// zuckerbeat vol. (4)58 – „meine flows sind antik“

mit neuer Musik von Ekat Bork, Pilz, CRX, Kofelgschroa, Embryo, Alicia Keys und The Rolling Stones. // Ekat Bork sucht auf ihrem aktuellen Album das Extrem. Die russische Künstlerin hatte vorab ein ebenfalls schon bemerkenswertes und grenzüberschreitendes Debüt abgeliefert, nun allerdings hat sie sich vollends den experimentellen Klängen verschrieben und weiß gerade deshalb zu verzücken. […]

mit neuer Musik von Ekat Bork, Pilz, CRX, Kofelgschroa, Embryo, Alicia Keys und The Rolling Stones.

ekat-bork// Ekat Bork sucht auf ihrem aktuellen Album das Extrem. Die russische Künstlerin hatte vorab ein ebenfalls schon bemerkenswertes und grenzüberschreitendes Debüt abgeliefert, nun allerdings hat sie sich vollends den experimentellen Klängen verschrieben und weiß gerade deshalb zu verzücken. Ja, dieses Album hier will erobert werden, die Musik macht es einem beileibe nicht einfach, aber gerade deshalb strahlt „YasDYes“ eine Langlebigkeit aus, die vielen anderen Releases heutzutage abgeht. Die kaltherzigen Klänge ihres Albums spiegeln sich dabei auch in Clips, wie zum Beispiel dem zur aktuellen Single „Red Sektor“, die einen in wahren Sog der Emotionen reißt. Es läuft einem im besten Sinne kalt den Rücken runter, wenn diese Musik hier läuft. Also lasst euch begeisternd von einer spannenden Künstlerin, die auch noch den Mut hat einen ihrer Songs „Happiness“ zu taufen.

pilz-kam// Es kratzt und das ist verdammt nochmal gut so. Pilz ist nicht nur eine begnadete Rapperin, sie versteht es auch sehr gekonnt, die Sprache der Straße auf Silberling zu transferieren ohne das man das Gefühl dabei hat, das ganze schon 100 Mal in einer ähnlichen Variante präsentiert bekommen zu haben. „Beef“ nennt sich passend dazu das Debütalbum der Künstlerin bei „Wolfpack Entertainment“ und das wirkt auf irritierende Weise einnehmend. Pilz rappt über Synthie-Beats und ihre Stimme klingt so unverwechselbar, dass man sich schon nach wenigen Tracks pudelwohl fühlt. Ihr Debüt dürfte dabei vor allem all jene freuen, die schon von den frühen „Aggro“-Ansagen oder den Veröffentlichungen aus dem Hause „Royal Bunker“ begeistert gewesen sind.pilz-beef Mit King Orgasmus One hat sich zudem ein namhafter Feature-Gast auf „Beef“ geschlichen, was der Scheibe einen gewissen Grad an Abwechslungsreichtum verleiht. Anfangs noch mit Maske unterwegs, hat die Künstlerin Selbige inzwischen abgelegt. Das wirkt nicht nur authentisch, es tut auch verdammt gut, in der männer-dominierten Deutsch-Rap-Welt mal wieder eine weibliche Stimme zu hören, die wirklich zu begeistern vermag. Das wiederum gilt auch für ihr aktuelles Album namens „Kamikaze“, das für uns jetzt schon ein heißer Anwärter auf die Jahrescharts ist. Gerade in der zweiten Hälfte der Scheibe läuft die Rapperin zu absoluter Bestform auf und beschert uns Tracks wie „Antik“ und „Empty“ die einem noch Stunden später im Kopf herum schwirren. Absoluter Höhepunkt ist das Stück „Wie wird man ein Drogendealer?“, das nochmal zusammenfasst, wo hierzulande die Systemschrauben angesetzt werden könnten. Ansonsten beschert und die Lübecker Rapperin nach einem Shout Out von Marcus Staiger höchstpersönlich hintersinnigen Battle-Rap gespickt mit jeder Menge Gesellschaftskritik. „Kamikaze“ ist im Gegensatz zum Vorgänger eher sample-lastig und mit D-BO und Vokalmatador sind auch diesmal wieder zwei spannende Feature-Gäste mit drauf. Also einfach mal reinhören in das Teil, es lohnt sich!

crx// CRX sollen ja so etwas wie die neuen Strokes darstellen und zugegeben: wenn man sich das Artwork der Platte so anschaut, dann kann man der Band durchaus unterstellen, dass sie jegliche Stilfragen hier mit einem fetten Ausrufezeichen in die Schranken zu verweisen mag. Der Tiger rockt und das Debütalbum tut es ihm gleich. Auf herrlich zurückgelehnte Weise, von jaulenden Gitarren getrieben, entfalten Songs wie „Ways To Fake It“ schon nach wenigen Durchlaufen ihren Charme und auch, wenn die Band (wie in „Broken Bones“) hin und wieder zu sehr an der Effektschraube dreht, gelingt es der Gruppe, aus der Masse an Veröffentlichungen herauszustechen und ein zeitgemäßes Gitarrenrock-Album aus dem Ärmel zu schütteln, dessen Songs man am Liebsten sofort lautstark mitträllern möchte. Wenn du also noch nach ein paar passenden Sounds für die nächste Studentenparty suchst, dann lass dir „New Skin“ nicht entgehen. Es macht wirklich verdammt viel Spaß.

kofelgschroa// Kofelgschroa haben ja bereits mit ihrem letzten Album abseits der gängigen Genre-Grenzen Nischen beackert, von denen man noch nicht einmal wusste, dass es sie gabt. Auf ihrem neuen Album „Baaz“ zeigen sich die vier jungen Männer nun sichtlich gereift und es dürfte nicht mehr allzu lange dauern, bis ihnen der große Durchbruch winkt. Man stelle sich einfach mal vor eine Blaskapelle träfe auf eine psychedelisch angehauchte Rockformation und die beiden würden zusammen zu jammen beginnen. Genauso klingen die neuen Songs der Band, die uns nun schon seit acht Jahren ganz wunderbare Melodien beschert, welche die Grenzen des volksmusikalisch möglichen ausloten. Wenn du dich also schon immer mal gefragt hast, wie man ein angestaubtes Genre formvollendet mit zeitgenössischen Sounds und Klängen unterfüttert, dann bist du hier genau an der richtigen Adresse.

embryo// Embryo sind inzwischen schon seit fast 50 Jahren aktiv und es ist wahrlich bemerkenswert, mit welchem Enthusiasmus der Kollektiv-Kopf Christian Buchard auch heute noch an die ganze Geschichte herangeht. Das neueste Album namens „It Do“ transferiert nicht nur den Slogan der Hippies („Do It“) ins Hier und Jetzt, die Scheibe beinhaltet auch erstmals Eigenkompositionen von Buchards Tochter, die bereits mit 11 Jahren des erste Mal mit der Band zusammen aufgetreten ist. Heraus kommt ein spannendes Krautrock-Album, das man allen Fans des Genres nur innig an Herz pressen möchte. Embryo haben auch nach einem knappen halben Jahrhundert nicht an Anziehungskraft verloren.

alicia-keys// Alicia Keys hatte schon immer ein Händchen dafür, den Zeitgeist zu spiegeln. Auch auf ihrem neuen Album ist sie voll und ganz im Hier und Jetzt verankert und hat es passend dazu auch gleich noch mit dem schönen Titel „Here“ bedacht. Auf ihrem inzwischen sechsten Studioalbum zeigt sich die Künstlerin hierbei sichtlich von allen Fesseln befreit und richtet ihren Fokus auf die dringlichen Aspekte des Lebens. Dass sie dabei auch auf die Mithilfe von A$ap Rocky und Nas vertraut, dürfte dem Erfolg des Album nicht unbedingt abträglich sein, aber darüber hinaus muss man dieser Musikerin auch zugestehen, dass sie in der heutigen Zeit eine Art von Relevanz ausstrahlt, welche vielen Kollegen im Popgeschäft abgeht. Wenn auch alle um einen herum austauschbar klingen, Alicia Keys tut das nicht und so freuen wir uns über 16 Songs exklusive Bonus-Tracks die im wahrsten Sinne des Wortes zu Herzen gehen.

rolling-stones// Wer sich einen Eindruck davon verschaffen möchte, welche Massen die altehrwürdigen Rolling Stones auch heute noch zu bewegen vermögen, der sollte unbedingt zu einem neuen DVD-CD-Set namens „Havanna Moon“ greifen, dass in diesen Tagen hierzulande in den Handel kommt. Darauf finden sich die altehrwürdigen Recken in Kuba wieder und treffen dort auf eine fanatische Menge. Die Stones preschen passend dazu auch gleich mal mit „Jumpin´ Jack Flash“ nach vorne und spielen ein famoses Best-Of-Set, dass man entweder auf zwei Silberlingen oder auf Mattscheibe genießen kann. Natürlich ersetzt das nicht, selbst dabei gewesen zu sein, aber die Gänsehautatmosphäre überträgt sich dennoch schon nach kurzer Zeit auf den Zuschauer. Was Mick Jagger, Keith Richards, Charlie Watts und Ronnie Wood hier vor über einer Million Fans abliefern, ist bemerkenswert und so bleibt zu hoffen, dass auch das neue Album die Energie dieses Live-Auftritts in Havanna versprüht.