// zuckerbeat vol. (2)55 – leaves that are green

mit neuer Musik von Aphroe, The Jezabels, The Mars Volta, Timid Tiger, Pete Philly, dem Sopundtrack „The Hunger Games“, der Compilation „Future Sounds Of Jazz” und Lisa Hannigan. // Nachdem MoTrip mit „Embryo“ bereits einen beeindruckenden Erstling aus dem Ärmel geschüttelt hat, welcher deutschen HipHop endlich mal wieder die eigenen Möglichkeiten aufgezeigt hat, macht sich […]

mit neuer Musik von Aphroe, The Jezabels, The Mars Volta, Timid Tiger, Pete Philly, dem Sopundtrack „The Hunger Games“, der Compilation „Future Sounds Of Jazz” und Lisa Hannigan.

aphroe90// Nachdem MoTrip mit „Embryo“ bereits einen beeindruckenden Erstling aus dem Ärmel geschüttelt hat, welcher deutschen HipHop endlich mal wieder die eigenen Möglichkeiten aufgezeigt hat, macht sich der Rapper Aphroe daran, eine neue Rap-Generation von sich zu überzeugen. Er schreitet allerdings nicht etwa nach vorn, sondern wendet sich zurück. Der Musiker verabschiedet sich in Richtung 90er Jahre, wo zahlreiche HipHop-Klassiker entstanden sind und frönt dem zurückgelehnten Sound von Musikern wie Gang Starr und Eric B & Rakim. Sein Album „90“ kommt ohne stampfende Beats aus, stattdessen wird der Zeitgeist der 90er in die Gegenwart transferiert und von Aphroes gelungenen Raps unterfüttert. Der Musiker, der früher bei der „Ruhrpott AG“ aktiv gewesen ist, versammelt in diesem Zusammenhang langjährige Weggefährten wie Mirko Machine und DJ Stylewarz um sich, denen es gelingt, einen durch und durch zeitlosen Sound zu kreieren. Dass nochmal ein solches Album erscheinen würde, damit hätte wohl niemand gerechnet. Dass es dennoch passiert ist, macht die Scheibe nur umso bemerkenswerter. Wer sich vor Jahren vom deutschen Rap verabschiedet hat, wird durch „90“ wieder dazu angeregt, erneut auf den Zug aufzuspringen.

jezabels// The Jezabels werden gerade als heißester Anwärter auf den Indie-Rock-Thron gehandelt. Die Band aus Sydney deckt in diesem Zusammenhang ein irrsinniges Spektrum an Sounds ab und könnte glatt als Grenzgänger zwischen The Jesus & Mary Chain und U2 durchgehen. „Prisoner“ ist ein Album, das aufs Stadion schielt, aber seine Unterground-Wurzeln nicht verleugnet. Am Ehesten ist die Platte noch mit der letzten Scheibe von den Mystery Jets vergleichbar, die diesen Spagat ebenfalls recht bezaubernd gemeistert haben. Die Jezabels haben sich mit diesem Werk entgültig freigeschwommen von jeglichen Erwartungen. Ihre Musik lässt einen dementsprechend auf einer Welle des Wohlgefallens surfen. Man sollte „Prisoner“ auf einer wirklich guten Soundanlage hören. Erst dann entfaltet sich jedes Detail dieser betörenden Scheibe. Dann gilt es nur noch die Augen zu schließen und zu genießen.

mars-volta// The Mars Volta standen Zeit ihres Lebens immer im Schatten der Über-Band At The Drive-In, die nun auch noch wiederbelebt wurde. Die Jungs haben sich dennoch entschlossen, ein neues Album aus dem Ärmel zu schütteln, das abermals nur so strotzt vor kreativen Einfällen. Liefen viele Tracks auf den vergangenen Werken noch ins Leere, gelingt es der Band diesmal ihr musikalisches Vermögen in fast geregelte Bahnen zu lenken, wie zum Beispiel das bewegende „Empty Vessels Make The Loudest Sound“ unetr Beweis stellt. Überhaupt ist es bemerkenswert, wie es der Band plötzlich gelingt, ihre Songs auf den Punkt zu bringen. Es ist fast so, als hätten sie die Hörer jahrelang nur auf dieses Werk vorbereitet. Auf „Noctourniquet“ dürften sich in diesem Zusammenhang sogar Fans von Queen und Radiohead einigen können. Diese Musik überfällt einen nicht mehr, sie berührt einen. Und scheint in diesem Zusammenhang auch ein Vorbote auf die Versöhnung mit der eigenen Vergangenheit zu sein. Wer seit Jahren kein Mars Volta Album mehr urchhören mochte, weil ihm die Band zu weit „out of space“ gewesen ist, sollte es jetzt noch mal drauf ankommen lassen. Es lohnt sich.

timid-tiger// Wenn ein neues Album von Timid Tiger in den Startlöchern steht, darf man sich auf klassischen Indie-Pop mit hohem Sympathie-Faktor freuen. Das Albumcover von „The Streets Are Black“ gibt in diesem Zusammenhang bereits dir Richtung vor. Und so düsen wir über die Palmenpromenade und lassen uns vom sonnigen Gemüt dieses Albums Richtung Sonne geleiten. „Hangin´ In The Sun“ zaubert uns ein Grinsen ins Gesicht und „The New Catastrophe“ lädt zum Mitschunkeln ein. Die zahlreichen, instrumentellen Passagen und HipHop-Anleihen machen darüber hinaus deutlich, dass die Band sich mit diesem Album endgültig von Image des braven Indie-Acts befreien möchte. So richtig gelingt ihnen das zwar nicht, weil die Melodien noch immer das Herz jedes Phoenix-Fans durchfluten. Da hilft am Ende nur Seele baumeln lassen. Und zu Sounds wie diesen dürfte das auch überhaupt kein Problem sein.

petephilly// Der Rap-Künstler Pete Philly hat in den vergangenen Jahren immer wieder jegliche Szene-Grenzen überschritten und wird auch auf seinem aktuellen Longplayer „One“ nicht müde damit fortzufahren. Die Scheibe bewegt sich im Grenzgebiet von Rock, Jazz, Rap und Grunge. Dem Musiker gelingt es aus den unterschiedlichsten Sounds eine eigenwillige Melange zu kreieren, die einzigartig ist. Am Naheliegendsten wäre vielleicht noch ein Vergleich mit den Roots, wobei Phillys Sound wesentlich experimentierfreudiger ist. Wer auf die verquere Attitüde von Outkast steht, aber mit der Musik von Tailb Kweli aufgewachsen ist, sollte mal einen Durchlauf riskieren.

the-hunger-games// Für den ersten Teil des Kassenschlagers „The Hunger Games“ lohnt sich wie schon bei der „Twilight-Reihe“ auch der Griff ins Plattenregal. Da steht nämlich der gleichnamige Soundtrack und der punktet mit zahlreichen Tracks von so renommierten Künstlern wie Neko Cas und Kid Cudi. Sogar Arcade Fire, The Decemberists und The Civil Wars geben sich ein Stelldichein, bevor der illustre Indie-Pop-Reigen von Birdy formvollendet beendet wird. Ein insgesamt überraschend homogener Soundtrack, der zwar im Laufe des Films nur eine untergeordnete Rolle spielt, dafür aber auf Silberling umso gelungener anmutet.

future-sounds-of-jazz-vol-12// Und ganze fünf Jahre haben wir auf einen neuen Teil der renommierten Compilation-Reihe „Future Sounds Of Jazz“ warten müssen. Nun ist es endlich soweit und schon beim Opener von Silberling Eins („Swing Pop“ von Der Dritte Raum im Acid Pauli´s Kosmik Remix) stellt sich dieses wohlige Gefühl ein, hier zuhause zu sein. Die beiden Scheiben sind wie geschaffen, um sie sich bei nächtlichen Fahrradfahrten durch Straßenschluchten über Kopfhörer zu Gemüte zu führen. Neben Hypnoloves „Midnight Cruising“ (im zauberhaften Mickey Moonlight Dub) haben es auch Sepalcure und Bibia Tanga auf dieses zeitgenössische Chill-Out-Tape geschafft. Im Grenzgebiet von Jazz und Pop hat sich diese Sampler-Reihe ihren Status als „Best Of All Time Compilations“-Status weiterhin redlich verdient. Bleibt nur zu hoffen, dass es nicht wieder weitere fünf Jahre dauert, bis ein Nachfolger erscheint.

lisa-hannigan-passenger// Wer genau hinguckt, kann auf dem Cover-Artwortk der neuen Platte von Lisa Hannigan die Orte entdecken, an denen die Musik entstanden ist. Die atmosphärischen Klänge der Liedermacherin erzeugen einen Sog der Emotionen, den man sich kaum zu entziehen vermag. „Passenger“ ist Lisas ganz persönliches Reise-Tagebuch. Es erzählt vom irgendwo ankommen und irgendwann weiterziehen. Es ist ein ergreifendes Album, das sich darüber hinaus auch mit der schwierigen Beziehung der Künstlerin zu ihrem Ex-Freund auseinander setzt. Wer auf anspruchsvollen und abwechslungsreichen Liedermacher-Pop abseits der gängigen Formatradioklänge steht, sollte unbedingt mal reinhören. Es lohnt sich. Und damit Schluss für heute. Bis zum nächsten Zuckerbeat.