sondern als lebendige, pulsierende Erinnerung an ein letztes gemeinsames Durchdrehen. Die Aufnahmen stammen vom legendären Abschieds-Weekender, jener Mischung aus Wehmut und Euphorie, bei der längst klar war: Das ist nicht irgendein Konzert, das ist ein kollektiver Trauer- und Triumphmoment. Die Band hat die Mitschnitte gesichtet, geordnet, frisch gemischt – und man hört das. Die Songs wirken nicht wie Archivmaterial, sondern wie ein letzter, lauter Atemzug voller Energie, Witz und dieser bandeigenen Leichtigkeit, die immer auch Melancholie im Gepäck hatte. Dass die Ausgabe als Gatefold mit bedruckten Innenhüllen und 12-seitigem Booklet kommt, passt perfekt: Man merkt, dass es nicht einfach ein Produkt ist, sondern ein sorgfältig gebautes Erinnerungsstück.

Was Brotstock so besonders macht, ist die Art, wie die Band hier ihre ganze Laufbahn einmal durchlaufen lässt. Die Tracklist ist im Grunde eine Reise: von den ikonischen Anfängen mit Nordisch by Nature und Jein über die selbstironischen Hymnen wie Ich liebe mich bis zu den späteren, reiferen, oft politischeren Tönen. Dazwischen tauchen Gäste auf, die die Welt der Brote seit jeher mitgeprägt haben – ein kleines, liebevolles Universum aus Freundschaften, Kollaborationen und diesem unkopierbaren norddeutschen Humor. Beim Hören entsteht fast automatisch eine Art Bestandsaufnahme der eigenen Biografie: Wo war man, als diese Songs liefen? Welche Momente, welche Nächte, welche Menschen hängen daran? Genau darin liegt die eigentliche Kraft dieses Albums. Es bietet nicht einfach eine Hit-Sammlung, sondern ein Gefühl von Gemeinschaft – jenes Gefühl, das die Band über drei Jahrzehnte hinweg geschaffen hat, oft beiläufig, aber immer ehrlich. Brotstock ist kein Abschied mehr. Es ist ein Wiedersehen. Ein letztes gemeinsames Grinsen, ein Schulterklopfen, ein „Weißt du noch?”. Und es zeigt auf schönste Weise, dass Fettes Brot zwar als Band Geschichte ist, ihre Musik aber weiterhin ein Ort bleibt, zu dem man zurückkehren kann – laut, warm und unverwechselbar.