// aufgelesen vol. (1)10 – „zweiter hinterhof, aufgang a…“

mit Büchern von Carl Weissner, Rachel Rep, Alexander Krex, Thomas Mießgang, Valerie Höhne und Oliver Hüttmann. // Im „Milena“-Verlag erscheint in diesen Tagen ein zauberhaftes Werk namens „Eine andere Liga“. Im Mittelpunkt steht dabei der Kriminalroman „Der Tod von Paris“ von Autor Carl Weissner, der im vergangenen Jahr leider verstorben ist. Im Rahmen seines Buches […]

mit Büchern von Carl Weissner, Rachel Rep, Alexander Krex, Thomas Mießgang, Valerie Höhne und Oliver Hüttmann.

weissner// Im „Milena“-Verlag erscheint in diesen Tagen ein zauberhaftes Werk namens „Eine andere Liga“. Im Mittelpunkt steht dabei der Kriminalroman „Der Tod von Paris“ von Autor Carl Weissner, der im vergangenen Jahr leider verstorben ist. Im Rahmen seines Buches dreht sich alles um einen Krimi-Autor namens Gerald Lake, der immer wieder unschuldige Frauen ermordet. Da er das nicht nur in literarischer Form zu tun scheint, wird ein Pariser Psychater angeheuert, der sich um das Seelenleben des Protagonisten kümmern soll. Ob ihm das gelingt?

Es lohnt sich das herauszufinden. Nach dem Durchschmökern des Romans ist man in diesem Zusammenhang allerdings noch lange nicht am Ende angelangt. „Eine andere Liga“ versammelt nämlich noch eine ausgewählte Sammlung an Kurzgeschichten und Stories, die Weissner für Literatur-Zeitschriften und Fanzines verfasste. Dazu gesellen sich einige, wirklich interessante Interview, Briefe und Collagen. Das Buch setzt dem langjährigen Herausgeber von diversen Underground-Zeitschriften und Übersetzer in Sachen Bukowski, Ginsber und Burroughs ein kleines, aber feines Denkmal und führt dazu, dass man sich gleich noch ein paar weitere Bücher des Künstlers zu Gemüte führen möchte.

rachel-rep// Wer sich etwas intensiver mit dem Leben einer echten Rockmusikerin auseinander setzen möchte, der kommt in der aktuelle Autobiografie von Rachel Rep auf seine Kosten. In ihrem Werk „Panzerschokolade“ reflektiert sie die „Tour de force“ ihres Lebens und dürfte in diesem Zusammenhang auch bei allen Farin Urlaub-Fans für Aufregung sorgen. Rachel Rep ist nämlich Drummerin des „Farin Urlaub Racing Team“ und hat auch darüber hinaus noch einige interessante Erfahrungen gesammelt. Neben Hintergrundinformationen zu zahllosen Tourneen und Charthits bekommt man interessante Anekdoten über die Vorzüge von Sushi im Nightliner oder ihren früheren Job als Model präsentiert. Der Optimismus, den die Künstlerin dabei an den Tag legt, ist ansteckend und die humoristischen Passagen sorgen immer wieder dafür, dass einem als Leser ein breites Grinsen übers Gesicht huscht. Wenn du also mal wieder ein erfrischendes Buch über das Leben einer Rockmusikerin leben möchtest, dann schnupper mal rein. Mit etwas Glück erfährst du auch ein paar interessante Informationen zum Thema Farin Urlaub. Wobei der sich ja ganz bewusst hinsichtlich seiner Privatsphäre weitestgehend zurückhält.

cover_final_2// In „3,345108 Millionen Berliner“ erzählen einige Anwohner der Stadt „wer sie sind, wie sie leben und was das alles soll“. Das Buch von Alexander Krex versucht in diesem Zusammenhang ein Bild von einer Stadt zu zeichnen, deren Strömungen und Bewegungen man immer schwerer zu fassen bekommt. Der Autor und Lokalreporter, der schon für so renommierte Gazetten wie die „FAS“, das „Zeit-Magazin“ oder den „Tagesspiegel“ tätig gewesen ist, macht sich in seiner Geschichtensammlung daran, das Treiben vor Ort mit Leben zu erfüllen, indem er sich einzelne Protagonisten herausgreift und sie diesbezüglich ihren Standpunkt verdeutlichen lässt. So bekommt man eine Melange aus unterschiedlichen Meinungen, Eindrücken und Vorstellungen präsentiert, die ein komplexes Gesamtbild ergeben. Dieses Werk feiert am Ende nämlich das Individuum an sich, auch wenn es die DNA einer Stadt zu extrahieren versucht. So bewegt sich der Schriftsteller quer durch die Metropole von Mitte bis Marzahn und portraitiert eine bunte Mischung an Menschen, die allesamt versuchen, irgendwie ihr Leben auf die Reihe zu kriegen. „3,345108 Millionen Berliner“ ist ein wirklich aufschlussreiches und spannendes Buch über Boxer, Booker und Fahrlehrer. Über Friedhofsarbeiter und Missionare. Und wen es sonst noch alles so gibt – auf unserer Welt und in Berlin im Speziellen.

schweiss-drauf// Wer sich gerne einen kleinen, literarischen Erguss zum Thema „mies drauf sein“ ins Regal stellen möchte, der kommt im aktuellen Werk von Thomas Mießgang auf seine Kosten. „Scheiss drauf“ widmet sich auf elegante Weise dem Thema „Unhöflichkeit“ und reflektiert selbiges im Antlitz moderner Zeiten. Der Verfall der Umgangsformen schreitet im Rahmen unserer Gesellschaft immer schneller voran und so gilt es strategisch-durchdachte Maßnahmen zu entwickeln, so dass man dabei nicht unter die Räder kommt. Es geht darum die Unsinnigkeit so mancher gesellschaftlichen Konvention offenzulegen, indem man hin und wieder ganz bewusst über die Stränge schlägt. So leistet das Buch von Thomas Mießgang einen interessanten Beitrag zur „Kultur der Unhöflichkeit“ und macht ganz nebenbei deutlich, dass man hin und wieder auch mal das eine oder andere ungeschriebene Gesetz im Umgang miteinander übergehen muss, um sich Respekt zu verschaffen. Wenn du jetzt neugierig geworden bist, schnupper mal rein. Gerade zu Weihnachten ist „Scheiss drauf“ ein irrwitziger Spass voller „fieser“ Tipps, die man nur zu gerne selbst einmal ausprobieren möchte.

legendar// Wer sich etwas intensiver mit dem Thema TV-Serien auseinander setzen möchte, der kann sich nun einen kleinen Almanach namens „Das ist legendär!“ nach Hause holen, der die Inhalte von 66 angesagten TV-Reihen umreißt. Nach einer kurzen Übersicht mitsamt zeitlicher Zuordnung von den 60er Jahren bis heute geht’s dann direkt ans Eingemachte und man bekommt ebenso interessante wie amüsante Infos zu Klassikern wie „Miami Vice“ und „Mit Schirm, Charme und Melone“ präsentiert. Wobei natürlich auch aktuelle TV-Phänomene wie „The Big Bang Theory“ und „How I Met Your Mother“ zum Zuge kommen. Wer es gerne etwas anspruchsvoller mag, der kann sich zudem über moderne Klassiker wie „Breaking Bad“, „Mad Men“ oder „The Wire“ informieren. Den beiden Autoren Valerie Höhne und Oliver Hüttmann gelingt es dabei sehr gut die Inhalte der einzelnen Reihen kurz zusammenzufassen ohne allzu viel von der Handlung selbst zu verraten. Stattdessen werden aber die größten Aufreger und die potenzielle Zielgruppe definiert und man erwischt sich immer wieder dabei, wie einem ein sanftes Lächeln übers Gesicht huscht. Schade ist am Ende eigentlich nur eine Sache: es fehlt einfach zu viel. Gerade so renommierte Geheimtipps wie „Firefly“ und „Big Love“ hätte man in diesem Zusammenhang nur zu gerne gesehen, wobei es ja kein Problem sein sollte, das Ganze im Rahmen einer wie auch immer gearteten Fortsetzung zu besprechen. Wer sich als Laie einen kompakten Überblick über einige der wichtigsten TV-Reihen der Geschichte verschaffen möchte, der ist hier dennoch an der richtigen Adresse. Und damit Schluss für heute. Bis zur nächsten Leserunde.