// zuckerbeat vol. (2)10 – tanz den regenbogen

The Tellers wurden hierzulande viel zu lange totgeschwiegen. Jetzt wird es Zeit für die Band auch in Deutschland ein bisschen für Aufregung zu sorgen. Diese lebensfrohe Indie-Truppe hat nämlich alles, was der geneigte Spoon- und Phoenix-Fan braucht, um sich ins Hinterzimmer zu verziehen und stundenlang eine Kissenschlacht mit der Herzallerliebsten zu veranstalten. „Close The Evil […]

tellersThe Tellers wurden hierzulande viel zu lange totgeschwiegen. Jetzt wird es Zeit für die Band auch in Deutschland ein bisschen für Aufregung zu sorgen. Diese lebensfrohe Indie-Truppe hat nämlich alles, was der geneigte Spoon- und Phoenix-Fan braucht, um sich ins Hinterzimmer zu verziehen und stundenlang eine Kissenschlacht mit der Herzallerliebsten zu veranstalten. „Close The Evil Eye“ klingt nur auf den ersten Durchlauf ein bisschen hippelig. Spätestens beim zweiten Durchgang horchen dann alle Babyshambles-Fans auf, wenn The Tellers in „Evil Eye“ dem Schrammel-Pop von Pete Doherty die letzte Ehre erweisen. Im Grunde genommen möchte man sich zum Sound der Tellers zehn Jahre in der Zeit zurückspulen, dann würde dieses Album wahrscheinlich ähnlich hohe Wellen schlagen, wie der Erstling der Strokes. So reicht es immer noch zum schönsten Indie-Pop-Album des Frühlings. Solltet ihr euch auf jeden Fall mal reinziehen, dieses Werk.

kommandoKommando Elefant aus Wien klimpern derweil nicht nur fröhlich auf dem Klavier herum, ihre neue Platte „Kommt wir hauen Granaten rein. Das kleine bisschen Leben“ klingt ein wenig wie eine österreichische Variante der letzten Virginia Jetzt!-Platte. Schon allein der Opener „Favoriten“ sorgt mit seinem hymnischen Refrain für ein Meer aus Handydisplays im Indie-Club. Überhaupt ist es bemerkenswert wie Kommando Elefant ihre Hörer bei aller Eingängigkeit bei der Stange halten. Deshalb „Party Party Party bis niemand mehr kann“ und einfach mal durchdrehen. Ein echter Geheimtipp, diese Band, vorausgesetzt natürlich man ist kein FM4-Hörer, da laufen ihre Songs nämlich schon seit geraumer Zeit rauf und runter. Verdientermaßen, wohlgemerkt.

illute_-_immer_kommt_anders_als_du_denkstIllute haben mit ihrem Song „Viva La Ignorancia“ die wohl flippigste Pop-Perle im Gepäck seit Mia. irgendwann mal doof geworden sind. Mit ihrem mehrsprachigen Werk sorgen sie für Wohlfühlstimmung bei der Indie-Pop-Fraktion. Auf ihrem Werk stimmt alles. 15 Songs, die allesamt klingen, als hätte die Band eine Gänseblümchenwiese mit Instrumenten bestückt, welche hinterher von herumschwirrenden Schmetterlingsschwärmen bedient wurden. Da dürfte selbst die werte Dota insgeheim neidisch werden, wenn sie zum ersten Mal diverse Songs von „immer kommt anders als du denkst“ vorgesäuselt bekommt. So schmeckt der Sommer und diesmal wirklich.

pollyesterDas Überflieger-Artwork des Frühlings bekommen wir in der Zwischenzeit von der Band Pollyester präsentiert. Deren Debütalbum „Earthly Powers“ klingt so ambitioniert, als wollte das Duo dem Krautrock-Genre eine Frischzellenkur verabreichen. Von der ersten Minute an wird man als Hörer von den verstrahlten Sounds der Marke Can, Nico und Stereolab in einen Sog der Emotionen geschubst, so dass man schon nach kurzer Zeit hemmungslos die Arme in Luft schmeißt, nur um dann im Propeller-Style in Richtung Milchstraße abzuheben. Ihr seht schon, es geht ziemlich rund bei Pollyester, das dürfte aber nicht nur der Krautrockfraktion, sondern auch alle Fans von Kraftwerk und Mit. freuen. Einfach mal reinhören und überraschen lassen. Es lohnt sich. Wie auch das schicke Video zum Song: „German Love Letter“, das ihr euch hier reinziehen könnt: klick

the-goldberg-sisters-explicitThe Goldberg Sisters machen sich derweil daran, dich mit ihren zärtlich gehauchten Melodien einzulullen. Fans der „Murder Ballads“ aus dem Hause Nick Cave oder dem pianolastigem Output von PJ Harvey werden vor Glück die Vorhänge zuziehen, um es sich mal wieder so richtig schön gemütlich zu machen. Dieses selbstbetitelte Werk strotzt nur so vor vernebelten, musikalischen Feldversuchen, aus denen sich langsam aber sich zärtliche Harmonien schlängeln. Wenn dann auch noch Steven Drozad von den Flaming Lips für ein kleines Gastspiel vorbeischaut, gibt es endgültig kein Halten mehr. Dieses Album ist ein gefundenes Fresse für all jene, die auf atmopshärisch-dichte Pop-(Wunder)Werke stehen. The Goldberg Sisters gelingt ein eindrucksvolles musikalisches Gebilde. Da dürft ihr euch gerne mal selbst einen Eindruck davon verschaffen.

frescoFresco wiederum versuchen sich auf ihrem aktuellen Album daran, den guten alten Kollegen „Indie-Rock“ in zeitgemäßer Optik neu aufleben zu lassen. „Es geht sich immer irgendwie aus“ macht schon vom Titel her deutlich, dass es sich hier mit eine Band aus Österreich handelt. Darüber hinaus klingt ihr aktuelles Album, als hätten sich Bernd Begemann und Ja, Panik zu den Jungs von Franz Ferdinand auf die Bühne geschlichen. Wer also mal wieder Bock auf hymnisch-tanzbare Pop-Songs im alternativen Outfit hat, sollte unbedingt mal reinhören.

helmutDie Stadt Salzburg ist derweil nicht gerade bekannt dafür, reihenweise Indie-Elektronika-Acts aus dem Ärmel zu schütteln. The Helmut Bergers sorgen mit ihrem gleichnamigen Tüftel-Pop-Album aber trotzdem für eine „Sweet Sensation“. Man merkt den 11 Songs an, das da viel Zeit rein investiert wurde. Die strotzen nämlich nur so vor Details, weshalb man sich das Album auch sehr gerne über Kopfhörer zu Gemüte führen sollte. Ansonsten ist die Scheibe ein gefundenes Fressen für all jene, die sich schon immer mal gefragt haben, wie Kula Shaker wohl in einem Blitzlichtgewitter-Remix klingen würden.

raphael_gualazzi-reality_and_fantasyWer auf locker flockige Klavierklänge der Marke Gonzales steht, sollte sich mal das aktuelle Album von Raphael Gualazzi zu Gemüte führen. „Reality And Fantasy“ ist ein Fest für die Ohren. Die eingestreuten Jazz-Anleihen machen die Chansons des jungen Italieners zu einem echten Erlebnis. Schon nach wenigen Minuten hängt der Himmel voller Geigen, die Wolken säuseln „bye bye“ und die Sonne zeigt sich von ihrer schönsten Seite. Das hier ist Gänseblümchen-Pop für Fortgeschrittene. Und wenn dann auch noch die werte Rox auf der Bildfläche erscheint, ist man endgültig gefangen in diesem Dickicht aus Harmonien. Womit wir dann auch schon wieder am Ende wären für heute. Lasst es euch gut gehen. Bis zum nächsten Zuckerbeat.