// zuckerbeat vol. (2)56 – nostalgia

mit neuer Musik von VCMG, The Audience, White Rabbits, Grinderman, Pan-Pot, Aidan, Addison Groove & SCSI-9. // Das Bemerkenswertste zuerst: Vince Clarke und Martin L. Gore haben sich für das Projekt VCMG doch tatsächlich zu einer nicht mehr geglaubten Kollaboration hinreißen lassen. Fans von Depeche Mode sollten trotzdem erstmal einen Durchlauf riskieren, bevor sie zugreifen, […]

mit neuer Musik von VCMG, The Audience, White Rabbits, Grinderman, Pan-Pot, Aidan, Addison Groove & SCSI-9.

vcmg// Das Bemerkenswertste zuerst: Vince Clarke und Martin L. Gore haben sich für das Projekt VCMG doch tatsächlich zu einer nicht mehr geglaubten Kollaboration hinreißen lassen. Fans von Depeche Mode sollten trotzdem erstmal einen Durchlauf riskieren, bevor sie zugreifen, denn „Ssss“ hat nur wenig mit der Musik der Stadion-Waver gemein. Stattdessen arbeitet sich das Duo an zehn technoiden Tracks ab, die zum Rauschschwaden-Bad im intimen Elektro-Club einladen. Dieses Album entfaltet seinen Charme vor allem über Headphones oder im Club-Kontext. Man muss sich einfach einlassen auf diese Musik, dann verfällt man den Charme dieser düster-tanzbaren Tracks, die in der Techno-Szene auf sehr viel positive Resonanz stoßen werden. Ein tanzbares, beinahe hypnotiosches Werk zweier brillanter musikalischer Geister.

audience// The Audience sind nicht nur auf dem diesjährigen Würzburger „Umsonst und Draussen“-Festival zu Gast. Sie haben auch ein neues Album am Start, dass direkt auf die Herzen der Hörer zielt. Die Scheibe „Hearts“ punktet auch diesmal mit zwölf dynamischen Tracks, die schöne Erinnerungen an die Kollegen von The Robocop Kraus wach rufen. Überhaupt klang dieses Band noch nie fokusierter und stilsicherer als heute. Die Songs pendeln zwischen den Polen Post-Punk und New Wave, wobei das Ganze immer wieder mit progressiven Elementen aufgehübscht wird. Am Besten funktioniert das in dem Über-Hit „We Are Just The Hearts“, der sich jetzt schon als heißer tanzflächenfeger für die einschlägigen Indie-Discos empfielt. Also „Throw The Lost Unique Parts Down The Romantic Falls“…

white-rabbits// Mit den White Rabbits hat sich mal wieder ein potenzieller Kassenschlager im Hause „Mute“ breit gemacht. Die Songs des zweiten Albums „Milk Famous“ docken geradewegs an den Pop-Reigen des Debütalbums an und dürften für hocherfreute Grinsebacken auf den örtlichen Tanzflächen sorgen. Im Grenzgebiet von Elektro und Indie entsteht auf diese Weise eine formvollendete Melange, an der sich auch das nächste Album von Hot Chip messen lassen werden muss. Wer auf hypnotischen Piano-Pop mit elektronischen Rafinessen steht, sollte unbedingt mal reinhören. Es lohnt sich.

grinderman2rmx// Im Remix-Rausch befinden sich in der Zwischenzeit diverse Kollegen der Band Grinderman, die sich allesamt an Adaptionen des illustren Zweitwerkes der Band um Mastermin Nick Cave versuchen. Zwölf Tracks sind am Ende auf „Grinderman 2 RMX“ gelandet und die dürften für viel Furore bei den Fans sorgen. Was A Place To Bury Strangers und Unkle aus den Tracks von Grinderman machen, ist nahezu berauschend. Bisweilen überstrahlen die Versionen sogar die Originalsongs und decken eine Bandbreite in der zeitgenössischen Soundpalette ab, dass einem regelrecht schwindelig wird vor Glück. Wer denkt, Remix-Alben hätten heutzutage keine Berechtigung mehr, wird hier eines besseren belehrt. Wir fordern: mehr davon bitte.

panpot// Das Berliner Club-Label „mobilee“ veröffentlicht in der Zwischenzeit den bereits sechsten Teil seiner gelungenen Compilation-Reihe „Mobilee Back To Back“. Das Produzenten-Duo Pan-Pot präsentiert darauf seine Lieblingstracks aus dem Back-Katalog des Labels und versammelt diese Stücke auf Silberling Nummer eins. Während die erste CD eine Art Best-Of-Zusammenstellung aus dem Hause „Mobilee“ beinhaltet, wurde auf Scheibe Nummer Zwei ein bißchen in der heimischen Plattenkiste gestöbert und ein hübscher Megamix aus eigens produzierten Kuriositäten und Re-Edits zusammengeschraubt. Das wiederum gelingt vortrefflich und wird nur noch getoppt von der beiliegenden DVD, auf der sich nicht nur einige Festivalauftritte des Duos wiederfinden… nein, man bekommt darüber hinaus man auch eine gelungene Dokumentation des MTV-Regisseurs Sebastian Radlmeier vor den Latz geknallt, der das Duo zwölf Monate lang auf Tour begleitete.

aidan// Eine äußerst emotionale Angelegenheit ist das aktuelle Album des Dubliner Musikers Aidan. Der macht auf seinem aktuellen Album „Le Grand Discours“ nicht nur Damien Rice Konkurrenz, der schafft es auch den Hörer in die Hängematte zu schubsen, indem er die Zeiger seiner inneren Uhr auf Zeitlupe stellt. Das Album selbst ist auf einer zehnjährigen Reise quer durch Europa entstanden. Das Besondere daran: Aidan war lediglich mit Gitarre und Rad unterwegs, worauf wohl auch die Gelassenheit vieler Songs zurückzuführen ist. Lediglich im „Pill Song“ wird in bester Elliott Smith-Manier die elektrische Gitarre ausgepackt und in grunge-affine Schräglagen abgedriftet. Der Rest ist eigenwillig, spröde, romantisch und hymnisch zu gleich. Da bleibt nur zu hoffen, dass es am Ende nicht wieder zehn Jahre dauert, bis der Nachfolger erscheint.

addison// Anthony Williams war füher noch unter dem Namen Headhunter aktiv. Inzwischen sorgt er unter als Addison Groove für Aufsehen in der britischen Bass-Music-Szene. Der stampfende Auftakt-Knaller „Savage Henry“ gibt auf seinem aktuellen Album „Transistor Rhythm“ die Richtung vor. In der Szene dürfte er damit auf breites Interesse stoßen, dabei funktionieren seine Tracks nicht nur im Club-Kontext, sondern auch ganz hervorragend auf dem heimischen Sofa. Wer sich schon immer mal gefragt hat, wie Spank Rock heute klingen könnten, wenn sie sich nach ihrem famosen Erstling nicht dem Elektro-Pop-Bereich zugewandt hätten, hier bekommt man einen Eindruck davon.

scsi9//Das russische Techno-Duo Anton Kubikov und Maxim Milyutenko alias SCSI-9 (sprich: Skasi 9) zählt in seiner Heimat zu den renommiertesten Künstlern des Landes. Ihr aktuelles Album „Metamorphosis“ scheint eine Art Trance-Zustand zwischen Traum und Wirklichkeit auf Tonband zu überführen. Die sphärischen Sounds werden von den dynamischen Klängen eines Schlagzeuges unterfüttert und sorgen für eine äußerst entspannte Atmosphäre. Fans atmosphärischer Tech-House-Sounds dürften sich schon nach wenigen Sekunden in diesen Sound verlieben. Man möchte sofort die Augen schließen und sich in diesem Sammelsurium aus Dub-Passagen und Chill-Out-Klängen verlieren. Und damit Schluss für heute. Bis zum nächsten Zuckerbeat.