mit Werken von Anneliese Mackintosh, Kate Tempest und Gert Möbius.
// Anneliese Mackintosh beschert uns in diesen Tagen ein ganz vorzügliches Debüt namens „So bin ich nicht“. Während die Kritiker sich bereits seit geraumer Zeit mit Lobeshymnen gegenseitig überbieten, sind wir zu Beginn noch etwas vorsichtig, müssen aber feststellen, dass wir uns dem Sog ihrer Worte nur schwer zu entziehen vermögen. In ihrer Geschichte geht es um eine Frau namens Greta, die zahlreiche Träume hat, die sich aber gerade deshalb im wahren Leben nur sehr schwer zurecht findet. In kurzen Episoden beschert uns die Protagonistin auf diese Weise einen Einblick in ihr Innerstes, das ebenso wiedersprüchlich wie faszinierend anmutet. Lediglich 68 Prozent des Buches seien wirklich passiert, schickt Mackintosh ihrem Werk voran und so ertappt man sich als Leser immer wieder dabei, ins Spekulieren zu geraten. Wenn du also auf rafiniierte, literarische Abhandlungen über das echte Leben stehst, dann wirst du dich schon nach kurzer Zeit in „Gretas Storys“ verlieren. Es lohnt sich, hier mal ein bisschen genauer hinter den schönen Schein zu blicken.
// Kate Tempest wiederum hat uns ja bereits mals Rapperin um den kleinen Finger gewickelt und jetzt erscheint auch noch ein literarischer Rundumschlag der preisgekrönten Künstlerin, den man sich auf keinen Fall entgehen lassen sollte, Zusammen mit ihren Protagonist*innen Becky, Pete, Leon und Harry machen wir uns auf den Weg raus aus London und doch bleiben alle irgendwie auf ihre Weise mit der Stadt verbunden. Auf ebenso zynische wie hintersinnige Weise gelingt es der Autorin dabei die Gedanken und Gefühle der einzelnen Figuren sehr gekonnt herauszuarbeiten und sie mit ihren eigenen Ängsten und Hoffnungen zu konfrontieren. Dabei ist die jeweilige Sichtweise immer von den persönlichen Erfahrungen geprägt und es prallen mitunder die unterschiedlichsten Einstellungen und Denkweisen aufeinander. Ob es im Leben am Ende um mehr geht, als irgendwie durchzukommen? Dieses Buch hier regt zum Nachdenken an und ist für alle just 30-gewordenen mehr als nur ein kurzweiliger Zeitvertreib für den Strandurlaub. Wer sich stattdessen lieber von den lyrischen Vorzügen der Künstlerin überzeugen möchte, der kommt bei einem Werk aus dem „Suhrkamp Verlag“ auf seine Kosten. „Hold Your Own“ versammelt in einer schönen hellgrünen „edition suhrkamp“-Ausgabe zahlreiche Gedichte der Musikerin, die wiedermal deutlich machen, warum sie der „Guardian“ zu den größten Talenten des Vereinigten Königreichs zählt. Wenn du also auf wahrhaftige Poesie mit viel Alltagsbezug stehst, dann bist du hier genau an der richtigen Adresse.
// Rio Reiser wiederum zählt ja bis heute zu den strahlendsten Gestalten der Pop-Geschichte. Nun hat sich sein eigener Bruder Gert Möbius daran gemacht, das Leben des großen Musikers noch einmal ins passende Licht zu rücken. Er beschreibt Rio Reiser dabei nicht nur als Exzentriker, sondern auch als Menschen, der immer wieder für eine Überraschung gut gewesen ist. Man hat dabei tatsächlich das Gefühl dem Wesen des Künstlers sehr nahe zu kommen, was aufgrund des familiären Bezugs natürlich auch nicht besonders verunderlich ist. Neben Auszügen aus bisher noch unveröffentlichten Dokumenten enthält das Werk auch Auszüge aus Rios Tagebuch und unveröffentlichte Fotos. Manchem mag das vielleicht zu viel des Guten sein, aber das muss nach Veröffentlichung von „Halt dich an deiner Liebe fest“ jeder für sich selbst entscheiden. Schade eigentlich, dass viele von uns ihn nicht mehr live auf der Bühne erleben durften.
UND WAS NUN?