mit neuen Büchern von der Gruppe Ja, Panik, Carrie Brownstein, Dirk Sterman, Almut Klotz und dem Bookazine „Vinyl Stories“.
// Die Tage werden kürzer und so bleibt auch wieder mehr Zeit zum Lesen. Passend dazu haben wir auch heute wieder ein paar spannende Lektüren für euch zusammengesucht, die euch die Zeit bis Weihnachten versüßen werden. Den Auftakt macht die Gruppe Ja, Panik, die sich in Form einer ganz besonderen Art von Biografie zu Wort meldet. Zum 10ten Geburtstag der österreichischen Gruppe, die inzwischen in Berlin sesshaft geworden ist, versucht die Gruppe noch einmal ihr bisheriges Bestehen als Band rückzuvollziehen und das entpuppt sich als überaus spannendes Unterfangen. Schlagzeuger Sebastian Janata und Bassist Stefan Probst durchwühlen fortan das Archiv der Band und die Keyboarderin Laura Landergott interviewte darüber hinaus eine ganze Menge an Menschen, die in diesem Zusammenhang als wichtig erscheinen. Heraus kommt eine Art E-Mail-Verkehr, der im übertragenen Sinne auch dazu dient, aufzuzeigen, dass Ja, Panik sich ständig im Fluss zu befinden scheinen. Das Ergebnis ist nicht nur überaus lesenswert, sondern führt vor Augen, wie man die eigene Geschichte nicht nur anhand der gängigen Faktensammlungen durchdekliniert. Ganz im Gegenteil: „Futur II“ ist ein überaus ambitioniertes und vielschichtiges Werk, das wirkliche Einblicke ins Bandgefüge erlaubt, manches dabei aber auch ganz bewusst außen vorlässt. Der gleichnamige Song zum Buch erscheint übrigens ebenfalls in diesem Monat auf dem Weihnachts-Sampler „Santo Klaus“. Und den werden wir euch sicher demnächst auch hier noch vorstellen.
// Weiter geht’s mit Carrie Brownstein. Die ist nicht nur bei der Band Sleater-Kinney als Sängerin aktiv, sie hat auch mit „Portlandia“ eine ganz wunderbare und schräge TV-Reihe aus dem Hut gezaubert. In ihrem Werk „Mordern Girl“ dreht sich dabei alles ihr „Leben mit Sleater-Kinney“ und das hat es ganz schön in sich. Das Werk selbst setzt dabei im Jahre 2006 an. Die Protagonistin fühlt sich komplett ausgebrannt und das Ende ihrer Band ist vorerst besiegelt. Von diesem Ausgangspunkt aus erzählt uns die Autorin von ihrer Kindheit und Jugend, genauso wie von der Gründung der Gruppe im Jahre 1994. Angestachelt von der Riot-Grrl-Bewegung erobert Brownsteins Gruppe die Herzen im Sturm und trifft mit ihrer Musik exakt den Zeitgeist. Die Band wird nahezu kultig verehrt, doch das Gefühl des Rausches, das sich dabei einstellt, ist vergänglich und so gehen all die Dinge um Brownstein herum keineswegs spurlos an der Protagonistin vorbei. Wenn du also mal wieder ein packendes und ehrliches Werk über das Leben in einer Band lesen möchtest, dann lass dir dieses Werk nicht entgehen.
// Nachdem mit dem Magazin „Mint“ zuletzt bereits eine überaus gelungene Publikation im Zeitschriftenformat zum Thema „Schallplatten“ erschienen ist, wird nun noch einmal in Form eines „Bookazines“ nachgelegt. Unter dem schönen Titel „Vinyl Stories“ machen sich die Macher daran, eine formvollendete erste Ausgabe aus dem Ärmel zu schütteln, die wirklich kaum Wünsche offen lässt. In dem Werk geht es dabei natürlich vorwiegend um die Liebe zum schwarzen Gold und wir bekommen nicht nur jede Menge zauberhafte Fotos und Motive präsentiert, sondern auch spannende Geschichten über die Suche nach der begehrten Erstpressung, die Psychopathologie des Plattensammelns und die Kunst, etwas Ordnung in die ständig anwachsende Sammlung zu bringen. Alle Artikel sind mit sehr viel Liebe geschrieben und die Fotostrecken zwischendurch lockern das Ganze immer wieder auf. Dabei geht es den Machern um Langlebigkeit, sie möchten zeitlose Geschichten aus der Vinyl-Welt an den Sammler bringen und streuen dabei auch jede Menge spannende Plattentipps mit ein, wobei auch aktuelle Reviews vollkommen verzichtet wird. Wenn du dich also ein wenig in der Welt rund um das „schwarze Gold“ verlieren möchtest, dann schnapp dir diese Erstausgabe. Es lohnt sich.
// Dirk Stermann ist nicht nur österreichischer Radiomoderator, er schreibt in regelmäßigen Abständen aber auch immer wieder amüsante Lektüren, die man sich auf keinen Fall entgehen lassen sollte. Nach „Sechs Österreicher unter den besten Fünf“ und „Stoß im Himmel“ erscheint bei „Rowohlt“ nun sein neuestes Werk namens „Der Junge bekommt das Gute zuletzt“. Darin geht’s diesmal ziemlich traurig zu. Im Mittelpunkt der Geschichte steht ein Dreizehnjähriger namens Claude, dessen Eltern fortan getrennte Wege gehen. Claude allerdings hat überhaupt keine Lust aus der Bude auszuziehen und stürzt sich fortan einfach in das Leben und alles, was es für ihn zu bieten hat. Zusammen mit Taxifahrer Dirko, der jede Menge falsche Ausweise besitzt und der potenziellen großen Liebe namens Minako, geht es anschließend drunter und drüber. Dabei wollte der junge Claude doch eigentlich nur wieder dieses Gefühl haben, irgendwo dazuzugehören. Was also wäre da naheliegender, als direkt mit Minako eine eigene Familie in Angriff zu nehmen? Wenn du wissen möchtest, wie dieser ganz wunderbare und melancholisch-stimmende Roman ausgeht, schnupper unbedingt mal rein. Es lohnt sich.
// Zu guter Letzt noch der Hinweis auf das aktuelle Werk von Almut Klotz, die mit „Fotzenfenderschweine“ zum großen Rundumschlag ausholt. Mit ihrem Werk erzählt sie nicht nur von ihrem Leben als Künstlerin, das sie mit allen Höhen und Tiefen formvollendet auslotet. Es bleibt gleichzeitig auch eine Art Vermächtnis der Künstlerin, die im August 2013 leider verstorben ist. Im Laufe ihres Lebens hat sie dabei nicht nur zusammen mit Funny van Dannen und Christiane Rösinger die Lassie Singers ins Leben gerufen und das Label Flittchen Records gegründet. Sie war auch Betreiberin einer Bar (der „Flittchenbar“) und gründete den Popchor Berlin. Nach dem Ende der Lassie Singers war sie zusammen mit Rev. Christian Dabeler (über die Beziehung zu ihm dreht sich ebenfalls ein Großteil des Werkes) aktiv bei dem Duo „Klotz + Dabeler“ und schenkte uns mit „Lass die Lady rein“ auch noch ein ganz wunderbares Abschlusswerk, welches kurz nach ihrem Tod veröffentlicht worden ist. Ihr Buch wiederum ist nicht nur ein Plädoyer für ein leidenschaftliches Leben und ihre Beziehung zu Dabeler, es ist auch eine Abrechnung mit der Indie-Pop-Szene, wobei die Künstlerin niemals ein Blatt vor den Mund nimmt. Gerade ihre Offenheit macht Almut Klotz so besonders und so möchten wir euch dieses Werk aus dem „Verbrecher Verlag“ auch nur ganz innig ans Herz pressen. Also viel Spaß beim Lesen. Bis zum nächsten Mal.
UND WAS NUN?